Weinland Vereinigte Staaten

Wein mit unbegrenzten Möglichkeiten

Das Napa Val­ley ist inner­halb von 50 Jah­ren von einem grü­nen Tal, in dem Scha­fe und Rin­der gras­ten, zum inno­va­ti­ons­freu­digs­ten und spek­ta­ku­lärs­ten Wein­an­bau­ge­biet Kali­for­ni­ens gewor­den – eine Ent­wick­lung, für die Wein­gü­ter in Euro­pa 150 Jah­re benö­tig­ten. Aber Napa ist nicht das ein­zi­ge Anbau­ge­biet Kali­for­ni­ens. Auch in ande­ren Zonen des „Sun­ny Sta­te“ wächst Wein – teils edler, teils schlich­ter Massenwein.

Kalifornien

Der son­ni­ge Wes­ten der USA erlebt erst seit den 1970er Jah­ren einen Wein­boom. Trotz­dem lie­gen Wei­ne aus Napa, Sono­ma, Mon­terey, San­ta Bar­ba­ra und ande­ren Anbau­ge­bie­ten Kali­for­ni­ens bei inter­na­tio­na­len Pro­ben oft auf den vor­de­ren Plät­zen. Die Son­ne Kali­for­ni­ens ist nicht der ein­zi­ge Fak­tor, der zum Auf­schwung der Wein­in­dus­trie geführt hat. Schon im letz­ten Jahr­hun­dert war bekannt, daß sich die Böden an der gesam­ten West Coast für den Wein­bau eig­nen. Spä­tes­tens seit den For­schungs­ar­bei­ten der Weinbau-Universität Davis, die in den 50er Jah­ren vor­ge­legt wur­den, ist klar, daß vor allem auch das Kli­ma in den pazi­fik­na­hen Gebie­ten gute Vor­aus­set­zun­gen für fei­ne Wei­ne bietet.

Die Anfänge des Weinbaus

Die Geschich­te des kali­for­ni­schen Wein­an­baus beginnt 1769 in San Die­go. Der Fran­zis­ka­ner­mönch Juní­per­ro Ser­ra errich­te­te eine Ket­te von Mis­si­ons­sta­tio­nen, die sich auf dem Weg nach Nor­den bis nach Sono­ma zogen. Da die Pad­res Meß­wein für ihre Got­tes­diens­te benö­tig­ten, pflanz­ten sie Reben an. Es waren Sor­ten, die die Spa­ni­er einst nach Mexi­ko gebracht hat­ten, etwa die Criol­la. 1782 wur­de der ers­te Mis­si­ons­wein in San Juan Capis­tra­no gekel­tert. Er muß kaum genieß­bar gewe­sen sein. Um 1833 pflanz­te der Fran­zo­se Jean- Lou­is Vignes erst­mals Reben, die er direkt aus Euro­pa impor­tiert hat­te, in Wein­ber­gen um Los Ange­les an. Aus der Tat­sa­che, daß sei­ne Wein­pro­duk­ti­on sich bald auf tau­send Fäs­ser pro Jahr belief, kann geschlos­sen wer­den, daß es ein ordent­li­cher Wein gewe­sen sein muß. Nach der Unab­hän­gig­keits­er­klä­rung Mexi­kos im Jah­re 1822 und der spä­te­ren Annek­tie­rung Kali­for­ni­ens durch die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka führ­ten ame­ri­ka­ni­sche Groß­grund­be­sit­zer die Wein­bau­tra­di­ti­on fort.

Verlagerung nach Norden

Kaliforniens Weine

Als 1849 das Gold­fie­ber aus­brach, lie­ßen sich Deut­sche, Ita­lie­ner und Ame­ri­ka­ner in Kali­for­ni­en nie­der und ver­kauf­ten ihren Wein mit Erfolg in die auf­blü­hen­den Gold­grä­ber­städ­te am Ran­de der Sier­ra Neva­da. Der Wein­bau ver­la­ger­te sich lang­sam in den küh­le­ren Nor­den Kali­for­ni­ens. Die wohl schil­lernds­te Figur des kali­for­ni­schen Wein­baus war zu jener Zeit der unga­ri­sche Graf Ago­s­ton Harasz­thy. Zunächst She­riff in San Die­go, wur­de er zum Tafel­trau­ben­händ­ler nahe San Fran­cis­co mit den Import­re­ben Zin­fan­del und Mus­cat d’Alexandrie, um nach einer aus­ge­dehn­ten Euro­pa­rei­se mit 300 ver­schie­de­nen Reb­sor­ten zurück­zu­kom­men und sie in Sono­ma zu pflan­zen. Als sein Gut Bue­na Vis­ta bank­rott ging, ver­schwand der Graf nach Nica­ra­gua, um dort Zucker­rohr anzu­bau­en und Rum zu erzeu­gen. Doch dazu kam es nicht mehr. Er wur­de kurz dar­auf von Alli­ga­to­ren gefressen.

 

Der erste Boom und die Reblaus

Ein Anfang war jedoch gemacht. Bald tauch­ten im Napa Val­ley euro­päi­sche Namen wie Charles Krug, Jakob Schram, Fried­rich und Jokob Berin­ger auf und pflanz­ten Reben. Ein Wein­boom erfaß­te das Land, der 1886 aller­dings jäh ende­te. Die Reb­laus zer­stör­te die neu­en Wein­kul­tu­ren – ver­mut­lich war das Insekt durch Harasz­thys Steck­lin­ge nach Ame­ri­ka gelangt. Kaum war ein Gegen­mit­tel gefun­den und die Wein­ber­ge neu bestockt, ver­kün­de­te die ame­ri­ka­ni­sche Regie­rung 1919 die Pro­hi­bi­ti­on. Die Fol­gen für den Wein­bau waren fatal. Die meis­ten Güter wur­den in den Ruin getrie­ben. Wein durf­te nur noch pri­vat oder zu Meß­wein­zwe­cken ange­baut wer­den. Als 1933 das Alko­hol­ver­bot wie­der auf­ge­ho­ben wur­de, waren die Märk­te bei­na­he völ­lig ver­schwun­den und die Han­dels­struk­tu­ren zerstört.

Der Wiederaufstieg

 

Erst Ende der 1960er Jah­re begann der Wie­der­auf­stieg, als wein­be­geis­ter­te Unter­neh­mer wie Robert Mon­da­vi und Joe Heitz sich im Napa Val­ley nie­der­lie­ßen und began­nen, Wei­ne der Spit­zen­klas­se zu erzeu­gen. Unter­stützt von dem ruß­land­stäm­mi­gen, legen­dä­ren Öno­lo­gen André Tche­listcheff, der 1938 von Frank­reich, wo er jah­re­lang für berühm­te Wein­gü­ter gear­bei­tet hat­te, nach Kali­for­ni­en wech­sel­te, prak­ti­zier­ten sie moder­nes Wein­berg­ma­nage­ment: Sie führ­ten die Tem­pe­ra­tur­kon­trol­le, die malo­lak­ti­sche Gärung und ande­re wich­ti­ge kel­ler­tech­ni­sche Neue­run­gen ein. Aus dem ver­schla­fe­nen grü­nen Tal zwei Auto­stun­den nörd­lich von San Fran­cis­co wur­de eine Pil­ger­stät­te für die neu­en Wei­nen­thu­si­as­ten. Bei einer Blind­pro­be, die die Aca­dé­mie du Vin in Paris orga­ni­sier­te, auf der kali­for­ni­sche Wei­ne mit fran­zö­si­schen Spit­zen­ge­wäch­sen ver­gli­chen wur­den, ran­gier­te der Char­don­nay von Châ­teau Mon­te­le­na vor den bes­ten wei­ßen Bur­gun­dern, und auch ein Caber­net Sau­vi­gnon aus der kali­for­ni­schen Kel­le­rei Stag’s Leap fand sich in einer Spit­zen­po­si­ti­on wie­der. Drei Jah­re spä­ter orga­ni­sier­te das fran­zö­si­sche Fein­schme­cker­ma­ga­zin Gault Mil­lau eine „Wein­olym­pia­de“: Wie­der lagen kali­for­ni­sche Wei­ne auf den ers­ten Plät­zen. Dar­auf­hin setz­te ein Wein­boom unge­ahn­ten Aus­ma­ßes ein. Wäh­rend 1960 gera­de ein­mal 20 Kel­le­rei­en im Napa Val­ley exis­tier­ten, gibt es heu­te in dem 45 Kilo­me­ter lan­gen Tal etwa 250 Winerys.

Das Weinland Kalifornien in Zahlen

Reb­flä­che: 224 000 Hektar
Wein­pro­duk­ti­on: 17 bis 20 Mil­lio­nen Hektoliter
Jähr­li­cher Wein­kon­sum pro Kopf: 7,8 Liter

Die 10 häu­figs­ten Reb­sor­ten (für die Weinerzeugung)
Char­don­nayweiß20,5%
Cab. Sau­vi­gnonrot13,0 %
Mer­lotrot11%
Zin­fan­delrot10,9 %
Fr Colom­bardweiß7,1 %
Pinot Noirrot6,0%
Syrahrot3,5%
Chen­in­Blancweiß3,1 %
Sauvig.Blancweiß3,1%
Rubi­redrot2,7 %

Die Weingesetze

Die kali­for­ni­schen Wein­ge­set­ze sind ein­fach. Es gibt kei­ne Men­gen­be­schrän­kun­gen bei der Trau­ben­pro­duk­ti­on, die Sor­ten­po­li­tik ist libe­ral. Ein Chardonnay- oder ein Cabernet-Sauvignon-Wein muß zu min­des­tens 75 Pro­zent aus die­ser Sor­te bestehen. Wei­ne mit einem gerin­ge­ren Anteil einer Sor­te wer­den Meri­ta­ge genannt (nor­ma­ler­wei­se steht Meri­ta­ge für ein­fa­che Tafelweine).

Die AVA-Bereiche

Anfang der 1980er Jah­re wur­den bestimm­te Wein­bau­ge­bie­te zu Ame­ri­can Viti­cul­tu­ral Are­as dekla­riert (AVA). Dabei ent­stan­den vie­le gro­ße Zonen wie Napa Val­ley, Sono­ma Coun­ty oder Paso Robles, aber auch eini­ge klei­ne Unter­ap­pel­la­tio­nen wie Stag’s Leap oder Mount Veeder, bei­de in Napa gele­gen. Wei­ne mit einer Klein­ap­pel­la­ti­on auf dem Eti­kett müs­sen zu 95 Pro­zent aus die­ser Zone kom­men, Wei­ne aus einer Groß­ap­pel­la­ti­on zu 85 Pro­zent, d. h., 15 Pro­zent sind aus den hei­ßen Anbau­ge­bie­ten des Cen­tral Valley.

Besondere Weinbezeichnungen

Jug Wine:

ein­fachs­ter Massenwein.

Cooler:

alko­hol­ar­mer Fun-Wein.

Blush:

Rosé­wein.

White Zinfandel:

süßer Weiß­wein aus der roten Zinfandel- Traube.

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