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Weinland Deutschland

Der Natur abgetrotzt

Kein anderes Land hat seine glanzvolle Weinbaugeschichte so verdrängt wie Deutschland. Kein anderes europäisches Land hat weinbaulich mehr Fehler gemacht und hält mit so unheimlicher Konsequenz an ihnen fest. Dieser Tragik zum Trotz gibt es Winzer, die große Weine erzeugen.

Landkarte

Der Weinbau wurde von den Römern nach Deutschland gebracht. Im 3. Jahrhundert n. Chr. spricht der Dichter Ausonius von den Reben an den Ufern der Mosel. Ob es Riesling- Reben waren, ist unbekannt. Im ausgehenden Mittelalter waren Elbling und Silvaner bekannt und weit verbreitet. Eine Sorte „Ruesseling“ fand erstmals im 15. Jahrhundert Erwähnung. Die Bedeutung der Riesling-Traube wurde erst viel später erkannt. 1787 verfügte der Fürstbischof zu Trier, Clemens Wenzeslaus, daß an der Mosel Riesling zu pflanzen sei. Damit begann in ganz Deutschland die goldene Zeit des Weins. Im 19. Jahrhundert waren Rieslinge aus dem Rheingau die teuersten Weine der Welt. Sie kosteten bei Londoner Weinhändlern mehr als sieben Magnumflaschen Château Lafite. Solche Ehre widerfuhr freilich nur Weinen aus besten Lagen, wie Erbacher Marcobrunn, Schloß Johannisberger, Rauenthaler Baiken. Spätestens mit der industriellen Revolution, als die Menschen in die Städte abwanderten, begann der langsame Niedergang des deutschen Weins. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Anbaugebiete bedenkenlos ausgeweitet und die Qualitätsunterschiede der verschiedenen Herkünfte nivelliert. Statt dessen wurde eine Prädikatswein-Hierarchie geschaffen, die nur vordergründig an qualitativen Kriterien orientiert ist. An dieser Politik hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil: Immer wieder werden qualitativ mittelmäßige Weine offiziell aufgewertet, um ihnen bessere Absatzchancen zu ermöglichen. Den bescheidenen Glanz, der heute wieder von einigen deutschen Weinen ausgeht, verdankt das Land einzelnen Winzern, die ohne Unterstützung und gegen administrative Hemmnisse am Qualitätsgedanken festhalten.

Das Weinland Deutschland in Zahlen

 

Rebfläche: 102 000 Hektar
Weinproduktion: 8 bis 10 Millionen Hektoliter
Jährlicher Weinkonsum pro Kopf: 24 Liter

Die 10 häufigsten Rebsorten
Riesling weiß 20,2 %
Müller-Thurgau weiß 14,7 %
Spätburgunder rot 11,1 %
Dornfelder rot 8,0 %
Silvaner weiß 5,5 %
Portugieser rot 4,8 %
Kerner weiß 4,5 %
Grauburgunder weiß 3,7 %
Weißburgunder weiß 3,1 %
Trollinger rot 2,5 %

Das deutsche Weinrecht

Je nach Jahrgang sind zwischen 90 und 98 Prozent der deutschen Weine im Bereich der Qualitätsweine bestimmter Anbaugebiete (QbA). Tafelweine und Landweine machen einen verschwindend geringen Anteil der Weinproduktion aus. Innerhalb der Kategorie der Qualitätsweine werden die Prädikatsweine unterschieden. Bei ihnen handelt es sich um Weine mit höherem natürlichen Mostgewicht. Sie dürfen nicht angereichert werden.

Kabinett:

aus reifen Trauben mit einem Mostgewicht zwischen 70 und 80° Oechsle (je nach Anbaugebiet verschieden).

Spätlese:

aus vollreifen Trauben bis 90° Oechsle gewonnen.

Auslese:

aus vollreifen Trauben mit einem kleinen Anteil überreifer Beeren gewonnen (bis 125° Oechsle).

Beerenauslese:

aus überwiegend überreifen Trauben gewonnen (125 bis 150° Oechsle).

Trockenbeerenauslese:

ausnahmslos aus überreifen Trauben gewonnen (ab 150° Oechsle).

Eiswein:

aus gefrorenen, bei einer Temperatur von mindestens minus 7°C gelesenen Trauben gekeltert, Mostgewicht mindestens das einer Beerenauslese.

 

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