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Barolo-Legende Aldo Conterno tot

Am Wochenende ist der piemontesische Spitzenwinzer Aldo Conterno gestorben. Er wurde 81 Jahre alt. Das Weingut mit seinen 25 Hektar Rebfläche bei Monforte d’Alba geht auf seine drei Söhne Franco, Stefano und Giacomo über, die bereits in den letzten zehn (und mehr) Jahren die Leitung übernommen hatten.

Aldo Conterno hatte bereits in der 70er Jahren Qualitätsmaßstäbe für den Barolo gesetzt. Er gehörte zu den Ersten, die die Traubenerträge für Nebbiolo senkten und herausragende Lagen separat vinifizierte. So entstanden seine drei Lagen-Barolo Romirasco, Cicala und Colonello. Sie werden noch heute produziert und bilden die Spitze seines Sortiments. Aber auch in der Kellerarbeit war Aldo Conterno bahnbrechend. Zunächst erkannte er die besondere Wichtigkeit von Sauberkeit und Hygiene für lange reifende Weine. Dann begann er, die Maischestandzeit und den Faßausbau zu verkürzen. Diese Maßnahmen führten 1969 zum Bruch mit seinem Bruder Giovanni Conterno, der seinen besten Barolo, den Monfortino, damals noch zehn Jahre im Faß reifen ließ. Die Weinberge der Familie Conterno wurden aufgeteilt. Giacomo bekam die Rebflächen in Serralunga, Aldo übernahm die Rebflächen in Monforte, wo er auch sein eigenes Weingut baute. Gleichwohl ist Aldo Contorno als Mensch und Winzer immer in der Tradition der Langhe verhaftet geblieben. Mit neuem Holz sind seine Barolo nie in Berührung gekommen. Bis heute werden sie in großen alten Fässern aus slawonischer Eiche ausgebaut – und zwar eher kürzer als länger. Dafür reifen sie im Anschluß an den Faßausbau lange auf der Flasche nach, bevor sie freigeben werden. Der Spitzenwein Granbussia, eine Cuvée der besten Trauben aus den drei Lagen, kommt (wie der Monfortino seines Bruders heute) erst nach sieben Jahren auf den Markt, hat aber nur dreieinhalb Jahre im Holzfass gelegen. In Barriques reifen lediglich Barbera, Nebbiolo d’Alba und Langhe Rosso.

Der Übergang von Aldo Conterno auf seine Söhne verlief nicht problemlos. Die unterschiedlichen Vorstellungen führten dazu, dass die Weine einige Jahre nicht das Optimum widerspiegelten, das die Lagen hergaben. Inzwischen haben die Brüder ihren Stil gefunden: elegante statt überextrahierte Barolo mit einer markanten Säure. Aldo Conternos Lebenlauf spiegelt das Schicksal der Nachkriegsgeneration. Zu Zeiten der Hungersnot nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte er in die USA aus. Bei Verwandten in Kalifornien erlernte er das Winzer-Handwerk. Da er einen amerikanischen Pass bekam, mußte er Armeedienst leisten und wurde im Korea-Krieg eingezogen (1959 – 1953). Ende der 50er Jahre kehrte er nach Italien zurück.

 

 

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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