Der Boden

Grund für Spitzenqualität

Der Boden prägt den Cha­rak­ter des Weins, sagen die Fran­zo­sen. Doch wel­cher Boden den bes­ten Wein ergibt, hat noch kein Wis­sen­schaft­ler der Erde her­aus­ge­fun­den. Ein Pri­vi­leg des bes­ten Bodens gibt es nicht.

Der Grund, auf dem die Rebe wächst, ist von gro­ßer Bedeu­tung für Art und Qua­li­tät des spä­te­ren Weins. Was aber genau die Eig­nung eines Bodens aus­macht, dar­über sind sich Wis­sen­schaft­ler und Prak­ti­ker uneins. Fran­zo­sen und Deut­sche gehen davon aus, daß die Zusam­men­set­zung des Bodens, ins­be­son­de­re die mine­ra­li­sche Zusam­men­set­zung, den Stil und Cha­rak­ter eines Weins prä­gen: ob er auf Löß oder Gra­nit, Bunt­sand­stein oder Kalk gewach­sen ist. Ame­ri­ka­ner und Aus­tra­li­er nei­gen eher zu der Ansicht, daß Auf­bau und Struk­tur des Bodens, weni­ger sei­ne mine­ra­li­sche und orga­ni­sche Zusam­men­set­zung, Cha­rak­ter und Qua­li­tät des Weins ausmachen.

Prägt der Boden den Weingeschmack?

Für die euro­päi­sche Auf­fas­sung spre­chen vie­le Grün­de. Die bes­ten Pinot Noir der Welt gedei­hen auf Kalk­bö­den der Côte d’Or im Bur­gund. Die Wei­ne von Pouil­ly ver­dan­ken ihre Eigen­art den mit Sil­ex (Feu­er­stein) durch- misch­ten Kalk­bö­den an den Hän­gen der Loire. Eini­ge Grands Crus aus dem Elsaß erhal­ten ihr cha­rak­te­ris­ti­sches mine­ra­li­sches Bou­quet nur auf den Gneis-Verwitterungsböden am Fuße der Voge­sen. Den deut­schen Ries­lin­gen von der Mit­tel­mo­sel, wo der blaue Devon- Schie­fer vor­herrscht, wird sogar ein typi­sches Schiefer-Bouquet nachgesagt.

Qualität kennt viele Böden

Die Win­zer der Neu­en Welt haben frei­lich auch nicht unrecht. Ries­ling, Sau­vi­gnon Blanc und Pinot Noir wach­sen auf ganz ande­ren Böden und erge­ben dort gute bis sehr gute, cha­rak­ter­vol­le Wei­ne. Ganz zu schwei­gen von Caber­net Sau­vi­gnon und Char­don­nay: Nicht nur ein­mal haben kali­for­ni­sche Wei­ne aus die­sen Sor­ten die fran­zö­si­schen Pen­dants in Blind­de­gus­ta­tio­nen geschla­gen oder waren ihnen zum Ver­wech­seln ähn­lich, obgleich die Böden im Napa Val­ley völ­lig ver­schie­den, gera­de­zu kon­trär zu denen des Médoc bezie­hungs­wei­se der Côte de Beau­ne sind: Sie sind sau­er, wäh­rend jene stark kalk­hal­tig sind.

Viele Böden sind gut, einige besser

Tat­säch­lich schlie­ßen sich bei­de Auf­fas­sun­gen nicht aus. Um über­haupt Qua­li­täts­wein­bau zu betrei­ben, müs­sen bestimm­te Vor­aus­set­zun­gen vor­han­den sein: leich­te, war­me, tro­cke­ne Böden mit einer nicht zu gro­ßen, aber auch nicht zu gerin­gen Men­ge an orga­ni­schen Stof­fen, um ein gesun­des vege­ta­ti­ves Wachs­tum zu ermög­li­chen. Zusätz­lich kann ein bestimm­ter Boden­typ mit einer beson­de­ren mine­ra­li­schen Zusam­men­set­zung für eine Reb­sor­te för­der­lich bezie­hungs­wei­se für die Fines­se eines bestimm­ten Wei­nes ver­ant­wort­lich sein: zum Bei­spiel Feu­er­stein an der Loire, Urge­stein in der Wach­au, Schie­fer an der Mosel.

„Terroir“ ist mehr als Boden

Die Qua­li­täts­phi­lo­so­phie der Euro­pä­er wur­de von den Fran­zo­sen ent­wi­ckelt und wird mit dem Begriff „ter­ro­ir“ beschrie­ben. „Ter­ro­ir“ ist mehr als Boden. Bru­no Prats, Eig­ner von Châ­teau Cos d’Estournel in St-Estèphe, hat die Qua­li­täts­phi­lo­so­phie ein­mal so for­mu­liert: „Eine unend­li­che Anzahl von Fak­to­ren beein­flußt den Wein: Tag- und Nacht­tem­pe­ra­tu­ren, Ver­tei­lung der Nie­der­schlä­ge auf das Jahr, Anzahl der Son­nen­stun­den, Tief­grün­dig­keit des Bodens, sein pH-Wert, sein Was­ser­rück­hal­te­ver­mö­gen, sei­ne mine­ra­li­sche Zusam­men­set­zung, die Ober­flä­chen­ge­stalt der Land­schaft, die Son­nen­aus­rich­tung – um nur eini­ge die­ser Fak­to­ren zu nen­nen. Das Wir­kungs­ge­fü­ge all die­ser Fak­to­ren zusam­men nen­nen wir in Frank­reich ‘ter­ro­ir’.“

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