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Weinland Südafrika

Kap der guten Weine

Südafrika ist eines der dynamischsten Weinländer auf dem Globus. Dabei ist es erst Mitte der 1990er nach dem Ende der Apartheid wieder auf der Weinlandkarte erschienen. Seit­dem erhöht sich die Zahl der Weingüter ebenso wie die Qualität ihrer Produkte.

Stilistisch betrachtet liegen die Weine Südafrikas zwischen der Opulenz von Überseeweinen und der Feinheit der Tropfen aus dem klassischen Europa. Dabei bieten sie viel Trinkgenuss fürs Geld. Der Löwenanteil der rund 120 000 Hektar Weinberge Südafrikas liegt im hügeligen Land um Stellenbosch, ca. 50 Kilometer östlich von Kapstadt sowie um das weitere 30 Kilometer entfernte Paarl. Von der Anbaufläche her liegt Südafrika auf Platz 13 der weltweiten Statistik, zwei Plätze vor Deutschland.

Kühle Brise

Warme Sommer und milde Winter prägen das Klima am Kap. Hier wäre es eigentlich für den Weinbau zu heiß, würde nicht der Benguelastrom mit Wasser aus der Antarktis für Abkühlung sorgen. Vom Meer her Landschaften weht fast ständig eine kühle Brise, der „Cape Doctor“. Der vertreibt auch Schädlinge aus den Weinbergen und begünstigt den naturnahen Anbau. Südafrika hat als Weinbaunation eine vergleichsweise kurze, aber bewegte Geschichte. 1655 pflanzten niederländische Siedler auf der Kap-Halbinsel im heutigen Constantia erste Rebstöcke. Als Zwischenhalt für die Seefahrt machte man gute Geschäfte mit Wein und Destillaten. Ende des 19. Jahrhunderts vernichtete allerdings die Reblaus sämtliche Weinberge. Und erst mit dem Ende der Apartheid und der Aufhebung des UN-Handelsembargos kam die Weinwirtschaft wieder in Fahrt.

Reben aus Frankreich

Bald wurde sie zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor der jungen Demokratie. Rund 340 000 Südafrikaner arbeiten in der Weinbranche. Über die Hälfte der Reben Südafrikas ist weiß – mit abnehmender Tendenz. Die am häufigsten vertretene Sorte ist Chenin blanc, die von der Loire stammt. Die Rebe hat sich hervorragend an das trockene Klima adaptiert kann einfache wie auch hochklassige, kraftvolle Weine hervorbringen. Ebenfalls aus Frankreich stammen der duftige Sauvignon blanc und der elegant bis kraftvolle Chardonnay.

Spezialität Pinotage

Bei den roten Reben führt die fruchtigwürzige Bordeaux-Rebe Cabernet Sauvignon knapp vor dem kräftigen, pfeffrigen Syrah, der hier Shiraz heißt. Eine Spezialität Südafrikas ist der beerenfruchtige, oft wild-würzige Pinotage. Die Sorte wurde an der Universität Stellenbosch gezüchtet. Pinot noir (Spätburgunder) wächst in den kühleren Regionen in Meeresnähe und in Franschhoek. Er wird auch zur Produktion hochwertiger Schaumweine (Cap Classique) verwendet.

Wichtige Regionen:

Constantia

1652 pflanz­te der hol­län­di­sche Arzt Jan van Riew­be­eck die ers­ten Reben nahe  der Tafel­bucht bei Kap­stadt. Dort befin­det sich heu­te das ältes­te Anbau­ge­biet Süd­afri­kas. Im 18. Jahr­hun­dert war es für sei­nen Süß­wein welt­be­rühmt, Napoleon Bonaparte ließ ihn sich in sein Exil nach St. Helena schicken. Heu­te wer­den in dem kühlen Kli­ma saf­ti­ge Sau­vi­gnons und Char­don­nays erzeugt, die zu den bes­ten des Lan­des gehören. Auch eini­ge sehr gute Cabernet-Merlot-Cuvées kom­men von dort.

Stellenbosch

Die größ­te Dich­te an Spit­zen­wein­gü­tern fin­det sich in Stel­len­bosch, knapp 50 Kilo­me­ter östlich von  Kap­stadt. In dem male­ri­schen, von hol­län­di­schen und eng­li­schen Tra­di­tio­nen gepräg­ten Anbau­ge­biet ent­ste­hen kräf­ti­ge, tan­nin­rei­che Rot­wei­ne aus Caber­net Sau­vi­gnon, Mer­lot und Pino­ta­ge. Auf den hoch gelegenen Hän­gen des Simons­bergs und des Hel­der­bergs wach­sen kräf­ti­ge, frucht­be­ton­te Weiß­wei­ne, vor allem Sau­vi­gnon und Chenin blanc, aber zuneh­mend auch gute Char­don­nays.

Franschhoek

Nörd­lich von Stel­len­bosch gele­gen, gehört die­ses rela­tiv war­me, lang­ge­streck­te Tal zu den tou­ris­tisch am stärks­ten fre­quen­tier­ten, ange­se­hens­ten Anbau­ge­bie­ten Süd­afri­kas. Besie­delt wur­de das „Franzoseneck“ im 17. Jahr­hun­dert von fran­zö­si­schen Huge­not­ten. Sie hatten französische Rebsorten im Gepäck und brachten dem gesamten Weinbau im Land wichtige neue Impulse.

Paarl

Nörd­lich von Kap­stadt gele­ge­nes, war­mes Anbau­ge­biet. Hier hat die große Genossenschaft KWV ihr Hauptquartier, ebenso das weltweit agierende Unternehmen Nederburg. Dazu kommen aufstrebende pri­va­te Wein­gü­ter. Auf Weinbergen in kühleren Winkeln wie etwa am Fuß des Simonsbergs wachsen exzel­len­te Rot­wei­ne.

Andere Weinanbaugebiete

Elgin Valley

Relativ hoch gelegenes Tal 40 Kilometer südöstlich von Stellenbosch. Ursprünglich wurden die Flächen ausschließlich für Obst genutzt. Im kühlen Mikroklima gelingen Pinot Noir und Chardonnay besonders gut.

Walker Bay

Eines der kühls­ten Anbau­ge­bie­te Süd­afri­kas, bei Her­ma­nus direkt am Schei­tel­punkt von Atlan­ti­schem und Indi­schem Oze­an gele­gen. In den 1970er Jah­ren wur­den hier erst­mals Char­don­nay, Sau­vi­gnon Blanc und Pinot Noir gepflanzt.

Durbanville

Das kleine Anbau­ge­biet nörd­lich von Kap­stadt bie­tet bes­te Vor­aus­set­zun­gen für moder­ne Cool-Climate-Weine.

Swartland

Aufstrebende und experimentierfreudige Region an der Atlantikküste nördlich von Kapstadt. Hier setzten die Winzer auf Rebsorten von der Rhone wie Syrah, Cinsault und Mourvedre, bei den weißen dominiert der Chen in blanc.

Das Weinland Südafrika in Zahlen

Reb­flä­che: 120 000 Hekt­ar

Ca. 55 Prozent der Rebfläche sind mit  weißen, 45 Prozent mit roten Sorten bestockt

Die 10 häu­figs­ten Reb­sor­ten

Che­nin Blanc            weiß   17200 ha

Colom­bard                weiß   10500 ha

Cab. Sau­vi­gnon        rot       9900 ha

Sauvignon blanc      weiß   9800 ha

Pino­ta­ge                    rot       6630 ha

Char­don­nay              weiß  6587 ha

Mer­lot                        rot       5400 ha

Ruby Cabernet         rot       1950 ha

Cinsault                     rot       1700 ha

Mus­cat d’Alexandrie weiß 1560 ha

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