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Preis für 2008 Lafite um 45% gefallen

Für Weinspekulanten war 2011 kein gutes Jahr. Die Preise für die 100 am häufigsten gehandelten Weine sind seit Juni 2011 um durchschnittlich 22,5 Prozent gefallen. Das teilte gestern der Liv Ex mit, der Londoner Fine Wine Index (seine Liste der am häufigsten gehandelten Weine besteht zu 95 Prozent aus roten Bordeaux).

Den höchsten Wertverfall verzeichnete der Pavillon Rouge, der Zweitwein von Chateau Margaux. Er wird heute fast um die Hälfte niedriger gehandelt als vor 12 Monaten. Auch der 2008 Lafite befindet sich in einem dramatischem Sinkflug. Seit seinem Höhepunkt im Januar letzten Jahres ist er um 45 Prozent im Wert gefallen (allerdings war er kurz vorher schlagartig um 20 Prozent gestiegen, nachdem bekannt wurde, dass das Rothschild-Chateau in das Glas der 2008er Flaschen eine „8“ einbrennt – die chinesische Glückszahl). Als Ursache gibt Liv-Ex die weltweite Rezession an. Ausserdem fahren die chinesischen Banken seit einigen Monaten eine restriktivere Geldpolitik, um das Inflationsrisiko gering zu halten. Viele Investoren haben dadurch Liquiditätsengpässe und verkaufen einen Teil ihrer Bordeaux-Sammlungen. China ist der größte Exportmarkt für Bordeauxweine. Nicht unwichtig auch, dass der amerikanische Weinkritiker Robert Parker im letzten Jahr seine Bewertungen für den Jahrgangs 2008 nach unten korrigiert hat.

Der Preisverfall für das gesamte Jahr 2011 liegt bei 14,8 Prozent. Allerdings ist die Baisse nicht auf Weine des Jahrgangs 2008 beschränkt. Auch die Wein-Futures für den gefeierten Jahrgang 2009 sind gefallen – nur nicht so stark wie beim Vorgängerjahrgang. So ist der 2009er Lafite „nur“ um 28 Prozent gesunken. Die Tatsache, dass die Preise für Super Seconds wie Cos d’Estournel und Léoville-Las-Cases in 2009 fast gleichgeblieben sind, deutet an, dass die Negativentwicklung sich vor allem dort dramatisch bemerkbar macht, wo in der Vergangenheit die größten Übertreibungen stattgefunden und sich riskante Spekulationsblasen gebildet hatten. Übrigens: Die besten Performer in 2011 waren Domaine de la Romanée-Conti, Château d’Yquem, Sassicaia.

 

 

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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