Offizielle Zahlen gibt es noch nicht. Doch in Branchenkreisen wird offen darüber geredet, dass der Champagnerkonsum in Frankreich in den letzten Wochen und Monaten dramatisch eingebrochen ist. Rezessionsängste sowie die steigende Steuer- und Abgabenlast scheinen vielen Franzosen die Champagnerlaune verhagelt zu haben.
Der Verlust des Spitzenratings durch Standard & Poors in dieser Woche dürfte das Konsumklima in Europas zweitgrösster Volkswirtschaft weiter verschlechtern. Die Champagnerindustrie ist alarmiert. Rund 58 Prozent allen Champagners wird nämlich in Frankreich selbst konsumiert. Zwar lassen die Franzosen schon seit Jahren immer seltener die Korken knallen. Doch statt einem durchschnittlichen jährlichen Rückgang von rund zwei Prozent droht jetzt ein regelrechter Einbruch. Bei einzelnen Champagnermarken, etwa Lanson, steht derzeit ein Minus von deutlich über 20 Prozent in den Büchern.
Derzeit versuchen die Champagnerproduzenten, ihre Verluste in der Heimat durch verstärkte Anstrengungen auf den Auslandsmärkten wettzumachen. Doch in Grossbritannien, dem wichtigsten Exportmarkt, gehen die Verkäufe des Edelschaumweins ebenfalls drastisch zurück. Die Märkte in Nordamerika und Deutschland – Nummer 2 und 3 unter den Exportnationen – sind derzeit noch relativ stabil. Deshalb konzentrieren viele Champagnerhäuser ihre Anstrengungen auf diese Exportnationen. Die Vorgehensweise ist allerdings äusserst preisaggressiv. Bei Abnahme von 60 Magnumflaschen für den glasweisen Ausschank wird der Gastronomie teilweise dieselbe Menge an Magnumflaschen gratis mitgeliefert. Das Margenschrumpfen hat vor allem für die Markenchampagner mit ihren hohen Vertriebs- und Marketingkosten dramatische Folgen. Aber auch die mittelpreisigen Champagner spüren bereits die Auswirkungen dieser Preispolitik.