Gelungener Start für den VDP ins Verkostungsjahr 2023. Die Regionalverbände Mosel-Saar-Ruwer, Mittelrhein sowie Baden hatten ins Excelsior Hotel Ernst beim Kölner Dom eingeladen. Unter dem Motto „Riesling meets Pinot“ präsentierten 35 Weingüter einen aktuellen Querschnitt ihrer Portfolios. 210 Weine standen für über 200 Fachbesucher aus Handel, Gastronomie sowie Weinmedien bereit, denen die Repräsentanten der Güter ausdauernd und ausführlich Rede und Antwort standen.
Mosel-Saar-Ruwer und Mittelrhein unterstrichen einmal mehr ihren Anspruch auf Podestplätze beim Thema Riesling. Der König der weißen Reben schillerte in allen Facetten, vom klassischen restsüßen Kabinett bis zum majestätischen Großen Gewächs. Besonders unter den Ortsweinen, die oft ein wenig im Schatten der renommierte Lagenweinen stehen, fanden sich etliche Vertreter, die mit Vielschichtigkeit und Reifepotenzial überzeugen können.
Baden wiederum untermauert seine Bedeutung beim Thema Burgundersorten. Mit geschmeidigen Weiß- und Grauburgundern, denen gerade der kühlere Jahrgang 2021 eine schöne Dosis Frische mit auf den Weg gegeben hat, sowie mit zugänglichen und hedonistischen Spätburgundern aus 2020, die früher genussreif sein dürften als die aus dem Vorgänger-Jahrgang.
Im Wellnessresort am Gardasee spielt der Wein eine Hauptrolle – auf einer bemerkenswerten Bühne
Über 1000 Posten hat die Weinkarte im Quellenhof in Lazise am Gardasee. Doch es ist nicht die schiere Größe, nach der Sommelière Michela Cavedoni strebt, es ist die Vielfalt für eine höchst unterschiedliche Gästeklientel. Der 2019 eröffnete Quellenhof ist ein Wellness-Resort der Spitzenklasse, die wichtigste Flüssigkeit – der Name verrät es – ist hier erst einmal das Wasser; im Sportbecken, dem Skypool, einem Naturteich und in der Saunalandschaft. Dass auch der Wein eine große Rolle spielt, wird auf dem Weg in das Panoramarestaurant deutlich, er führt an einem gläsernen begehbaren Weinschrank vorbei, der großes verheißt.
Freie Hand vom Eigentümer
Cavedoni ist in einer Situation, um die sie viele Sommeliers beneiden dürften: „Die Inhaberfamilie Dorfer lässt mir völlig freie Hand“, erklärt Sie, auch beim Budget. „Kauf ein, was Du für richtig hältst, haben sie gesagt. Die Familie betreibt auch das traditionsreiche Quellenhof Luxury Resort Passeier nahe Meran. Cavedoni selbst wurde schon als Teenager mit dem Gastronomie-Virus infiziert. Schon mit 15 Jahren jobbte sie in einem Gourmet-Restaurant, später ging es in die Hotellerie und eine Zeit lang arbeitete sie als Hochzeitsplanerin. Es folgte eine zweisprachige Ausbildung zur Sommelière, was ihr beim internationalen Publikum sehr entgegenkommt.
Große Amarone und Toskaner
Die Küche im Quellenhof spannt einen Bogen von italienischen Klassikern bis zu internationalen Kreationen, vielfältig sind auch die Wünsche der Gäste, was den Wein betrifft. Die einen möchten easy drinking mit glasweise ausgeschenktem Lugana, der quasi in Sichtweite wächst, andere einen gereiften Jahrgangschampagner. Besonders groß sind Auswahl und Jahrgangstiefe bei Gewächsen aus der Region, vor allem bei Amarone & Co. sowie bei großen Toskanern. International reicht die Auswahl von Burgund bis Neuseeland. Zur Hand gehen ihr im Service junge Kollegen, die sie extra schult und auch extern schulen lässt, wie etwa in der Italienischen Sommelier-Union ASI.
Verkostungen und Ausflüge
Wer als Gast tiefer in das Thema einsteigen möchte, kann das bei Verkostungen tun, die je nach Jahreszeit und Wetterlage auf der Terrasse oder in der schmucken Vinothek stattfinden. Auch radelt Michela Cavedoni mit Gästen zu nahegelegenen Weingütern, wie etwa dem Amarone-Granden Masi. „Egal ob Einsteiger oder Profi, es ist immer eine Bereicherung, Weingut und Macher kennenzulernen und zu erleben“, sagt sie als versierte und einfühlsame Botschafterin der Weinkultur.
Sieben Fragen an Michela Cavedoni
Welcher war der erste Wein, an den Sie sich erinnern können?
Ein Gewürztraminer von Trimbach aus dem Elsass. Ein Wein von dem ich nicht einmal wusste, dass es ihn gibt. Ich war so begeistert von seinem außergewöhnlichen Geschmack, dass ich ihn immer noch am Gaumen spüren kann, wenn ich die Augen schließe.
Ihr wichtigster Wein bisher?
Château Lafite Rothschild 2012. Ich habe früher in einem Sternerestaurant gearbeitet und meine Hand hat gezittert, als ich ihn aus dem Regal genommen habe.
Ihr Rat für wissensdurstige Einsteiger?
Kurse besuchen, um die Grundlagen zu erlernen, dabei immer weiter probieren und sich informieren. Man muss immer neugierig sein, Neugierde ist die treibende Kraft hinter dem Wissen. Für tieferes Verständnis empfehle ich auch die Arbeit im Keller um die außergewöhnliche Arbeit der Winzer zu verstehen, die dann in der Flasche zum Ausdruck kommt.
Welches Food-Wein-Pairing hat Sie am meisten begeistert und tut es evtl. noch?
Meine Lieblingspaarung, die ich auch heute noch gerne präsentiere, ein pochiertes Ei, mit dem besten Vinoappeso, einem in Amarone gereiften Culatello, (Rohschinken aus der Schweine-Oberschale), dazu einen leicht gekühlten, frischen Valpolicella Classico, der mit seiner Säure wunderbar zur fettigen Komponente des Gerichts passt.
Was ist Ihr aktueller Favorit?
Der Barbaresco Asili von Ceretto. Barbaresco ist für mich der ultimative italienische Ausdruck von Qualität.
Mit welcher Person würden Sie gerne welchen Wein trinken?
Es mag ein wenig schräg klingen, aber sich würde eine Magnum-Flasche Barolo mit Brad Pitt und dem italienischen Rapper Marracash trinken wollen.
Was sollte zu Ihrer Henkersmahlzeit serviert werden?
Mir würden bestimmt viele Gedanken, Zweifel und Reue durch den Kopf gehen, die nur mit einem lang gereiften Grana Padano Vacche Brune (Braunen Kühen) und einem Monfortino Barolo gelindert werden könnten.
Quellenhof Luxury Resort Lazise Via del Terminon 19 37017 Lazise (VR)Italia
Kaum ein Sommelier oder eine Sommelière prägte die Branche in Deutschland auf eine vergleichbare Weise wie Paula Bosch. Nachdem sie 1981 als erste weibliche Sommelière Deutschlands im Kölner Intercontinental Hotel angeheuert hatte, folgte 1991 der Schritt ins legendäre Münchener Sterne-Restaurant Tantris, wo sie bis 2011 die Weinkarte verwaltete und für den Weinservice zuständig war. Mittlerweile ist sie als Kolumnistin, Beraterin und Buchautorin tätig.
Paula Boschs neuntes Buch
Mit „Eingeschenkt“ erschien 2022 Paula Boschs neuntes Buch. Für den Gesprächsband traf Paula Bosch ihre persönlichen Wegbegleiter und -bereiter, Kollegen sowie die Nachwuchs-Protagonisten und damit die nächste Generation der Branche auf ein Glas Wein. Im Dialog mit Gastronomen, Winzern, Weinhändlern und Gourmets nimmt Paula Bosch – wie gewohnt – kein Blatt vor den Mund. „Eingeschenkt“ ist dabei viel mehr als ein Alte-Hasen-erzählen-von-früher-Buch. Das zeigt schon die Auswahl der Gesprächspartner. Neben Küchenlegende und Tantris-Chef a.D. Hans Haas trifft Bosch auch junge wilde wie Daniel Kurosh, Sommelier der Münchner Szene- und Wein-Pizzeria „905“. Wer sich fragt, wo das Sommelier-Handwerk herkommt und wieso die Weinbranche in Deutschland heute aussieht, wie sie aussieht, wird in „Eingeschenkt“ zahlreiche Antworten finden.
Weinkenner Sie kommen gerade aus Berlin, wo Sie im Podcast Ihres jungen Sommelier-Kollegen Willi Schlögl „Terroir & Adiletten“ zu Gast waren, derzeit eines der Aushängeschilder der jungen, hippen, schrillen Weinbubble. Wie erklären Sie sich selbst das Interesse aus dieser Ecke an Ihrer Person und auch an Ihrem neuen Buch?
Paula Bosch Erstmal muss ich sagen, dass Willi Schlögl ein sehr guter Sommelier ist, der versteht wo es lang geht und nicht nur weiß, wo man besondere und seltene Weine herbekommt. Er kennt die ganze Branche, Winzer, Weinhändler, Sommeliers und weiß, wie man unter ihnen die interessantesten Gesprächspartner findet. Sein Partner Curly und er sind absolute Profis, ihre Fragetechnik und die ganze Unterhaltung hat mich wirklich begeistert. Ich kritisierte ihn am Ende allerdings auch in einem Teil seiner hippen Weinsprache. Sie ist zwar durchaus angebracht, aber wenn einem bei jedem zweiten Wein die Charakterisierung „geil“ einfällt und man stets über Säure, Säure, Säure spricht, dann kann man das korrigieren. Das ist so ganz und gar nicht meine Weinsprache, und Willi hat das auch viel besser drauf.
Weinkenner Abgesehen von der Weinsprache: Was interessiert einen, der rund 30 Jahre jünger ist als Sie, an Ihnen, die Sie einer ganz anderen Generation angehören?
Paula Bosch Das gesteigerte Interesse an meiner Person und meinem neuen Buch ist für mich nicht ungewöhnlich. Man darf hier ja nicht außer Acht lassen, dass ich die erste Sommelière in Deutschland war. Und auch der erste Sommelier, ob männlich oder weiblich ist ja völlig wurscht, der in Deutschland vom Gault Millau ausgezeichnet wurde. Möchte man die Weinwelt umfassend beschreiben, kann man mich nicht einfach umgehen oder gar weglassen. Als Sommelière nicht und nicht als Weinautorin. Mittlerweile bin ich beim neunten Buch, von den zahlreichen Kolumnen und Texten mal ganz abgesehen. Natürlich ist es eine große Ehre für mich, dass so viele junge Leute zuhören und wissen wollen, was Frau Bosch zu sagen hat. Davon abgesehen kann ich auch stolz von mir behaupten, dass ich einen sehr guten Job gemacht habe, und das weiß Willi auch.
Weinkenner Stichwort Säure: Erkennt man gute Verkoster und Sommeliers auch daran, dass man mit ihnen über ganz verschieden Weine und Stile sprechen kann?
Paula Bosch Ja das kann man. Manche sind dabei etwas festgefahren. Das ist vielleicht auch eine Frage der Zeit heute. Ich zähle mich zu jenen Leuten, die das Glück hatten, große Weine aus der ganzen Welt regelmäßig zu verkosten und ich kann sie deshalb auch beurteilen. Ich beurteile Weine nicht nach Noten, sondern nach Qualität und Charakter, je nach Typus. Ein Beispiel: Riesling aus einem säureintensiven Jahrgang wie 2021 muss auch nach zehn Jahren noch Säure, Grip und Fleisch mitbringen, dann ist das ein toller Wein. Wenn ich aber einen Chardonnay aus dem Burgund habe, der diesen klassischen Charakter mit Schmelz, Butter, dezentem Honig, aber trotzdem lebendig mit Haselnusstönen, überhaupt nicht mehr hat, sondern nur noch von Säure geschwängert ist, weil das heute dem modernen Weinstil entspricht, dann pfeife ich darauf. Und ich traue ich mich das zu sagen. Ich mag keinen Chardonnay, der so sauer ist wie ein Riesling. Ich liebe große Klassiker, wie man sie in der feinsten Form in einem großen Jahrgang immer wieder bekommt.
Weinkenner Weil Sie denn Faktor Jahrgang ansprechen: Sie schreiben in Ihrem Buch über einen 1979er Petrus, er sei mausetot.
Paula Bosch Stimmt, das war in diesem Fall auf den Jahrgang 1979 bezogen. Ich habe schon viele Flaschen Petrus probieren können und kann das auch heute noch zum Glück häufiger. Im Gegensatz zu vielen anderen, die oft nur darüber reden. Auch wenn einige schlechte Jahrgänge abgefüllt wurden: nach wie vor ist Petrus ein großer Wein, eine Ikone. Es gibt aber Jahre wie 1979, die nicht ewig halten. Sie sind dann einfach mal tot und das sollte man bei jedem Wein akzeptieren und nicht Unsummen für ihn bezahlen. Wein ist immer noch ein Genussmittel, das zum Trinken gemacht wurde.
Weinkenner Würde man zehn Weinkennern einen 1979er Petrus aufmachen, trauten sich wahrscheinlich neun nicht zu sagen, dass er ihnen nach 44 Jahren Reife nicht mehr schmeckt.
Paula Bosch Diese Kennerschaft spreche ich 99,9 Prozent der Menschen ab, das ist auch keine Frage des Jahrgangs. Ich nehme mich da gar nicht raus. Ich habe mich schon öfter bei Blindtastings darauf eingelassen. Mal habe ich mich vertan, mal habe ich Glück gehabt, dass ich richtig lag. Gerade dieses Jahr habe ich ein Blindtasting gemacht, Freunde auf die Probe gestellt: schauen wir mal, wer erkennt, welche Flasche der Romanée-Conti ist und welcher Dr. Hegers Spätburgunder. Die Runde, Joachim Heger war selbst dabei, war begeistert vom Heger-Spätburgunder. Romanée-Conti wurde auch für sehr gut befunden, aber keiner kam auf die Idee, dass er so ein großes Gewächs zum Vergleich im Glas hatte.
Weinkenner Ähnliche Erfahrungen hat jeder gemacht, der schon einmal blind verkostet hat. Aber wenige trauen sich zu, das so öffentlich und laut auszusprechen wie Sie. Woher kommt dieser Mut und hatten Sie den schon immer?
Paula Bosch Als junge Frau in der Weinbranche wurde ich ein Stück weit zum Mut genötigt. Ich bin ja damals schon alleine nach Frankreich gefahren, ohne die Sprache wirklich zu sprechen. In den Sterne-Restaurants habe ich meistens den schlechtesten Tisch bekommen, den an der Tür. Vermutlich auch weil ich als Frau und alleine da war. Als ich dann die Weine bestellt und mir zu allem Notizen gemacht habe, hat sich die Situation geändert. Häufig wurde in mir fälschlicherweise eine Food- Journalistin vermutet.
Weinkenner Weil Sie Ihre frühen Frankreich-Reisen ansprechen: Sie schreiben in Ihrem Buch „jeder Sommelier sollte so viel reisen wie möglich“.
Paula Bosch In meinen ersten Jahren habe ich noch sechs Tage lang und vierzehn Stunden gearbeitet und bin dennoch an meinem freien Tag verreist. Als Sommelier muss man nicht nur die Weine auf der Karte kennen, sondern auch seine Macher, die Winzer und die Regionen. Also macht man sich einen Plan: Wo kann ich hinreisen? Wo sollte ich mich besser auskennen? Eine Region ist vielleicht gerade nicht so gefragt, aber könnte kommen. Da sollte man hin. Soll ich ins Burgund? Nein, derzeit sicher nicht, weil Burgunder extrem teuer und rar geworden sind. Wegen Einzelflaschen, manchmal bekommt man auch drei, muss man sich nicht auf den Kopf stellen. Deshalb fahre ich derzeit nicht unbedingt nach Burgund. Dafür gehe ich in die Champagne. Nicht nur zu den ganz großen Haien wie Veuve Cliquot, Moët-Hennessy oder Pommery, sondern bevorzugt zu den kleinen Winzern, um zu sehen, was sie anders, was sie besser machen. Ein Sommelier sollte mal bei Krug gewesen sein, aber selbstverständlich ist es auch von Bedeutung, wenn ich mal bei Lassaigne oder Pouillon gewesen bin.
Weinkenner Oder bei Romanée-Conti…
Paula Bosch Natürlich ist es ein Highlight, bei Romanée-Conti gewesen zu sein, aber davon leben wir ja alle nicht. Und deswegen: natürlich sollte ein Sommelier viel unterwegs sein. Ich habe meine vier Wochen Jahresurlaube mit Weinreisen verbracht. Es gibt heute aber auch Top-Sommeliers, die verwenden keinen einzigen ihrer freien Tage für Weinreisen, sondern reisen in ihrer Arbeitszeit. Ich bewundere Gastronomen, die sich einen Sommelier leisten, und gleichzeitig erwarte ich auch von den Gästen, dass sie verstehen, wenn er mal nicht anwesend, sondern auf Reisen ist. Das sollte aber nicht die Regel sein. Ein Sommelier gehört ins Restaurant, wenn der Gast da ist, wie ein Chefkoch in die Küche.
Weinkenner Es gibt sicherlich einige Restaurants, die sehr komfortable Arbeitsbedingen bieten und, wie von Ihnen angesprochen, Reisen ihrer Sommeliers fördern. Ihr langjähriger Arbeitgeber, das Tantris, gehört heute vermutlich dazu. Wenn man aber die große Masse betrachtet, erscheinen viele Sommeliers heute fast prekär beschäftigt. Wie soll man sich denn von einem überschaubaren Sommelier-Lohn eine Reise ins Napa Valley leisten? Die Weine dort werden ja auch nicht günstiger.
Paula Bosch Für Weinreisen in Fachkreisen gibt es für viele Anbaugebiete Agenturen und Verbände, die Sommeliers einladen. Das war vor 30 Jahren schon so und das gibt es teils auch noch heute. Wobei ich mit der Einladungspolitik nicht immer einverstanden bin. Häufig werden nur Kollegen aus den Spitzenbetrieben eingeladen, die schon x-mal in Bordeaux, Burgund oder Kalifornien waren, da haben die anderen gar keine Chance. Aber woher sollen die jungen Sommeliers es denn wissen, wie ein großer Hermitage, Montrachet, Romaneé-Conti, Petrus, Caymus, Sassicaia oder Gaja gemacht wird, wenn sie nicht eingeladen werden und die Weine auch nicht zu verkosten bekommen. Nur die wenigsten bekommen heute noch die Gelegenheit dazu.
Weinkenner Bleiben wir bei Frankreich. In Ihrem Buch schreiben Sie: „In den 1970er-Jahren kam alles, aber wirklich alles, was in hochdekorierten Lokalen serviert wurde, aus Frankreich. Die besten Produkte wurden von den Pariser Markthallen bezogen, die Weine kamen aus Burgund, von der Loire, aus der Champagne, aus Bordeaux. Die französische Ess- und Trinkkultur galt hierzulande als das Nonplusultra.“ Wie hat sich das geändert?
Paula Bosch Frankreich war damals der Nabel der Gourmandise, das ist es heute sicher nicht mehr, auch wenn Frankreich nach wie vor sehr wichtig ist. Man hat ja den Deutschen in den 1970ern weder zugetraut, dass sie kochen können, noch dass sie Geschmack haben. Als ich im Tantris anfing, hatten wir fast keine deutschen Weine im Keller. Ein bisschen Mosel, Franz Kellers Baßgeige aus Baden, er war dort einer der ersten Winzer. Heute haben wir in Deutschland enorm aufgeholt. Und die große Zukunft kommt erst noch. Deutschland wird noch riesig von den nach oben geschossenen Burgunder-Preisen profitieren. Es gibt nicht viele Regionen, in denen man Pinot Noir anbauen kann, wie er derzeit in Deutschland wächst und gemacht wird.
Weinkenner Heute kann man blind oft gar nicht mehr erkennen, ob ein Wein aus Baden, dem Burgund oder von der Loire kommt. War das früher anders?
Paula Bosch Ganz anders! Der Begriff Terroir war früher viel begrenzter. Darunter verstand man nichts anderes als den Boden, auf dem die Reben standen. In meinem Verständnis wird der Begriff missbraucht.
Weinkenner Einige fassen ja sogar den Winzer als Teil des Terroirs auf.
Paula Bosch Und das Winemaking, das Klima und, und, und. Ich kann ihnen sagen, wie ein klassischer Syrah zu riechen und zu schmecken hat. Stellen Sie mir 100 Weine hin und davon einen Hermitage von Jean-Louis Chave oder den Hermitage La Chapelle von Jaboulet. Den schmecke ich Ihnen aber garantiert raus. Der Terroircharakter eines Weines, auch einer Rebsorte, drückt sich nicht über die Handschrift des Winzers im Wein aus, diese zeigt sich wiederum in seinem Stil. Für mich ist Terroir nach wie vor die Erde, auf der die Reben stehen.
Weinkenner In ihrem Buch schreiben Sie, dass Sie sich über einen wachsenden Kreis an jungen Leuten freuen, die weniger, aber dafür besser trinken wollen. Gab es die früher nicht?
Paula Bosch Nein. Ich musste früher viel allein reisen, auch weil ich in die besten Restaurants gehen wollte, um zu sehen, wie meine Kollegen arbeiten, was sie wie wann wozu servieren. Das, was ich sehen wollte, war auch einfach zu exklusiv und zu teuer, so dass ich selten Kollegen im gleichen Alter hatte, die mich begleiten wollten. Davon abgesehen, bin ich auch sehr häufig mit Eichbauers (red. Anm. den Besitzern des Tantris) in die Weinwelt gereist. Nicht zu vergessen: Der Nachwuchs in der Sommelierie startete vor zwanzig Jahren erst durch. Heute gibt es viele Treffpunkte. Dazu die vielen Gelegenheiten, in Weinbars zu gehen. Von Social-Media-Infokanälen nicht zu reden. Ich musste mich noch mit Michelin-Straßenkarten ohne Navigation durch Frankreich und Italien quälen .
Weinkenner Sie schreiben auch, dass es früher unüblich war, Weine glasweise auszuschenken. Haben ihre Weinbegleitungen geholfen, unbekanntere Weine an den Gast zu bringen?
Paula Bosch Ungemein. Früher wurde Wein fast nur flaschenweise getrunken, manchmal auch als halbe Flasche. Das Konzept einer glasweisen Weinbegleitung zum Menü, einer damals von mir so genannten Weinreise, habe ich im Tantris eingeführt. Wir waren nach meinem Wissen das erste Restaurant, das damals glasweise große Weine wie Mouton, Lafite, La Tâche oder Montrachet ausgeschenkt hat. Zu den ersten Gängen habe ich kleinere Gewächse serviert und mich danach gesteigert bis hin zu den besten. Wir haben im Tantris auch Weine zu den Mittagsmenüs serviert, die wir zum Beispiel in Chile oder Südafrika für unter fünf Mark eingekauft haben.
Weinkenner Sind Sie bei manchen Gästen nicht auch angeeckt, wenn Sie im Sterne-Restaurant Chardonnay aus Baden statt Meursault aus dem Burgund serviert haben?
Paula Bosch Natürlich, klar habe ich auch Chardonnay aus Baden empfohlen. Ich habe immer versucht, Bekanntes und Unbekanntes zu präsentieren. Nur Unbekanntes hätte Vorteile, aber auch Nachteile gehabt. Sie und ich, wir freuen uns, wenn wir sieben unterschiedliche Weine trinken und keinen kennen. Viele andere möchten sich darauf nicht einlassen. Die Erfahrung mache ich oft in Restaurants, heute besonders wenn viele Orange- und Naturweine ausgeschenkt werden. Damit können viele Gäste nichts anfangen, verstehen die Weine nicht. Sie werden von den Sommeliers meist nicht abgeholt, weil sie sich nicht trauen zu sagen, dass ihnen der Wein nicht schmeckt. Ich meine, hier sollten Alternativen geboten werden. Sollte der Gast gefragt werden, was er gerne trinkt. Und wenn ein Gast sagt, er trinke keinen Müller-Thurgau und möchte auch keinen trinken, dann sollte der Sommelier ihn nicht zu überzeugen, dass er einen besonders guten hat. Aber: Sie können sein Vertrauen gewinnen. Und wenn Sie das geschafft haben beim vierten, fünften oder sechsten Besuch, stellen Sie ihm mal blind einen Müller-Thurgau hin. Dann ist er nicht beleidigt, sondern fühlt sich gebauchpinselt, weil Sie auf ihn zugekommen sind. Und plötzlich hat er etwas kennengelernt, das er eigentlich immer abgelehnt hat. Das die Kunst der Sommelierie.
Paula Bosch (mit Diana Binder)
EINGESCHENKT Deutschlands erste Sommelière über Winzer, Weine und die Zukunft der Branche
Spritzig, jugendlich und im Trend: Crémant ist eine Erfolgsgeschichte des Bordelais
Obwohl die Appellation Crémant eine der jüngsten im Bordeaux ist (1990), hat die Herstellung von Schaumweinen in Bordeaux eine jahrhundertealte Tradition. Der Crémant de Bordeaux, der im gesamten Weinbaugebiet erzeugt wird, erfreut sich seit einigen Jahren eines Rekorderfolgs: Die Produktion hat sich seit den 1990er Jahren nahezu verzehnfacht.
Die Crémants aus Bordeaux haben feine Perlen mit Aromen von Zitrusfrüchten und weißen Blüten. Sowohl weiße als auch rote Rebsorten können verwenden: Sémillon, Sauvignon Blanc, Muscadelle, Colombard, Merlot Blanc und Ugni Blanc bei den weißen Sorten; Cabernet Sauvignon, Carménère, Malbec, Merlot und Petit Verdot bei den roten.
Lebendige Perlen und Noten von roten Früchten sind die Merkmale des Crémant Rosé, der aktuelle Boomer aus mindestens einer der traditionellen roten Bordeaux-Sorten. Hier haben oft Cabernet Franc und Merlot ihren Auftritt, deren Gerbstoffe weicher sind, als etwa die des Cabernet Sauvignon.
Die Trauben für die Crémants werden ausschließlich von Hand gelesen, meist zwischen Mitte August und Anfang September, damit sie eine knackige Frische bewahren. Produziert werden sie alle nach der Méthode traditionnelle, also in klassischer Flaschengärung.
Die Crémants aus Bordeaux sind ihrer Mehrzahl fruchtig, lebendig und frisch gehalten, dabei aber durchaus feine Speisenbegleiter von dem Aperitif bis zum Dessert, Cocktail inklusive! Sie beleben die große Party wie die große Tafel – und strapazieren das Budget erfreulich wenig.
Bulles de Lisennes – Crémant de Bordeaux blanc brut
Aus Sémillon, Cabernet Franc und etwas Muscadelle gekeltert. Duftet nach Blüten und Zitrusfrüchten. Mit seiner lebendigen Perlage und dem animierenden Geschmack ist er ein feiner Aperitif, aber auch mehr als das: Er schmeckt zu Fingerfood, zartem Fisch und zu erfrischenden Desserts wie etwa einer Zitronentarte.
Cru La Maqueline – Crémant de Bordeaux brut nature
Bereits im Jahr 1892 experimentierte Nathan Johnston auf dem Gut „Cru Maqueline“ mit der „Champagnerisierung“ von Bordeaux-Weinen. Ihm zu Ehren wurde vor zehn Jahren ein Schaumwein kreiert, der aus Merlot und einem Schuss Petit Verdot gekeltert wird. Das Ergebnis ist ein Schaumwein mit aromatischer Tiefe, der auch zu kräftigeren Gerichten, wie gegrilltem Fisch oder Huhn mit heller Sauce eine gute Figur macht.
Um 16 Euro, etwa bei www.galeria.de
Lateyron – Crémant de Bordeaux brut
Die tiefen Caves (Keller) in denen der Crémant von Lateyron reift, liegen in der Montagne Saint-Émilion. Die Cuvée des Crémants besteht aus weit überwiegend Sémillon, der für den Körper und Geschmeidigkeit sorgt, mit einem kleineren Anteil Cabernet Franc, der Frucht und Würze mitbringt. Ein sehr ausgewogener Schäumer mit cremiger Perlage, macht Lust auf feine Häppchen und auf fröhliches Feiern.
Drink Pink! ist der stärkste Trend in der ganzen Weinwelt. Das gilt insbesondere für die Schäumer. Rosé steht für die Leichtigkeit des Seins, für Lebensfreude. Dieses Versprechen hält der BDX Rosé ein. Mit tropischen Früchten im Duft, seiner spritzig-lebendigen Art ist er ein willkommener Gast auf der Party, sei es als Aperitif, zu Salaten oder klassischen Canapés mit Lachs.
Spaniens Superappellation befindet sich im Wandel. Neue Weinstile abseits der Reifestufen Crianza, Reserva und Gran Reserva drängen in den Vordergrund. Thomas Götz hat sich zehn Tage im Gebiet umgesehen.
Eingangsfrage: Wofür steht Rioja? „In Barrique gereifte Rotweine“, dürfte die Antwort vieler Leser und Leserinnen lauten. Tatsächlich haben die 225-Liter-Eichenfässer in der Region am Ebro eine lange Tradition: Auf der Flucht vor der Reblaus zog es Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Händler und Önologen aus Bordeaux in die Rioja. Erstere errichteten Weinlager, während Letztere den Ausbau in den kleinen Gebinden etablierten. Abhängig von der Dauer in Holzfass und Flasche werden die Weine als Crianza, Reserva und Gran Reserva klassifiziert. Zuletzt machten sie 57 Prozent der Produktion aus.
Doch es gibt auch ein Rioja abseits der traditionellen Reifestufen. Eine nachrückende Winzergeneration stellt den Weinberg stärker in den Fokus. „Endlich“, ist man geneigt zu sagen, denn fraglos verfügt die Rioja über eines der großen Wein-Terroirs der Welt: Das Anbaugebiet zieht sich 120 Kilometer den Fluss Ebro entlang und ist nach Norden und Süden von Bergketten eingerahmt. Atlantisches, kontinentales und mediterranes Klima treffen aufeinander. Die sieben Zuflüsse des Ebro bilden wiederum eigene Täler und Mikroklimas. Hinzu kommen die verschiedenen Böden und Höhenlagen, die von 300 bis 900 Meter variieren. Eine derartige Vielfalt verlangt geradezu nach Weinen, die eine spezifische Herkunft artikulieren, sei es eine Ortschaft oder Einzellage.
Frischer Wind aus Rioja Alavesa
„Wir haben jetzt von Terroir geprägte Riojas“, sagt der deutsch-spanische Master of Wine Andreas Kubach vom Weingut Bideona in Rioja Alavesa. Am Fuße der Sierra Cantabria bewirtschaften Kubach und sein Team rund 100 Hektar Weinberge, verteilt auf 320 Parzellen, die sie in Qualitätsstufen A, B und C einteilen. Von dieser Gruppierung abhängig, verwenden sie die Trauben für Zonen-, Orts- und Parzellenweine, die sie in einer Kombination von Edelstahl, Beton und großformatigen Holzfässern ausbauen.
Frische, Eleganz und Trinkbarkeit sind ein Merkmal aller Weine von Bideona. Für die feinen Unterschiede sorgt das Terroir: Als brillant entpuppen sich bei der Verkostung etwa die 2019er Ortsweine aus Laguardia und Villabuena. Beide Rotweine, gekeltert aus Tempranillo, erfuhren dieselbe Weinbereitung, schmecken aber gänzlich anders. Der Ortswein aus Laguardia verfügt über saftige Kirschfrucht und seidig-weiches Tannin.
Nur sieben Kilometer entfernt liegt die Ortschaft Villabuena. Das dortige Klima ist kühler und die Tempranillo-Trauben werden bis zu vier Wochen später gelesen. Auch sind die Schalen der Beeren dicker. Dieser Ortswein fällt im Vergleich kraftvoller und mineralischer aus, das Tannin ist kreidig und die Frucht dunkler. „Rioja Alavesa ist derzeit das dynamischste Weingebiet Spaniens. Was dort an neuen Projekten abgeht, ist genial“, so Andreas Kubach. In der Tat ist die Liste bemerkenswerter Erzeuger lang: Neben Bideona dürfen Altún, Artuke, Bhilar, Pujanza, Sandra Bravo, Tentenublo und einige mehr zur „New Wave“ im baskischen Teil der Rioja gezählt werden.
Doch auch andernorts tut sich etwas, zum Beispiel in der lange Zeit belächelten Zone Rioja Oriental. Aus dem Windschatten von Starwinzer Alvaro Palacios und dessen Weingut Palacios Remondo treten neue Produzenten hervor, zu denen etwa Javier Arizcuren zählt. Der Architekt hat in der Stadt Logroño neben seinem Büro eine Kellerei eingerichtet. Seine Weinberge aus Familienbesitz erstrecken sich in Rioja Oriental, die als wärmste Zone der Rioja gilt. Doch genau genommen gibt es zwei Oriental: Das Warme im Ebrotal und das Kühle in den Bergen. Eben dort, an den Nordhängen der Sierra de Yerga, befinden sich auf 550 bis 800 Metern Höhe die Lagen von Arizcuren.
Aus der Rebsorte Mazuelo gewinnt der Winzer-Architekt einen rotfruchtigen, floralen und erdig-mineralischen Rotwein. Mazuelo ist seit jeher ein Bestandteil der großen Weine der Rioja. Mit reichlich Säure und Tannin ausgestattet, ist die Traube maßgeblich für deren Langlebigkeit verantwortlich. Allerdings wird sie höchstselten sortenrein gekeltert. Als Erfolgsrezept hat Javier Arizcuren zwei Parameter ausgemacht: „Mazuelo ist eine sehr produktive Rebe. Man braucht arme Böden, um die Erträge niedrig zu halten.“ Ferner benötige die reduktive Sorte eine gewisse Sauerstoffzufuhr bei der Weinbereitung. Nicht etwa Eiche, sondern Tonamphoren hat sich Arizcuren für die Reifung ausgesucht. Die Amphore sorge für einen transparenteren Fruchtausdruck als Holzfässer, zeigt er sich überzeugt.
Übrigens war Mazuelo – dessen Synonyme Cariñena bzw. Carignan sind – bis Mitte des 19. Jahrhunderts die meist angebaute Sorte in der Rioja. Die Rebe ist anfällig gegenüber dem Echten Mehltau, und als dieser in den 1850er-Jahren erstmals auftrat, wurde sie überwiegend mit Garnacha (Grenache) ersetzt.
Die Garnacha blieb ihrerseits bis in die 1970er-Jahre die am häufigsten kultivierte Traube in Rioja. Dann trat die Tempranillo ihren Siegeszug an, in dessen Folge der Anteil der Garnacha an der Rebfläche von 39 Prozent auf heute sieben Prozent zurückging. Im Zuge des Klimawandels erlebt sie ein Revival. Die spätreifende Sorte zeigt sich resistent gegen Trockenheit, Hitze und Rebholzkrankheiten. Folglich sehen viele Winzer in der Garnacha, nicht etwa in Tempranillo, die Zukunft der Rioja.
Einige der besten und interessantesten Garnachas stammen aus den Höhenlagen im abgelegenen Najerilla-Tal in Rioja Alta. Der Winzer Oscar Alegre besitzt dort eine nördlich ausgerichtete Parzelle mit über 100 Jahre alten Reben. Der charaktervolle Rotwein, den er daraus gewinnt, hat eine atlantisch kühle Anmutung, ist griffig und straff, verfügt über feines Tannin und eine saftige blaue Frucht. Die Betonung liegt auf Frische und Eleganz, nicht auf Kraft und Extrakt. „Wir erleben eine Revolution in der Rioja“, sagt Oscar Alegre und meint damit, dass nicht mehr allein die kellergeprägten Reservas und Gran Reservas für Rioja stehen, sondern auch jene Gewächse, die ein spezifisches Terroir – in diesem Fall eine Einzellage – zum Ausdruck bringen.
Doch auch die etablierten Erzeuger stehen nicht still und treiben Innovationen voran. Beispielsweise hat das Weingut Roda in der Rioja sage und schreibe 552 Tempranillo-Klone identifiziert. In einem Testweinberg kultivieren sie über 400 Klone, von denen sie jeweils Mikrovinifikationen vornehmen. „Einige Klone bewahren einen höheren Säuregehalt, andere sind hitzeresistenter“, erklärt Victor Charcán die Unterschiede.
Neben dem Erhalt von genetischer Diversität im Weinberg, geht es bei dieser Forschung freilich auch darum, die besten Klone gegen den Klimawandel herauszufiltern. Roda hat bereits eine eigene Klonfamilie auf den Markt gebracht. Sie heißt „Roda 107“ und wird für Neupflanzungen in Rioja und Ribera del Duero eingesetzt. Von eben dieser Tempranillo-Familie verkosten wir in der Kellerei den Jahrgang 2007 – erzeugt aus damals drei Jahre alten Reben. Der Rotwein, der nicht im Handel erhältlich ist, hat Länge, Struktur, dunkle Frucht und ist quicklebendig. „Wenn man den richtigen Standort und die richtigen Klone hat, kann man auch mit jungen Reben gute Ergebnisse erzielen“, sagt Victor Charcán.
Die regulären Weine keltert Roda hingegen aus Reben mit einem Mindestalter von dreißig Jahren. Auf Bewässerung, selbst in extremen Jahren wie 2022, verzichtet das Weingut. „Wir wollen in unseren Weinen eine Landschaft und den Jahrgang zeigen“, sagt Charcán. „Ein heißes Jahr ist Teil des Zyklus. Wenn wir bewässern, verfälschen wir den Jahrgang.“ Aus einem solchen heißen Jahr stammt die mächtige Roda I Reserva 2017. Dieser kraftvolle und dicht strukturierte Tempranillo knallt wie eine Eisenfaust auf ein Samtkissen. Ein echter Hammer, mit polierten Tanninen und eleganter Säure, ist der zehn Jahre ältere 2007er-Jahrgang dieses Weins.
Roda befindet sich im legendären Eisenbahnviertel von Haro, Seite an Seite mit einigen der ältesten und berühmtesten Kellereien der Rioja. Bei einer gemeinsamen Verkostung mit den dort ansässigen Weingütern Bilbainas, Gómez Cruzado, Muga und La Rioja Alta offenbart das klassische Rioja dann doch noch seine ganze Größe. Jenes Rioja, das für lange Reifezeiten in Barrique und Flasche und für die Kombination aus Rebsorten und Weinbergen steht.
Atemberaubende Komplexität und Finesse zeigt etwa die Gran Reserva Prado Enea von Bodegas Muga des sagenhaften Jahrgangs 2001. Der vielleicht eindrücklichste Wein des Tastings ist die 1997er Gran Reserva 904 von La Rioja Alta. „Einer der schlechtesten Jahrgänge aller Zeiten“, erzählt Weinmacher Julio Sáenz. Während der Ernte habe es ständig geregnet. Trotzdem habe man aus einigen Plots die besten Trauben selektioniert, um eine Gran Reserva zu erzeugen. „Aber die alkoholische Gärung war ein einziges Desaster“, so Julio Sáenz.
Nach fünf Jahren in Barriques ließ er den Wein 2002 abfüllen. Einige Jahre später sei das Ergebnis so schrecklich gewesen, dass sein Boss den Wein entkorken und im Abfluss entsorgen wollte. Doch Sáenz bat um Geduld. Jahr für Jahr probierten sie, bis sich nach zwanzig Jahren Flaschenreife der hässliche Frosch in einen schönen Prinzen verwandelt hatte: Elegant, feinnervig, tiefgründig und lang anhaltend kommt das Gewächs heute daher. „Burgundisch“, nennt es Julio Sáenz. Die Flasche wird für 130 Euro gehandelt. „Wein folgt bei der Reifung keinen Regeln“, lautet das knappe Fazit des Weinmachers zu dieser wundersamen Evolution.
So war es bei diesem Ortsbesuch faszinierend zu erleben, wie viele unterschiedliche Weinstile und Ansätze es in der Rioja inzwischen gibt. Vom einseitigen Bild der in Barrique gereiften Weine darf man sich verabschieden. Das Gebiet ist in der Realität viel diverser und dynamischer. Es bringt nicht mehr einzig große, sondern auch spannende Weine hervor. Keller oder Terroir? Egal. Hauptsache Rioja.
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Im Report vorgestellte Erzeuger und Weine:
Bideona – L4GD4, 2019. Ortswein aus Laguardia. Bezug: copito.de
Bideona – VlBN4, 2019. Ortswein aus Villabuena. Bezug: copito.de
Bhilar – Phinca Hapa, 2019. Einzellagenwein aus Elvillar. Bezug: pinard-de-picard.de
Arizcuren – Solo Mazuelo Amfora, 2021. Aus Höhenlage am Monte Yerga. Bezug (2018er Jg.): hispavinus.de
Alegre Valgañón – Garnacha Tinta, 2019. Aus 100 Jahre alter Weinparzelle im Najerilla-Tal. Bezug: gute-weine.de
Roda – Roda I Reserva, Jg. 2007 und 2017. Aus alten Tempranillo-Reben. Bezug: vinos.de
Muga – Prado Enea Gran Reserva, 2001. Klassische Cuvée aus Tempranillo (70%), Garnacha, Graciano und Mazuelo. Bezug (neuer Jg.): silkes-weinkeller.de
La Rioja Alta – 904 Gran Reserva, 1997. Blend aus Tempranillo (90%) und Graciano. Bezug (neuer Jg.): gute-weine.de
Mit der Gebietswein- und Sektprämierung ehrt der Badische Weinbauverband seine erfolgreichsten Kellermeister und Betriebsleiter
Die Verleihung fand im Stil einer Roof-Top-Gartenparty über den Dächern von Offenburg in der Bar Schoellmanns statt. Neben den ausgezeichneten Weinbaubetrieben, dem Präsidium des Badischen Weinbauverbandes und den Badischen Weinhoheiten nahmen auch der Leiter des Referates Weinbau im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Dr. Norbert-Jakob Ferch teil. Er überbrachte Grüße und Glückwünsche von Minister Peter Hauk und übergab die Staatsehrenpreise des Landes Baden-Württemberg an drei badische Betriebe, die in einem Zeitraum von drei Jahren in Summe die besten Ergebnisse erzielt hatten.“ Diese drei Betriebe stehen sinnbildlich für die gesamten Qualitätsanstrengungen der badischen Weinbaubetriebe“, so Ferch anerkennend.
Auf den hohen qualitativen Anspruch und das Können der Kellermeister ging auch Weinbaupräsident Rainer Zeller ein. „Die Ehrenpreise sind die verdiente Belohnung für das Engagement, das die Betriebe das ganze Jahr über erbracht haben. Außerdem beweisen sie eindrucksvoll, dass unsere Winzerinnen und Winzer auch in herausfordernden Jahren wie 2021 in der Lage sind Spitzenqualitäten zu erzeugen.“, so Zeller.
Insgesamt wurden 1.471 Weine und 73 Sekte angestellt und an 40 Terminen neutral verkostet. 94 Betriebe aus allen neun Weinbaubereichen Badens haben an der Prämierung teilgenommen. Die Verleihung der Ehrenpreise übernahm die Badische Weinkönigin Jessica Himmelsbach gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Weinbauverbandes, Holger Klein, und den beiden Badischen Weinprinzessinnen Geraldine Liebs und Lisa Huber. Als Höhepunkt des Abends überreichte Holger Klein den Ehrenpreis des Weinbauverbandes an Thomas Männle vom Schwarzwaldweingut Männle in Durbach. Da er diese Auszeichnung zum dritten Mal in Folge erhielt, darf er die kunstvoll gestaltete Trophäe behalten. Der Kellermeister des Weingutes Männle, Christian Idelhauser, erhielt die goldene Anstecknadel für den Besten Kellermeister des Jahres.
Als Bester Badischer Betrieb 2022 wurde erneut das Schwarzwaldweingut Andreas Männle aus Durbach (Ortenau) ausgezeichnet.
Die Preise in den Betriebsgrößenklassen gehen in diesem Jahr an die Weingüter Andreas Laible und Schwörer aus Durbach (beide in der Gruppe I – bis 19,9 ha), an die Winzergenossenschaft eG Schriesheim (Gruppe II bis 49,9 ha), an die Sasbacher Winzerkeller eG (Gruppe III – 50 ha – 149,9 ha), die Alde Gott Winzer Schwarzwald eG, Sasbachwalden (Gruppe IV – 150 ha bis 299,9 ha) und die Oberkircher Winzergenossenschaft eG (Gruppe V – 300 ha). Über den Sektehrenpreis darf sich die Burkheimer Winzer am Kaiserstuhl eG freuen.
Drei Betriebe mit Staatsehrenpriesen ausgezeichnet:
Die Staatsehrenpreise 2022 durften das Weingut Siegbert Bimmerle aus Renchen-Erlach (Betriebsgrößenklasse I bis 9,9 ha), das Weingut W&A Löffler aus Staufen-Wettelbrunn (Betriebsgrößenklasse II 10 bis 149,9 ha) sowie der Geschäftsführer Christian Gehring der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg eG in der Betriebsgrößenklasse 3 (über 150 ha) von Referatsleiter Weinbau im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Dr. Norbert Ferch, entgegennehmen.
Zwiesel Glas, das weltweit führende Unternehmen in der Herstellung und Vermarktung von Premium-Gläsern, gewährt online einen Einblick in seine Produktion von mundgeblasenen und maschinell gefertigten Gläsern.
Die Digital Factory Tour durch den traditionsreichen Betrieb im Bayerischen Wald beginnt, wie im echten Leben, auf dem Besucherparkplatz. Bereits hier ermöglicht die aufwändige produzierte Präsentation einen 360-Grad-Rundum-Schwenk. Nun hat der Besucher am Bildschirm die Möglichkeit, das Werk quasi auf eigene Faust zu erkunden, und sich von Raum zu Raum und durch die entsprechenden Videos zu klicken, oder an lässt sich vom „Guide“, Lisa Müller, Teamlead Brand & Product Management von Zwiesel Glas, an die virtuelle Hand nehmen und sich die einzelnen Stationen erklären.
In 27 Stationen wird die Herstellung wertvoller Gläser Schritt für Schritt gezeigt. Los geht es mit der traditionellen Handfertigung; und da nicht gleich mit Glas, sondern mit der Drechslerei, in der, wie zur Zeit der Gründung des Unternehmens vor 150 Jahren, von Hand die Holzformen hergestellt werden, in denen die mundgeblasenen Gläser ihre Gestalt bekommen. Weiter geht’s zu den Schmelzöfen und der „Bühne“, der Plattform auf der die Glasbläser ihrer schweißtreibenden Arbeit nachgehen. Spätestens hier wird deutlich, dass diese Handwerkskunst ihren Preis haben muss. In weiteren Arbeitsschritten vom Auskühlofen bis zum Finish mit der Politur des Mundrandes, der Signatur am Fuß und der Qualitätskontrolle, bei der jedes einzelne Glas einer Überprüfung durch das kritische menschliche Auge unterzogen wird.
Technischer, aber ebenfalls fesselnd, geht es im Bereich der Maschinenfertigung zu, wo mit größter Präzision hohe Stückzahlen produziert werden. Auch hier bietet sich die Möglichkeit mit Rundschwenken ganze Arbeitsbereiche zu erfassen, die mit einer 360-Grad-Kamera fotografiert bzw. gefilmt wurde. Die Tour endet im Freien an der größten aus Gläsern gebauten Pyramide der Welt stimmungsvoll in warmes Abendlicht getaucht. „Zielsetzung des Projektes war es, die Kunden von Zwiesel Glas mit dieser digitalen Reise für die Marke zu begeistern”, sagt Alexander Ody, Director Business Development bei mac, dem Unternehmen, das die Tour realisiert hat. Fazit: Mission erfüllt.
Zum vierten Mal vergab Michael Weiß den Meckatzer Löwen an Menschen, die Genusskultur leben und pflegen.
Michael Weiß ist ein Genussmensch. Und er definiert das Thema sehr umfassend. „Ich plädiere für einen offenen Genussbegriff“, sagt er im Gespräch mit dem weinkenner. Sein Genuss-Horizont reicht weit über seine feine Brauerei in Meckatz hinaus und auch weit über die Grenzen des Allgäus. Diese haben mit ihrer vierten Auflage auch die „Allgäuer GenussMacher“ ausgedehnt. Der von Weiß initiierte und gestiftete Wettbewerb rief auch in Oberschwaben und der Bodenseeregion zur Teilnahme auf. Alle, „die mit ihren heimischen Produkten ein Stück Lebensfreude bereiten. Ob Landwirt oder Gastwirt, ob Bäcker oder Metzger, ob Künstler oder Handwerker.“
Das Ziel von Michael Weiß: „Ich habe die Vorstellung von einem Lichtermeer aus Leuchttürmen“, sagt Michael Weiß über seine Motivation. „Damit kann die Region für sich werben.“ Die Genussmacher sollen vor allem auch ein Netzwerk bilden und sich gegenseitig inspirieren.
Aus über 120 Vorschlägen wählte die Jury für vier Kategorien je drei Bewerber aus, die sich und ihre Arbeit nochmals persönlich präsentierten. Nach zähem Ringen folgte im Festsaal der Meckatzer Brauerei, moderiert von Schauspielerin Christine Urspruch. die Vergabe der vier Meckatzer Löwen. 5000 Euro waren in jeder der vier Kategorien ausgelobt. „Nicht, um damit in den Urlaub zu fahren, sondern um nachhaltigen Genuss im ursprünglichen Sinn zu fördern“, wie Michael Weiß betonte. Damit das Netzwerk weiter wächst und Früchte trägt.
Die Jury:
Gastronom und Buchautor Franz Keller, der Mediziner Prof. Volkmar Nüssler, Landrätin Indra Baier-Müller (Oberallgäu), Ramona Riederer (Allgäu GmbH), Astrid Löwenberg (IHK-Akademie München), Uli Hagemeister (Allgäuer Zeitung) und Weinkenner-Senior-Editor Jossi Loibl.
Christian Skrodzki mit Michael Weiß
Die Preisträger 2022:
Kategorie Initiative
Ein ganzes Dorf summt
Seeg im Ostallgäu ist ein anerkannter Luftkurort – und noch viel mehr, nämlich das erste „Honigdorf“ Deutschlands. Von den knapp 3000 Einwohnern gehen 55 der Imkerei nach und pflegen 600 Bienenvölker. Die Imkerei hat hier große Tradition: 1905 wurde der erste Bienenzuchtverein gegründet. Heute ermöglicht eine Erlebnisimkerei einen Einblick in das Leben der Bienen und in den Beruf des Imkers, daneben gibt es einen Bienen-Erlebnispfad, mit einem liebevoll gestalteten Bienchenspielplatz. Gastronomie, Handel und Tourismus vor Ort pflegen das Thema mit einer Vielzahl eigener Angebote. www.heimathonig.de
Kategorie Persönlichkeit
Das Multitalent
Christian Skrodzki darf zu Recht ein Tausendsassa genannt werden und Visionär gleich noch dazu. „Genuss hat in meiner Familie immer eine große Rolle gespielt“, sagt der Preisträger. Seine erste Großtat in diesem Kontext war die Rettung des Bahnhofs von Leutkirch (Westallgäu) durch die Gründung einer Genossenschaft. Mit großer Beharrlichkeit, manche sagen Sturheit, revitalisierte er das Dorfgasthaus in Urlau, einem Ortstreil von Leutkirch und eröffnete gleich daneben das „Allgäuer Genusshotel“. Auch die Allgäuer Genussmanufaktur im selben Ort geht auf seine Initiative zurück. Hier arbeiten unter einem Dach über ein Dutzend Handwerker vom Bäcker bis zum Schnupftabakmacher, denen man bei der Arbeit zusehen kann. www.allgaeuer-genussmanufaktur.de
Kategorie Produkt
Meisterin und Lehrerin
Heidi Baumgartner ist eine der letzten ihrer Art, ihres Berufes: Meisterin des Handstickhandwerks. Von ihr verzierte Trachten, wie Dirndlmieder, Janker oder auch Hosenträger sind Unikate, jedes für sich ein Kunstwerk. Mit feiner Nadel gestaltet sie auch Fahnen und sakrale Bilder. Ihr Wissen und Können gibt die Oberstdorferin engagiert weiter, zum einen in Kursen für Menschen, die die Stickerei als intensives Hobby pflegen, zum anderen in weit entfernten Ländern wie Südafrika und Indonesien, wo die Frauen sich mit Stickarbeiten Geld dazuverdienen können, wie Heidi Baumgartner berichtet. www.stickkurs.de
Michael Weiß & Heidi Baumgartener
Kategorie Genussort
Große Tafel im Feld
Wenn Sie an einem Feldrand unter alten Bäumen eine große gedeckte Tafel sehen, dann sind sie recht wahrscheinlich in der Nähe des Bodensees unterwegs, genauer gesagt in Ittendorf. Hier setzen Bruno Stotz und seine Mitstreiter ihre Vorstellung von zeitgemäßer Landwirtschaft und genussvollem Erleben um. Gäste können nicht nur an der „Feldtafel“ genießen sondern erhalten auch dank „offener Scheunentore“ Einblicke in die Arbeit auf dem Hof, den der 29-jährige Stotz wieder zum Leben erweckt hat. Angebaut werden verschiedene Obstsorten, Kürbisse und Artischocken, die Königin unter den Gemüsen. www.derstotzhof.de
Dieses Jahr feiert der elsässische Schaumwein seinen 40. Geburtstag. Seit 1976 ist er im französischen Weingesetz verankert. Es gibt ihn aber schon viel länger, weiß Anne Krebiehl MW.
Herzlichen Glückwunsch Crémant d’Alsace!
Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 waren Vater und Sohn der Winzerfamilie Dopff sehr von einer Vorführung des Champagnerverfahrens angetan und entschlossen sich, dasselbe mit elsässischen Trauben zu versuchen. Der junge Julien Dopff verbrachte prompt zwei Lehrjahre in der Champagne und kehrte mit all seinem neuen Wissen ins Elsass zurück, um es dort umzusetzen.
Heute ist Crémant d’Alsace nach Champagner der beliebteste Schaumwein Frankreichs. Eigentlich ist das kein Wunder, denn zu seinem mäßigen Preis hat er viel zu bieten.
Crémants gibt es in vielen Regionen Frankreichs
Der Begriff Crémant wird in Frankreich für flaschenvergorene Schaumweine verwendet, die nicht aus der Champagne stammen. Alle Crémants, denn es gibt sie auch von der Loire und aus dem Burgund, aus Bordeaux und aus dem Jura, aus Savoyen und Limoux, unterliegen ähnlichen, wenn auch nicht ganz so strengen Regelungen. Was sich regional ändert sind die zugelassenen Rebsorten. Im Elsass ist das hauptsächlich Pinot Blanc, also Weißburgunder. Aber auch Riesling, Chardonnay, Sylvaner und Pinot Gris sind zugelassen, für Rosé sind sogar 100 Prozent Pinot Noir vorgeschrieben. Bei allen Crémants gilt Handlese, Ganztraubenpressung und es dürfen nur die ersten 100 Liter Most von 150 Kilogramm Trauben verwendet werden.
Nicht mehr als 3,5 bar – die Bestimmung ist gefallen
Crémants müssen nach der méthode traditionelle hergestellt werden, also per Flaschengärung. Darauffolgend sind mindestens 9 Monate Hefelager ein Muss. Die früher geltende Bestimmung, dass Crémants nicht mehr als 3,5 bar Druck haben dürfen, ist gefallen. Im Elsass müssen die Weinberge, deren Trauben zu Crémant gemacht werden soll, bereits im März bei der zuständigen Behörde angemeldet werden: „Crémant darf kein Zufallsprodukt sein“, erklärt Thierry Frisch vom Elsässischen Weinverband, „die Weinberge müssen zu diesem Zweck hin bewirtschaftet werden“.
Was Crémant d’Alsace so interessant macht ist, dass er in der Regel weniger Dosage braucht. Dosage ist die Zuckerlösung, die den meisten Schaumweinen nach dem Degorgieren, dem Entfernen des Hefepfropfens, hinzugefügt wird, eben um die Säure zu mildern. Sogar trockene Brut-Schaumweine dürfen bis zu 12 Gramm Zucker pro Liter enthalten.
„Viele Crémants sind nicht cremig genug und zu süß“
Domaine Boeckel
Colmar liegt einen ganzen Breitengrad weiter südlich als Reims in der Champagne und ist wärmer, sonniger und trockener. Deshalb muss man weniger ausgleichen. Thomas Boeckel, der in Mittelbergheim feinsten Crémant aus einigen der ältesten Chardonnay-Reben im Elsass macht, hat hohe Ansprüche: „Viele Crémants sind nicht cremig genug und zu süß. Ich finde es wichtig, dass wir im Elsass Crémant mit angenehmer Säure und wenig Zucker machen“, sagt er. „Ich mag keine fetten Weine. Dennoch soll Crémant Crémant sein, kein Champagner.“
Sein Crémant d’Alsace Extra Brut 2012 aus 100 Prozent Chardonnay hat nur zwei Gramm/Liter Dosage. Nach 20 Monaten auf der Hefe – weit mehr als die vorgeschriebenen 9 Monate – riecht der Wein nach reifen Goldparmänen (eine sehr feine, duftende, gelbe Apfelsorte), hat ein ganz feines Mousse, ist voller Geschmack und Frucht, aber absolut trocken und elegant.
„Leichtigkeit und Finesse wie bei den Stillweinen“
Weinberge der Domaine Bott-Geyl
Jean Christophe Bott von der Domaine Bott-Geyl ist ähnlicher Meinung. Er will seinem Crémant dieselbe „Leichtigkeit, Finesse und denselben Trinkfluss“ wie seinen stillen Weinen geben. Er lässt seinen aus Weißburgunder, Chardonnay und Pinot Noir gekelterten Crémant 24 Monate auf der Hefe. „Ich glaube, dass diese lange Reifezeit mehr Komplexität, Persönlichkeit und Harmonie in den Wein bringt“, meint er. „Ich will, dass mein Crémant Aromen von Butterbrioche und Marzipan hat.“
Das gelingt ihm durchaus. Auch er hält sich mit Zucker zurück. Sein Cuvée Paul Edouard ist ebenfalls extra brut. Wenn Sie, liebe User, also Lust auf einen cremigen, aber trockenen, flaschenvergorenen Schaumwein haben und kein Vermögen ausgeben wollen, müssen Sie nur über die Grenze ins benachbarte Elsass schauen.
Die Weine
Die Crémants der Domaine Boeckel sind für ca. 16 Euro erhältlich in den Niederlassungen des Frischeparadies (Frankfurt, Mannheim, München, Hamburg) sowie in den Onlineshops von Weinwerk und Voilà in Bingen.
Einzelne Crémants von Bott-Geyl findet man im Sortiment der Weinkellerei Bayerl in Augsburg sowie in deren Onlineshop.
Weitere gute Crémants d’Alsace findet man bei Vinaturel www.vinaturel.de
Der Vater von Vijay Sapre, dem Herausgeber des Hamburger Gourmetmagazins EFFILEE, kam jeden Tag in der Mittagspause von der Arbeit nach Hause, um seinen Kindern ein warmes Essen zu kochen. Dafür hatte er stets eine Prise Glutamat griffbereit. „Lecker war’s“, sagt der Sohn heute, obwohl Glutamat einen denkbar schlechten Ruf bei uns hat. Der Geschmacksverstärker und seine Wirkungen interessieren ihn noch immer so sehr, dass er nach München zu einem Workshop einlud.
„Glutamat ist völlig in Ordnung“, sagt Professor Vilgis
Einer der Redner an diesem Tag ist der Physiker Thomas Vilgis. Der Professor arbeitet am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz und ist Autor einiger Standardwerke zum Thema Geschmack. „Alles ist Gift in letzter Zeit. Salz, Zucker, Koffein und Zitronensäure. Jetzt ist gerade das Glutamat dran.“ Glutamat, oder besser Glutaminsäure (eine Aminosäure), spricht die Rezeptoren des Geschmackssinns Umami an. Und das künstlich hergestellte Glutamat hat in etwa den Ruf von Blausäure. Dabei sei Glutamat völlig in Ordnung, sagt Vilgis.
Seinen Ausführungen nach ist es egal, woher der Stoff stammt, ob aus der Natur oder dem Labor. Denn wenn man sich den Geschmackssinn einmal auf molekularer Ebene anschaut, dann „schmecken“ wir am Ende elektrische Ladungen, ausgelöst von bestimmten Molekülen, die an die Rezeptoren auf unserer Zunge andocken. Eines dieser Moleküle ist eben die Glutaminsäure.
In Japan spielt Glutamat eine größere Rolle als im Westen
Sie ist ein Teil von Proteinen, also Eiweißen, und kommt in vielen Lebensmitteln vor. Vor allem in Fleisch. Durch langes Kochen oder Schmoren werden die Proteine gespalten, die Aminosäuren lösen sich, Glutaminsäure wird frei, kann an die Umami-Rezeptoren andocken – das Essen schmeckt besonders gut. In der asiatischen, besonders der japanischen Küche, spielt Glutamat eine bedeutend größere Rolle als im Westen. Dort ist Dashi ein weit verbreitetes Mittel zum Würzen von Speisen. Dashi ist ein Sud, der aus Bonito (ein enger Verwandter des Thunfischs), Kombu-Algen und Shiitakepilzen gewonnen wird und enorm viel Glutamat enthält.
Umami zu beschreiben und zu erkennen, ist nicht ganz so leicht wie bei den anderen vier Geschmacksrichtungen. Salzig, sauer, bitter und süß kennt und erkennt jeder. Umami hingegen ist schwerer zu fassen. Es schmeckt herzhaft, fleischig, würzig. „Es sorgt für Komplettheit am Gaumen“, so beschreibt es Eric König, Sommelier im japanischen Restaurant Koi in München. „Jeder hatte es schon mal, aber war sich dessen vielleicht nicht bewusst. Deshalb stellt sich jeder was anderes drunter vor“, sagt er.
Für den Sommelier sind Umami-Gerichte eine große Herausforderung
Für ihn als Sommelier sind Speisen, die diesen Geschmackssinn stark anregen, eine besondere Herausforderung. „Wie gesagt macht Umami den Geschmackseindruck komplett. Wenn jetzt die Speise schon so vieles anspricht, was servierst Du dann dazu?“ fragt König. Den passenden Wein zu von Umami geprägten Gerichten zu finden, ist also viel schwieriger als bei den anderen Geschmäckern. „Parmesan zum Beispiel hat sehr viel Umami“, sagt der Sommelier. „Einen trockenen Riesling dazu? Kannst du nicht saufen! Verdejo? Zu viele Bitterstoffe. Restsüße? Zu viel davon geht auch nicht.“ Es kommen also schnell eine Menge Ausschlusskriterien zusammen.
König empfiehlt zum Beispiel einen ordentlich gereiften Riesling von der Mosel. Mit fortgeschrittenem Alter ist die Süße nicht mehr so spürbar. Königs Empfehlung: eine Spätlese von Prüm aus dem Jahr 1982. Gut geht seiner Meinung nach auch ein Brunello di Montalcino mit nicht zu viel Säure und ebenfalls gereift. „Dann sind die Tannine schon weit zurückgegangen. Ich hatte mal einen von Brunello von Soldera aus dem Jahr 1988 im Glas – wunderbar“, sagt er.
Fragt ihn der Gast nach etwas Besonderem, empfiehlt der Sommelier aber keinen europäischen Wein. „Sake, der japanische Reiswein, geht sehr gut.“
Grüner Veltliner ist die häufigste Weißweinsorte in Österreich. Sie bedeckt über ein Drittel der Rebfläche. Im kühlen Kamptal und im warmen Krems entstehen auf Lössböden einzigartige Weine aus dieser Sorte, die Körper und Feinheit in sich vereinen. Am Wagram, der im Einflussbereich warmer pannonischer Luftströmungen liegt, wachsen reiche, üppige Weine mit zarter Kräuterwürze. Das teils warme, teils kühle Weinviertel ist das größte Veltliner-Anbaugebiet in Österreich und liefert elegante Weine, die oft eine grüne Note, das berühmte „Pfefferl“, aufweisen.
Die Wachau, wo sich der Grüne Veltliner mit dem Riesling die Rebberge teilt, entstanden nach dem Weinskandal von 1985 die ersten bedeutenden, ja großen Weine, die als Smaragde bewiesen, dass sie langlebig sind und im Laufe der Jahre eine unerwartete Feinheit entwickeln können. Im Rahmen eines Rare Bottle Sharing öffnet und kommentiert Jens Priewe, der 2012 den Steinfederpreis der Vinea Wachau (Vereinigung der Wachauer Winzer) erhalten hat, in der Weinhandlung GARIBALDI in München 8 rare, gereifte Grüne Veltliner, die die Weinkarte jedes ***Restaurants schmücken würden.
2018 Grüner Veltliner Federspiel „Hinter der Burg“, Weingut Prager-Bodenstein
Ab 1. September dürfen die Mitglieder des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) ihre Großen Gewächse des Jahrgangs 2023 anbieten. Die Weine werden heiß begehrt. Weinfreunde, Händler, Gastronomen im In- und Ausland warten sehnsüchtig auf die Ankunft der edlen Tropfen. Denn die Großen Gewächse, abgekürzt GG, sind Deutschlands beste trockene Weine: die Spitzen von Riesling, Weißburgunder, Grauburgunder, Silvaner, Spätburgunder. Sie stammen aus den besten Lagen des Landes und müssen höchsten qualitativen Ansprüchen genügen. So sieht es das Regelwerk des VDP vor.
Der Begriff „Großes Gewächs“ ist nicht schützbar
Allerdings hat der VDP, als er das GG im Jahre 2001 einführte, einen Fehler gemacht. Der Begriff Großes Gewächs ist nicht schützbar. Und der VDP repräsentiert als Eliteclub der deutschen Winzer gerade mal 200 Weingüter. Das sind etwa 5 Prozent der Winzerschaft. Nun pocht der Rest der Winzer, die nicht im VDP organisiert sind, darauf, ihre Weine auch als Große Gewächse labeln zu dürfen, und zwar ohne die beim VPD geltenden Qualitätskriterien. Von Gesetz vorgeschrieben sind nur Handlese und eine Ertragsreduzierung auf maximal 50 Hektoliter. Ein Herkunftsnachweis – das Herzstück der VDP-Statuten – ist nicht erforderlich. Die pfälzische Großkellerei Trautwein, die badische Genossenschaft Hex vom Dasenstein, die Winzer Sommerach aus Franken, das kleine Weingut Schmitt Erben von der Mosel – sie alle warten plötzlich mit Großen Gewächsen auf, ohne dass, dass sichergestellt ist, dass die Trauben aus klassifizierten, präzis parzellierten Spitzenlagen kommen. Eine Änderung des Paragrafen 32 b der Weinverordnung hat es möglich gemacht.
Jeder Wald- und Wiesenwein kann sich jetzt theoretisch Großes Gewächs nennen
Die regionalen Weinbauverbände, die alle Winzer vertreten, auch die Nicht-VDP-Mitglieder, wehren sich seit Jahren schon gegen die Vereinnahmung des Begriffs „Großes Gewächs“ durch den VDP. Entsprechend verärgert ist jetzt der Elite-Verband. „Wir haben das GG eingeführt, es mit Leben erfüllt, zu einer im In- und Ausland bekannten Marke für deutsche Spitzenerzeugnisse gemacht, und nun soll sich jeder Murkswein auch Großes Gewächs nennen dürfen“, kritisiert Steffen Christmann, Präsident des VDP, die Entscheidung. Bei der Abstimmung im Bundesrat haben Länder wie Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und andere für die Öffnung des Begriffs GG gestimmt – alles Nicht-Weinbauländer. Gegen die Weinbauländer Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz.
Ist Klassifikation der Lagen eine Lösung?
Nachdem das Kind nun in den Brunnen gefallen ist, sinniert der VDP über Gegenmaßnahmen. Angedacht wird, die VDP-Lagenklassifizierung als Voraussetzung für eine Einstufung als GG oder 1. Gewächs zu machen. Heißt: zu legalisieren. Große Gewächse dürfen dann nur von Großen Lagen kommen, und deren Güte muss objektiv nachprüfbar sein. So ließe sich verhindern, dass jeder Wald- und Wiesenwein ein GG sein darf, wenn der Erzeuger es möchte. Intern arbeitet der VDP bereits an einer solchen, auf Fakten beruhenden Klassifikation. Jede in Frage kommende Lage würde nach einem Tausend-Punkte-Schema bewertet, in das historische, ökonomische und reputative Faktoren eingehen. Etwa: Wie die Weine in den letzten Jahren von der Weinkritik bewertet wurden, welche Preise sie am Markt erzielten, welche geschichtlichen Erwähnungen es gibt – und natürlich, ob der Wein in einer Blindprobe den qualitativen Anforderungen genügt. Dafür sollen Jurys von externen Experten gebildet werden.
In Österreich und im Elsass gibt es eine Klassifikation
In Österreich wird eine solche „objektive“ Klassifikation bereits seit einigen Jahren erfolgreich angewendet, um Gebietsweine, Ortsweine und Lagenweine äußerlich sichtbar voneinander zu unterscheiden. Auch das Elsass hat ein ähnliches Grand Cru-System. Eine solche Klassifikation zu erarbeiten, braucht es aber Zeit. Und wenn sie einmal steht, muss sie von den Verbänden diskutiert und gebilligt werden, bevor der Gesetzgeber sie verabschiedet. Auch der VDP ist nicht in allen seinen Teilen einig, was eine neue Klassifikation angeht.
Last Exit: Große Gurke
Dennoch: Die Tendenz für eine Einigung zwischen den Weinbauverbänden, dem VDP und den Ministerien ist laut Christmann positiv. Aber der Teufel steckt im Detail. Und wenn eine Einigung nicht möglich ist? Wenn die Weinbauverbände mit der Macht der Genossenschaften und Großkellereien, die hinter ihnen stehen, nicht mitspielen? Im VDP gibt es erste Überlegungen dazu. Im schlimmsten Fall könnte man aus dem ganzen weingesetzlichen System aussteigen – ähnlich wie einst die toskanischen Supertuscans. „Wir behalten unsere Klassifikation bei und denken uns für unsere Weinpyramide andere Namen aus“, sagt Christmann. GG, scherzt er, könne dann zum Beispiel für Große Gurke stehen. Den Begriff, ist er sicher, werde niemand klauen.
„Alkohol ist auch in Maßen nicht gesund“ – so lauteten kürzlich die Schlagzeile vieler Zeitungen, Zeitschriften und Internetportale. Zugrunde lag den Berichten eine Meldung von dpa, derzufolge auch moderater Alkoholkonsum gesundheitlich bedenklich sei. Dabei berief sich dpa auf eine Metastudie eines kanadischen Forscherteams an der University of Victoria, die Anfang des Jahres im Journal of Studies on Alcohol and Drugs veröffentlicht worden war. In ihr waren die Ergebnisse von 107 Langzeitudien zum Thema Alkohol und Gesundheit ausgewertet worden. Ich habe mir die Originalstudie angeschaut: Nichts dergleichen steht darin. Erstens: Die Forscher haben herausgefunden, dass jüngere Alkoholkonsumenten (bis 55 Jahren) ein gleich großes Sterberisiko haben wie Abstinenzler. Zweitens: Ältere Alkoholkonsumenten (56 bis 78 Jahre) hatten den Studien zufolge ein geringeres Sterberisiko als Abstinenzler. Verwundert habe ich mir die Augen gerieben. Diese Ergebnisse decken in keiner Weise die Schlagzeile „Alkohol ist auch in Maßen nicht gesund“ ab. Im Gegenteil. Sie widersprechen ihr. Wie kann es sein, dass Journalisten die Quintessenz dieser Studie so verdrehen und die ganze Publikumspresse sie ungeprüft übernimmt?
30 Tage keinen Alkohol: Bin ich auf einmal ein Abstinenzler?
Vielleicht ist das eine Erklärung: Die Kanadier haben die Aussagekraft ihrer Metastudie eingeschränkt. Denn in vielen der untersuchten Studien mussten die Probanten ihren Alkoholkonsum in einem festgelegten Zeitraum angeben. Wer etwa 30 Tage keinen Alkohol getrunken hatte, galt in vielen dieser Studien als Abstinenzler oder Gelegenheitskonsument. Diese Definition sei unscharf, monierten die Forscher. Mit Recht. Die gleich hohe beziehungsweise höhere Mortalitätsrate der Abstinenzler kann auch dadurch zustande gekommen sein, dass gesundheitliche Vor- und Folgeschäden dieser Gruppe aufgrund früheren Alkoholkonsums bestehen. Oder aufgrund von Krankheiten, die die die Konsumenten zum Verzicht auf Alkohol bewogen haben.
Ich finde das Krass
Trotzdem: Dass „Auch wenig Alkohol schaden kann“, wie der Berliner Tagesspiegel, die BILD-Zeitung, Gala, der Deutschlandfunk und ein Dutzend anderer Medien titelten, geht aus der Studie mitnichten hervor. Ich finde so eine Berichterstattung krass. Noch weniger nachvollziehbar, dass „das Gläschen Wein am Abend“ ein gesundheitliches Risiko darstellen solle, wie Geo.de, die Stuttgarter Zeitung, der Bonner Generalanzeiger und t-online.de meinten – letzterer immerhin mit Fragezeichen. Dabei taucht der Begriff „Wein“ in der Studie nirgendwo auf. Und die abgeschwächte Überschrift: „Das ‚gesunde Gläschen Wein‘ gibt es nicht“, wie spiegel.de es formulierte, ist zumindest irritierend, evoziert sie doch, dass auch ein harmloses „Gläschen Wein“ der Gesundheit abträglich sein könnte – was nach den Untersuchungsergebnissen nicht stimmt.
Das Wort „Wein“ taucht nirgendwo auf
In den Langzeitstudien, die untersucht wurden, ist immer nur von Alkohol generell die Rede. Die Forscher unterscheiden nicht zwischen Wodka, Whisky, Rum, Schnaps, Gin, Bier und Wein, obwohl diese Alkoholika ganz unterschiedlich konsumiert werden – Wein etwa in kleinen Schlucken und in der Regel zum Essen. Niemand streitet ab, dass Alkohol ein gefährliches Zellgift ist, egal in welchem Getränk er enthalten ist. Aber der Körper verstoffwechselt den Alkohol anders, je nachdem wie der Mensch ihn zu sich nimmt. Entsprechend unterschiedlich sind die Folgen für den Organismus. Die Wissenschaft ignoriert die verschiedenen Trinkmuster und Konsummodi – ein gravierendes Manko, das die Validität vieler Studien in Frage stellt, was den Wein angeht. Unter kritischen Medizinjournalisten kursiert daher schon länger der Begriff „Wissenschaftsschrott“.
Die Wahrheit verdreht
Der Leiter der kanadischen Studie, Dr. Tim Stockwell, drückt es vornehmer aus. Er unterscheidet zwischen wenig differenzierenden und qualitativ hochwertigen Studien, die nicht nur die schiere Alkoholmenge erfassen, sondern auch Faktoren wie Rauchen und sozioökonomischer Status der Probanten berücksichtigen. „In qualitativ hochwertigen Studien“ so sein Fazit, „ergibt sich kein Gesundheitsvorteil für moderate Alkoholkonsumenten.“ Okay, aber auch kein Gesundheitsnachteil.
Ist Wein gut für die Gefäße?
Selbst wenn die Behauptung: „Wein in Maßen genossen ist gesund“ nicht stimmen sollte: Haben Sie, liebe Leser, wirklich geglaubt, dass Sie mit Wein gegen gesundheitliche Risiken gewappnet sind? Ich nicht. Ich habe nie daran geglaubt, dass Wein, speziell Rotwein, eine nennenswerte Gefäß-reinigende Wirkung hat, auch wenn es Studien gibt, die das Französische Paradoxon belegen wollen: Soviel Rotwein kann nämlich niemand trinken, wie nötig wäre, um die Rate der Herzinfarkte und Schlaganfälle signifikant zu senken. Auf der Basis der dazu nötigen Polyphenolmenge, die Kardiologen errechnet haben, müsste man ungefähr 19 Flaschen tanninreichen Rotweins pro Tag leeren, um sich gegen Verstopfungen der Koronargefäße zu schützen. Schwierig.
Nix eindeutig
Deshalb wäre es meiner Meinung nach wichtiger klar zu machen, dass moderates Weintrinken keine negativen Folgen hat. Das bezweifeln nämlich zahlreiche Epidemologen (allen voran die Weltgesundheitsorganisation WHO) und berufen sich dabei auf Studien, die dies „eindeutig“ belegen. Schaut man sich die Studien näher an, zeigt sich, dass die meisten diesen Schluß nicht zulassen wegen methodischer Schwächen und Mängeln im Untersuchungsdesign. Siehe oben. Also nix „eindeutig“. Auch die kanadische Metastudie bestätigt diesen Sachverhalt. Dr. Tim Stockwell, der Leiter, gibt sich am Ende denn auch mit der dürren Erkenntnis zufrieden, dass moderater Alkoholgenuss offenbar das Leben nicht verlängert gegenüber abstinent lebenden Menschen. Treffender wäre es gewesen, wenn er gesagt hätte: nicht verkürzt.
Niemand trinkt Wein aus medizinischen Gründen
Es wird Weintrinker geben, denen dieses Fazit missfällt und die es anzweifeln. Ich bin damit zufrieden. Ich trinke Wein nicht aus medizinischen Gründen. Ich will ihn genießen, ohne Reue. Mir reicht es zu wissen, dass Wein, in Maßen genossen, kein Risiko für die Gesundheit darstellt. Die kanadische Studie hat mich und alle, die ähnlich denken, darin bestätigt.
Die en primeur-Kampagne für den Jahrgang 2023 ist angelaufen. Die Preise liegen 25 bis 30 Prozent unter denen des Vorgängerjahrgangs. Guillaume Thienpont (Vieux Chateau Certan) und Marielle Casaux (La Conseillante) erläutern im Gespräch mit Andrew Black, warum die Weine so gut sind.
Vieux Chateau Certan liefert einen der feinsten Weine von Pomerol. Seine 14 Hektar Weinberge liegen in einem Block direkt neben Pétrus, La Conseillante und L’Evangile. Das Chateau befindet sich im Besitze der Familie Thienpont, der unter anderem auch Le Pin und Pavie-Macquin gehört. Verantwortlich für den Wein sind Alexandre Thienpont und sein Sohn Guillaume. Auffällig ist der erhöhte Anteil von Cabernet franc, der dem Wein eine unnachahmliche Würze gibt.
Andrew Black Hat der Jahrgang 2023 gehalten, was er im Herbst versprach?
Guillaume Thienpont Absolut. 2023 war nämlich keineswegs ein trockenes Jahr, auch wenn es massive Hitzewellen zu Ende des Sommers gab. So kam auch der Merlot perfekt ausbalanciert herein. Der frische, knackige Aspekt des Jahrgangs 2023 wurde durch den Cabernet franc verstärkt, weil dieser nicht überreif war und durch die späte Augustsonne nicht beschädigt wurde.
Andrew Black Wie würden Sie den Wein den Jahrgangs 2023 charakterisieren?
Guillaume Thienpont Ich würde ihn als temperiert beschreiben. Auf der einen Seite ist er nicht opulent, auf der anderen Seite besitzt er einen großen Charme gepaart mit Frische und aromatischer Intensität.
Andrew Black Erinnern Sie sich an den Jahrgang 2019, der auch einige dieser Merkmale im Wein hatte?
Guillaume Thienpont Beim 2019er spürt man mehr heiße Sonne aus als beim 2023er. Die Aromen sind im Jahr 2023 ein wenig frischer.
Andrew Black War der Jahrgang schwierig zu vinifizieren?
Guillaume Thienpont Die Trauben waren gleichmäßig reif, also war die Vinifikation sehr einfach. Die Tannine wurden leicht extrahiert, der Jahrgang hat Struktur. Der mittlere Gaumen ist sofort da. Je nach Charge wurden die Extraktionen um etwa ein Drittel reduziert.
Andrew Black Seit einigen Jahren ist sanfte Extraktion angesagt…
Guillaume Thienpont Am Anfang der Gärung muss man die Extrahierbarkeit in den Häuten testen, und das tat ich, indem ich den Most in den frühen Stadien überpumpte. Aber sobald ich beobachtete, wie leicht Tannine, Farbe und Aromen in den Most übergingen, extrahierte ich vorsichtiger. Die Extraktion wurde natürlich an jede einzelne Charge angepasst.
Andrew Black War dieser Ansatz im Nachherein richtig?
Guillaume Thienpont Ich stellte fest, dass der Wein es nicht an Kraft und Konzentration vermissen ließ. Es war alles da, was einen guten Wein ausmacht. Und ich wollte, dass diese natürlichen Eigenschaften, also die Sanftheit und die Eleganz, erhalten bleiben.
Andrew Black Laut anderen Winzern, mit denen ich gesprochen habe, gab es im Jahr 2023 einen hohen Gehalt an Äpfelsäure, was manchmal den Charakter des Weins vor Abschluss der malolaktischen Gärung maskieren kann. Welche Auswirkungen hatte dies auf Ihren Wein?
Guillaume Thienpont Unsere pH-Werte waren zur Erntezeit ziemlich niedrig, etwa bei 3,4 bis 3,5. Das deutete auf eine hohe Gesamtazidität hin und die Möglichkeit, dass die Säure den Wein dominieren könnte. Aber nachdem die malolaktische Gärung abgeschlossen war, gingen die pH-Wert auf 3,75 herauf, was dem Wein Rundheit und Weichheit verleiht, andererseits aber auch eine angenehme Frische zu gewährleistet.
Andrew Black Bedeutet die Zugänglichkeit und der Charme des Weins, dass es kein Jahrgang ist, der lange langern kann?
Guillaume Thienpont Ganz im Gegenteil. Es wird im jungen Alter sehr ansprechend sein, aber er hat auch die Fähigkeit, lange in der Flasche zu reifen, aufgrund seiner Struktur, der Tannine und des Gleichgewichts.
Andrew Black Klingt, als könne er ein Publikumsliebling werden…
Guillaume Thienpont Genau das ist er.
VIEUX CHATEAU CERTAN
Assemblage: 82% Merlot, 18% Cabernet Franc Lesezeitpunkt: 11. bis 29. September 2023 Ertrag: 43 hl/ha Vinifikation: in großen Eichenholzcuves Ausbau: zu 65% in neuen französischen Eichenfässern
Chateau La Conseillante besitzt 12 Hektar Rebflächen, die auf dem Hochplateau von Pomerol liegen und sich bis ins benachbarte St. Emilion ziehen. Sie bestehen teils aus Ton- und Lehmböden, teils aus Kieselstein-Untergrund. Der Wein ist reich und komplex und besitzt extrem elegante Texturen. Marielle Casaux ist die Direktorin des Chateau.
Andrew Black Zur Erntezeit waren Sie begeistert von der Qualität und Quantität des Jahrgangs 2023. Hat sich in den letzten Monaten etwas daran geändert?
Marielle Cazaux 2023 ist definitiv ein sehr hochwertiger Jahrgang bei La Conseillante. Die Menge ist ebenfalls sehr gut, aber etwas geringer, als ich kurz vor der Ernte der letzten Cabernet-Franc-Parzellen prognostiziert hatte. Am Ende waren es 43 hl/ha statt 45 hl/ha. Aber wir sind damit sehr zufrieden.
Andrew Black Wie ist das Profil dieses Jahrgangs? Während der Vinifikationen dachten Sie, es sei weder klassisch noch opulent im Stil. Wie sehen Sie es jetzt?
Marielle Cazaux Es ist definitiv kein klassischer Jahrgang. Ist es ein opulenter? In gewissem Maße ja, weil der Sommer sehr warm war und der Wein das in Bezug auf seinen phenolischen Gehalt widerspiegelt. Heute würde ich sagen, dass 2023 ein gut strukturierter Wein ist, und ich glaube, er hat mehr Gemeinsamkeiten mit unserem Jahrgang 2022 als ich ursprünglich dachte.
Andrew Black Während der Vinifikationen verglichen Sie den Jahrgang mit 2005…
Marielle Cazaux Der Vegetations- und Reifezyklus erinnerte an 2005, aber die Vergleiche wurden schnell verworfen, als das Profil des Weins sichtbar wurde. 2005 hatte einen Hauch von Strenge, was im Jahr 2023 überhaupt nicht der Fall ist. Ganz im Gegenteil…
Andrew Black Ein zugänglicherer Wein?
Marielle Cazaux Viel mehr. Der Jahrgang 2023 ist bereits jetzt köstlich im Geschmack. Er ist mehr als zugänglich – er ist „sexy“, sogar in diesem sehr frühen Stadium schon. Frisch und voller reifer schwarzer Früchte. Bei La Conseillante hatten wir die üblichen Verkostungssitzungen, um die Assemblage zu bestimmen, was ein langer Prozess sein kann. Kein einziges Mal wurden wir gelangweilt von all den Chargen, die wir probieren mussten. Das ist sehr selten.
Andrew Black Sind diese Eigenschaften in allen Pomerol-Weinen zu finden sein werden, die en primeurangeboten werden?
Marielle Cazaux Es wird Unterschiede geben, abhängig vom Terroir und, sehr wichtig, von den Erträgen. Aber nachdem ich mit meinen Kollegen und Nachbarn gesprochen habe, besteht allgemeine Übereinstimmung hinsichtlich der Attraktivität der Weine und der hohen Qualität dieses Jahrgangs.
Andrew Black So hoch wie 2022?
Marielle Cazaux Vielleicht nicht auf dem gleichen Niveau wie 2022, aber fast.
Andrew Black Ihre Beschreibung von 2023 erinnert mich tatsächlich an 2019. Wäre das kein guter Vergleich?
Marielle Cazaux Ja und nein. 2019 war ein viel sonnigerer Jahrgang, und der Alkoholgehalt war höher. Er hatte viel Charme, das stimmt, aber ich glaube, sein Alterungspotenzial ist nicht so gut. Im Stil war 2019 meiner Meinung nach mit 2009 vergleichbar. Ich würde sagen, dass 2023 irgendwo zwischen 2020 und 2022 liegt. Er hat die Struktur von 2020, aber die Zugänglichkeit, Trinkbarkeit und aromatische Klarheit von 2022.
Andrew Black Kollegen haben gesagt, 2023 war relativ einfach zu vinifizieren. Ist das auch Ihre Erfahrung?
Marielle Cazaux Ganz wichtig waren die Mazerationszeiten. Dieser Jahrgang benötigte eine lange Zeit im Gärbehälter, weshalb wir erst am 7. November mit allem durch waren. Der gesamte Vinifikationsprozess dauerte etwa zwei Monate, beginnend mit dem Füllen des ersten Fasses am 7. September. So lange hat es noch nie gedauert.
Andrew Black Warum war es notwendig, so lange zu mazerieren?
Marielle Cazaux Ich weiß es nicht. Als ich die Fässer verkostete, hatte ich das Gefühl, dass die Weine mehr Zeit brauchten. Es war eine Ahnung. Das ist die Magie des Weinmachens.
Andrew Black Gab es etwas im Wein, das fehlte und das Sie durch Verlängerung des Kontakts mit den Schalen gewinnen mussten?
Marielle Cazaux Es war eher ein Gefühl von „Dieses Fass ist großartig, aber wir können möglicherweise noch mehr daraus herausholen, wenn wir weiter mazerieren“. Und wir haben tatsächlich mehr herausgeholt Plötzlich hatten wir eine Explosion von Aromen und eine verstärkte super seidige Textur iam mittleren Gaumen. Es ist einfach passiert!
Andrew Black Wie denken Sie, wird dieser Jahrgang vom Markt aufgenommen?
Marielle Cazaux Ich weiß, dass die Zeiten schwierig sind. Aber es hat sich eine große Anzahl von Fachleuten zu den en primeur-Verkostungen angemeldet. Ich hoffe, dass sie die düstere Stimmung vertreiben.
LA CONSEILLANTE 2023
Assemblage: Merlot 88%, Cabernet Franc 12% Lesezeitpunkt: 7. September bis 2. Oktober 2023 Ertrag: 43 hl/ha Vinifikation: In Betongefässen Ausbau: zu 70% in neuen Eichenfässern
Vergangene Woche fanden die en primeur-Verkostungen in Bordeaux statt. Andrew Black hat Anabelle Bardinet von Chateau Corbin und Frédéric Faye von Chateau Figeac befragt, welches Attribut dem Jahrgang 2023 gebührt. Beider Antwort: solaire, nicht klassisch.
Chateau Figeac hat 54 Hektar unter Reben und ist ein Grand Cru Classé „A“. Seit Michel Rolland Figeac in önologischen Fragen berät, liegt die Qualität des Weins nach Meinung internationaler Experten auf dem Niveau seines Nachbarn Cheval Blanc. Frédéric Faye verwaltet das Chateau im Auftrag der Eigentümerfamilie Manoncourt.
Andrew Black Letzten Herbst haben Sie den Merlot früh gelesen und die Trauben knapp zwei Wochen in der Kühlzelle gelagert, bevor die große Hitze im September einsetzte. Danach ging es darum, die Schalen des Cabernet Franc weich und reif zu kriegen, ohne Überreife zu produzieren.
Frédéric Faye Als wir den Merlot lasen, waren die Schalen des Cabernet Franc noch hart. Sie waren nicht schlecht und nicht vegetabil, aber sie waren noch zu zäh für unseren Geschmack. Wir brauchten in den folgenden Tagen Feuchtigkeit…Aber es dauerte ein bisschen – genau 12 Tage. Das war der längste Zeitraum, den wir jemals bei Figeac zwischen dem Ende der Merlot-Ernte und dem Beginn der Cabernets hatten. Aber wir haben es am Ende geschafft, obwohl es bedeutete, die Ernte bis zum 5. Oktober zu verlängern.
Andrew Black War es riskant, so lange zu warten? Regen könnte den Saft verwässern oder die Entstehung von Botrytis auslösen…
Frédéric Faye Das Wetter war feucht, aber es regnete nicht wirklich viel. Die feuchte Atmosphäre reichte aus, um die Schalen des Cabernet weich zu machen ohne negative Effekte. Der Saft des Cabernet Franc wurde konzentriert und die Reifegrade wurden verbessert.
Andrew Black Waren Sie auch mit dem Cabernet Sauvignon zufrieden?
Frédéric Faye Wir waren mehr vom Cabernet Franc beeindruckt. Wir brauchen alle drei Sorten, damit ein großer Figeac entsteht, aber der Cabernet Franc glänzte in diesem Jahrgang wirklich.
Andrew Black Waren Sie enttäuscht von Ihrem Cabernet Sauvignon?
Frédéric Faye Insgesamt war es ein trockenes Jahr, und da der Cabernet Sauvignon auf Kiesböden gepflanzt ist, waren die Beeren besonders klein und der Saft konzentriert. Bis er vollständig reif war, gab es ein ungleiches Verhältnis von Saft und Schalen.
Andrew Black Hat das die Vinifikation kompliziert gemacht?
Frédéric Faye Beim Cabernet Sauvignon haben wir besonders darauf geachtet, ihn nicht zu stark zu extrahieren oder zu überkonzentrieren. Wir hielten die Temperatur in den Fässern niedrig und führten fast keine Pigeages durch.
Andrew Black Mit den technischen Möglichkeiten, die Sie haben, muss es ein Vergnügen sein, unter schwierigen äußeren Bedingungen zu vinifizieren.
Frédéric Faye Es ist ein Luxus für uns. Für jedes der 30 Fässer, die wir haben, entwickelten wir eine eigene Strategie. Wir passten die Überpumpungen in Häufigkeit, Menge und Volumen den Geschmacksmerkmalen jeden Fasses an. Das spielte eine wichtige Rolle. Aber ich würde sagen, der Schlüssel zum Erfolg des Jahrgangs 2023 bestand darin, den Merlot zu ernten, als er noch aromatisch frisch war, und ihn bei kühler Temperatur zu lagern.
Andrew Black Der Anteil des Cabernet Sauvignon in der Assemblage ist etwas niedrig. Ist das eine Konsequenz der kleineren Erntemenge?
Frédéric Faye Teilweise. Aber es gibt einen weiteren Grund. Wenn wir mehr Cabernet Sauvignon beigefügt hätten, sagen wir 30 Prozent, hätte der Figeac 2023 zu viel Dichte gehabt. Das hätte der Finesse und der Eleganz geschadet.
Andrew Black Spiegelt der Jahrgang 2023 eher das heiße Wetter im Spätsommer oder die kühleren Bedingungen vorher wider?
Frédéric Faye Insgesamt war 2023 ein trockenes Jahr bei Figeac. Die Bedingungen unterschieden sich in Bordeaux je nach Terroir und erzeugten unterschiedliche aromatische Profile. Bei Figeac hat der 2023 ein warmes Profil.
Andrew Black An welchen Jahrgang erinnert de 2023er?
Frédéric Faye Wir können 2022 ausschließen, weil 2022 herausragend war. 2023 war ein trockenes, sonniges Jahr, aber kein Hitzejahrgang wie 2018 zum Beispiel. Der Alkoholgehalt im Jahr 2023 war mit etwa 13,5 Vo.% moderat.
Andrew Black Wie hoch schätzen Sie Ihren Jahrgang 2023 im Vergleich zu den jüngsten Jahrgängen?
Frédéric Faye Da gibt es keinen Zweifel für mich, dass 2023 besser ist als 2021, 2017, 2014 und 2012. Ich würde es jedoch nicht als ein außergewöhnliches Jahr wie 2020 oder 2022 bezeichnen. Unser 2023er teilt viele Eigenschaften mit dem 2019er.
Andrew Black Wie es aussieht, könnte der 2023er, wenn der Preis stimmt, ein attraktiver Kauf sein?
Frédéric Faye Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen! Die Preisgestaltung wird sehr wichtig sein. Wenn wir möchten, dass die en primeur-Kampagne gut läuft, wird Bordeaux sehr aufmerksam auf den Markt und vor allem auf die Verbraucher achten müssen.
CHÂTEAU FIGEAC 2023 Assemblage: Merlot 41%, Cabernet Franc 32%, Cabernet Sauvignon 27% Lesezeitpunkt: 6. September bis 5. Oktober 2023 Ertrag: 45 hl/ha Vinifikation: in Eichenfässern Ausbau: 100% neue Eichenfässer
Chateau Corbin, ein Grand Cru Classé, umfasst 13 Hektar und liegt im Nordwesten von St. Emilion nahe der Grenze zu Pomerol. Anabelle Cruse-Bardinet ist Besitzerin und Önologin des Chateau.
Andrew Black Wie zufrieden sind Sie mit dem Jahrgang 2023?
Anabelle Bardinet Ich war bereits zur Erntezeit begeistert. Allerdings erkannte ich im Keller bald, dass der Wein eine eigene Vinifikationsstrategie braucht: eine längere Mazeration. Es schien, als wolle er einfach länger auf den Schalen bleiben. Der Wein war bereits vorher dicht und fleischig, doch diese Eigenschaften wurden durch längeren Kontakt mit den Schalen noch verstärkt.
Andrew Black Gab es ein Risiko der Überextraktion?
Anabelle Bardinet Wir mussten jedes Fass genau beobachten, um sicherzustellen, dass wir die Dichte nicht verlieren. Das war nicht einfach. Die Verkostung der einzelnen Fässer war in 2023 schwierig aufgrund des hohen Gehalts an Apfelsäure, die ein Merkmal dieses Jahrgangs ist. Diese Arbeit erforderte Geduld und Präzision.
Andrew Black Der Bau Ihres neuen Gärkellers war ein Meilenstein für die Vinifikation des Jahrgangs. Welche anderen Faktoren trugen 2023 zu dieser erhöhten Präzision bei?
Anabelle Bardinet Es gab eine Reihe von Faktoren. Erstens gab es bei der Ernte eine sehr strenge Selektion. Unsere optische Sortieranlage, mit der wir die Dichte des Safts messen können, ist darauf eingestellt, alles auszusortieren, was nicht ganz perfekt ist. Außerdem haben wir, weil die Mazerationen länger dauerte, keinen Presswein verwendet. Schließlich haben wir uns entschieden, keinen Zweitwein auf den Markt zu bringen. Das ermöglichte es uns, uns vollständig auf den Grand Vin zu konzentrieren. Die Partien, die es nicht in den Grand Vin schafften, wurden einfach im Fass verkauft.
Andrew Black Wie würden Sie das Profil des Corbin 2023 beschreiben?
Anabelle Bardinet Frische und lebendige Fruchtaromen treten in den Vordergrund. Und das Interessante ist, dass der Wein trotz einer großen Erntemenge wirklich eine optimale Dichte aufweist. Der mittlere Gaumen ist fest und gut strukturiert.
Andrew Black Ein weiterer sehr guter Jahrgang also, aber mit einer anderen Persönlichkeit als die vorherigen?
Anabelle Bardinet Ja, er ist komplett anders als 2022, aber auch als 2021.
Andrew Black Ist er vielleicht mit 2019 vergleichbar?
Anabelle Bardinet 2023 ist reichhaltiger. Was auffällt, ist die Attraktivität und der Charme schon zu Beginn. Wenn man ihn probiert, möchte man ihn sofort trinken. Der Auftakt am Gaumen ist wunderbar süß. Und dann zeigt sich die Dichte und Fleischigkeit am mittleren Gaumen.
Andrew Black Das übliche Klischee in Bordeaux heutzutage ist „klassisch“ oder „solaire“, also sonnig, warm.
Anabelle Bardinet Der 2023er hat Elemente von beiden.
Andrew Black Jedermann wird ihn mögen, nicht wahr?
Anabelle Bardinet Ja, aber die Weintrinker sollten unterschiedliche Qualitätsniveaus und Profile erwarten. Nicht alle Appellationen und Bereiche hatten das gleiche Glück wie wir in unserem Teil von Saint-Émilion. Die Weine werden die allgemeine Heterogenität des Jahrgangs widerspiegeln.
Andrew Black Wie würden Sie Ihren Jahrgang 2023 in wenigen Worten zusammenfassen?
Anabelle Bardinet Elegante Frische und samtige Dichte.
CHÂTEAU CORBIN 2023 Assemblage: 95% Merlot, 5% Cabernet Franc Lesezeitpunkt: 7. – 27. September 2023 Vinifizierung: in Betongefäßen Ausbau: in neuen Fässern, Betongefäßen und Glas
Fortsetzung folgt am Freitag, den 10. Mai: Pomerol 2023. Interview mit Guillaume Thienpont (Vieux Chateau Certan) und Marielle Casaux (La Conseillante).
Beim Barolo gibt es Licht und Schatten. Nicht jede Flasche, auf der Barolo steht, hält, was der Name verspricht. Die sieben Barolo, die Barbara Sandrone, die Tochter des vor einem Jahr verstorbenen Luciano Sandrone, zu einer kulinarischen Weinprobe mit nach München gebracht hatte, leuchteten. Ja, man könnte sogar sagen: Sie strahlten. Es waren Barolo aus drei Jahrzehnten, der jüngste aus 2012, der älteste aus 1996. Sie standen – könnte man pathetisch sagen – majestätisch im Glas. Aber ich bin weder ein Freund schräger Metaphern noch von Majestäten. Lieber würde ich sagen: Die Weine hatten eine gute Balance. Die jüngeren charmierten noch mit Frische, die älteren strahlten schon das Charisma des Abgeklärten aus.
Verschieden von allen anderen Weinen auf der Welt
„Der Barolo ist ein Wein, der anders schmeckt, als man denkt“, sagte Barbara in ihrer Tischrede. Stimmt. Aber was denkt man von ihm? Wessen Geschmack an Bordeaux geschult ist, wird nur abstrakt Ähnlichkeiten finden: die Komplexität, Tanninfülle, Langlebigkeit. Wer von Burgundern kommt, wird vielleicht in der hellen Farbe und in der erhöhten Säure Parallelen finden. Aber in der Praxis zeigt sich, dass ein Barolo völlig verschieden ist von allen anderen Weinen der Welt. Sein Aromenspektrum reicht von Weichselkirsche, Veilchen, getrockneten Blumen, Lakritz, Blutwurst, Trüffel, Teer bis zu Leder, Zimt, Nelken, Moos, Waldpilzen. Ein Exzentriker in der Welt der großen Rotweine. Manche Weintrinker können mit einem Barolo rein gar nichts anfangen, auch ausgewiesene Weinkenner nicht. Andere lieben ihn umso mehr. Am Tisch im Restaurant „Jan“ saßen natürlich letztere. Auch Jan Hartwig, der Chef, outete sich als Barolo-Fan. Er musste am Herd stehen, stieß nur kurz zu uns, um zu bekennen: „Ich liebe es, zu großen Weinen zu kochen.“
Agnolotti al Plin von Jan Hartwig
Einpegeln mit dem Nebbiolo d’Alba Valmaggiore
Zum Einpegeln begannen wir mit zwei Nebbiolo d’Alba. Sie stammten dem Roero, ein benachbartes Anbaugebiet, das sandige Böden aufweist und leichtere Weine hervorbringt als die Anbaugebiete von Barolo und Barbaresco. Sandrone besitzt dort die Lage Valmaggiore, einer der besten Crus der Zone. Der Valmaggiore aus dem großen Jahrgang 2021 war noch ziemlich jung, aber ließ immerhin eines sicher erkennen: Balance und Eleganz. Ansonsten zeigte er viel Frische, viel Primärfrucht, einen zarten Süßholzton. Seine Zeit kommt noch. Er sollte deshalb in keinem Keller eines Nebbiolo-Liebhabers fehlen. Der 2016er Valmaggiore, ebenfalls ein großer Jahrgang, ist ganz anders: strukturierter, konzentrierter, tanninhärter. Glücklich wer ihn besitzt. Aber Geduld verlangt auch er.
2013 wurde aus Cannubi Boschis Aleste
Weintrinker, die im Nebbiolo d’Alba (oder im Roero) eine preiswerte Alternative zum Barolo sehen, würden schnell erkennen, dass er das nur sehr bedingt ist. Barolo ist Barolo. Diese Erkenntnis werden auch Laien schnell haben. Wir begannen mit dem 2012er Barolo Cannubi Boschis. Er ist vertikaler, tiefer, mit einem ungleich breiteren Aromenspektrum, das aus einer Mischung aus frischer und Trockenfrucht mit vielen Würznoten besteht. Noch spannender der 2013er Barolo aus derselben Lage: ein monumentaler Wein mit Teernoten, Barbecue-Gewürzen, Süßholzparfum. Einer der genialsten Barolo, die Sandrone in all den Jahren auf die Flasche gebracht hat. Ich wünschte, ich hätte ihn im Keller. Jan Hartwig servierte dazu gegrillten Stör mit Ochsenschwanz. Ab dem Jahrgang 2013 heißt der Cannubi Boschis übrigens Aleste: eine Hommage an Lucianos Enkel Alessia und Stefano, die beide noch jung sind, aber bereits die Weinbauschule besuchen.
Zwei der größten Barolo: 2008 und 2009 Cannubi Boschis
Lammrücken mit gepökelter Lammzunge von Jan Hartwig
Weiter ging es mit Sandrones zweitem Barolo, Le Vigne. Zu Deutsch: die Weinberge. Er ist eine Cuvée von fünf verschiedenen Lagen (wer es genau wissen will: Baudana in Serralunga, Le Coste in Monforte, Villero in Castiglione Falletto, Merli in Novello und Vignane in Barolo). Wir tranken die 2008er und den 2009er parallel aus zwei Magnumflaschen (dank einer klugen Sommelière bei „Jan“ mit kühlen 15°C serviert). Der 2008er wird von den einschlägigen Experten wegen seiner kühlen Eleganz als einer der größten Jahrgänge der letzten zwanzig Jahre gefeiert. Ich würde nicht widersprechen. Aber der 2009er hat doch noch einen Tick mehr. Er ist opulenter, besitzt die süßere Frucht und die Würze eines orientalischen Bazaars, ist zugleich streng und überhaupt nicht plump – eine Eigenschaft, die vielen Barolo dieses warmen Jahres nach gesagt wird. Er kam in diesem Jahr übrigens nur aus einer Lage, nämlich Le Coste in Monforte. Wow – eine Art Grand Cru im Anbaugebiet. Jan Hartwig hatte sich zu ihm ein vergleichsweise einfaches Gericht einfallen lassen: Agnolotti al Plin – von Hand geformte kleine Ravioli aus hauchdünnem Pastateig, gefüllt mit geschmortem Rindfleisch. Piemont-Reisende kennen das Gericht. Es gibt es in jeder Trattoria, aber so fein wie bei „Jan“ selten.
Vite Talin: „Jeder Schluck ein Erlebnis“
Seit 2013 macht Sandrone in guten Jahren noch einen dritten Barolo. Er heißt Vite Talin und kommt aus einem Weinberg, in dem eine Nebbiolo-Mutation mit besonders kleinen Beeren und dicken Schalen wächst. In puncto Struktur und Tanninbetontheit ist dieser Barolo immer der Superstar des Sandrone-Sortiments (auch in puncto Preis: fast vier Hunderter muss man für diesen raren Wein auf den Tisch legen). Ich habe den Vite Talin schon einmal, nämlich 2019, probiert, als er zum ersten Mal öffentlich präsentiert wurde, und ich habe damals in einem weinkenner-Artikel Sandrone zitiert: „Ein weicher Wein ist er jedenfalls nicht. Sicher sind wir uns nur, dass er sich in 20 Jahren bestens entwickeln wird, mindestens.“ Jetzt, nach sechs Jahren Reife in Tonneaux und auf der Flasche und nochmal fünf Jahren Verfeinerung auf der Flasche, erweist sich der Vite Talin nicht sehr viel zugänglicher als damals. Aber der Mythos lebt. „Jeder Schluck dieses Ur-Barolo ist ein Erlebnis“, bekannte Barbara Sandrone.
Barolo ist ein Generationenprojekt
Als letzten Wein präsentierte Barbara uns etwas Reifes: den 1996er Barolo Cannubi Boschis. Ein Barolo aus der mittleren Ära Sandrones, als die Weine schon nicht mehr wild und unberechenbar waren, sondern bereits einen hohen Grad an Präzision und Sauberkeit auswiesen. Sauberkeit, das war für Luciano Sandrone immer die Basis-Anforderung an einen Barolo. Und was Präzision betrifft, so könnte dafür der 1996er stehen: ein muskulöser, dicht gewobener Barolo, perfekt gereift mit süßem Tannin und pikanter, leicht malziger Note. Kontrollierte Exzentrik, würde ich sagen, so wie der Lammrücken mit gepökelter Lammzunge, den wir dazu aßen.
„Barolo ist ein Generationenprojekt“, sagte Barbara zum Schluß. Zumindest Barolo ihrer Klasse. Sie führt nach dem Tod ihres Vaters das Weingut zusammen mit dessen jüngerem Bruder Luca weiter. Luca und Luciano waren ein eingespieltes Team. Kein Tag, an dem sie nicht ihren Fuß in die Weinberge setzten. Als Luciano sich selbstständig machte (1990), schmiss Luca seinen Job als Elektriker und stieg ins Weingut seines Bruders ein. Über 30 Jahre lang arbeiteten die beiden zusammen, im Keller wie im Weinberg. Luca kennt nicht nur den Stil Lucianos, er hat ihn mitentwickelt. Seine Leidenschaft überträgt sich nun auf Barbaras Kinder.
Sind Flaschen aus Aluminium oder Pappe eine Alternative zum Glas? Paula Redes Sidore und Stuart Pigott haben sich in einem Trendartikel für die Prowein darüber Gedanken gemacht.
Was passiert, wenn man das Thema Flasche komplett neu denkt? Anfang dieses Monats führte das frisch gegründete Weinunternehmen Element[al]wines eine bahnbrechende neue Verpackungsidee vor, die auf dem Sundance Film Festival Premiere hatte. Die nur 90 Gramm schwere Aluminium-Flasche ist 80 Prozent leichter als die durchschnittliche Glasweinflasche (570 Gramm) und kann zu 100 Prozent recycelt werden. „Dosenwein“ ist zwar nichts Neues. Doch in dieser Version hallt die traditionelle Form und die typische Füllmenge einer Weinflasche wider.
Aluminium ist 100 Prozent recycelbar
„Wir waren auf der Suche nach Möglichkeiten, unsere existierenden Glasflaschen leichter zu machen, und das führte uns schließlich zu einer radikalen Herangehensweise, zu der die Konsumenten unserer Meinung nach bereit sind“, sagt Jody Bogle, Vizepräsidentin für Kundenbeziehungen in dem Unternehmen. Das Design ist laut Pressemitteilung der Firma das Ergebnis aus drei Jahren intensiver Forschung. Dünnere Wände und keine Welle im Boden der Flaschen bedeuten, dass pro LKW-Ladung bis zu 43 Prozent mehr Kisten transportiert werden können (ungefähr 5.216 Kilogramm), während das Transportgewicht trotzdem 3 Prozent geringer ist als das von Glas. Die Metallbehälter können zu 100 Prozent recycelt werden, und das Deco-Design wird direkt auf die Flasche gedruckt, Etiketten sind also keine nötig. Das Sortiment umfasst derzeit vier Weine aus nachhaltigem Anbau in Kalifornien, darunter zwei fassgereifte Weine. „Wir glauben,” fügt Bogle vor kurzem in einem Gespräch hinzu, „dass Wein in Aluminium nicht für mindere Qualität steht und auch nicht nur für bestimmte Rebsorten geeignet ist.“ Element[al]Wines werden in den USA ab März 2024 im Einzelhandel erhältlich sein.
Außen Papier, innen Plastik
Allerdings sind nicht alle Menschen von der Vorstellung begeistert, Wein aus einer Leichtmetall-Dose zu trinken. Auch für Dosengegner hatte das Jahr 2023 eine Reihe an Alternativen parat, die auf dem Markt an Zugkraft gewinnen: Flachs zum Beispiel oder Faser. Das Highlight der Trend Talks des vergangenen Jahres war die spektakuläre Präsentation einer Papier-Weinflasche von Frugalpac. Im Herbst machte die drei Jahre alte britische Firma für nachhaltige Verpackungen nicht nur wegen ihres royalen Debüts zum Besuch des britischen Königspaares in Bordeaux von sich Reden, ihre Flaschen hatten auch eine Rolle im Netflix-Thriller „Bodies“, als „Wein der Zukunft“ in einem im Jahr 2053 angesetzten Handlungsstrang. Eine Zukunft, die man auf der ProWein im „Supermarktregal der Zukunft“ bereits jetzt erleben konnte.
Pappe in Flaschenform
Bei der nur 83 Gramm schweren Frugalpac-Flasche handelt es sich um eine lebensmittelechte Beutelverpackung, die außen von einer zu 94 Prozent recycelbaren Pappschicht überzogen ist. Laut einer aktuellen Pressemitteilung der Firma ist ihr CO2-Fußabdruck damit 84 Prozent geringer als der einer Glasflasche. Ähnlich wie die Aluminium-Flasche von Element[al]Wines fasst die Frugal-Flasche 750 Milliliter Wein und imitiert die Form der traditionellen Weinflasche. Frugal-Flaschen sind bereits jetzt in 25 Ländern erhältlich, mit einer deutlichen Präsenz in den großen Supermarktketten Großbritanniens.
Pappflaschen oder Verpackungsmaschinen?
Frugalpac plant, ihre Montagemaschinen in Weinregionen zu verkaufen, nicht die Flaschen an sich. Das bedeutet, dass der Transportbedarf und damit der CO2-Ausstoß noch weiter verringert werden. Die ersten beiden verkauften Maschinen, an die Monterey Wine Company in den USA und KinsBrae Packaging in Kanada, werden in der ersten Hälfte des Jahres 2024 anlaufen.
Vor zwei Jahren noch ein No Go
Von den fast 2.500 Produzenten, Handelsvertretern und Konsumenten, die für den ProWein Business Report 2022 befragt wurden, gaben 60 Prozent der Produzenten und 45 Prozent des Handels an, nicht zu planen, in den kommenden zwei Jahren etwas anderes als Glas anzubieten. Und das, obwohl sie wissen, dass bessere, effektivere und verantwortungsbewusstere Verpackungen möglich sind. Offenbar war für sie die Zeit noch nicht reif, die Vertrautheit und Tradition der Glasflaschen aufzugeben.
Die Meinungen über die Verpackung des Weins ändern sich schnell
In 2024 haben sich die Einstellungen bereits geändert. Es wird durchaus in Betracht gezogen, die vertrauten Verpackungen zu überdenken. Sprich: die Glasflasche. So würde eine deutliche Reduktion des CO2-Fußabdrucks möglich werden. Um die Einstellung der Konsumenten zu ändern, reicht es aber nicht, nur auf Qualität und Nachhaltigkeit der Verpackung zu achten. Die Qualität des Weins in dem entsprechenden Behältnis muss mit ebenso viel Sorgsamkeit und Bedacht sichergestellt werden. Denn was wird uns seit frühester Kindheit noch mit auf den Weg gegeben? „Auf die inneren Werte kommt es an!“
AUTOREN:
Paula Redes Sidore ist eine US amerikanische Weinjournalistin, die seit vielen Jahren in Deutschland lebt und für die Weinplattform Purple Pages von Jancis Robinson schreibt. Sie ist eine IHK-geprüfte Sommelière, Inhaberin der Wein-Übersetzungsagentur „Weinstory“ und Co-Gründerin des englischsprachigen Internet Magazins „Trink“, das sich mit deutschen, österreichischen, Südtiroler und Schweizer Weinen beschäftigt.
Stuart Piggott, 1960 in London geboren, ist Weinkritiker, Buchautor und einer der weltweit besten Kenner des deutschen Weins. Er lebt seit vielen Jahren in Deutschland und schreibt Tasting Reports für die internationale Weinplattform von James Suckling.
„Es kommt nicht auf das Äußere an“ wird uns seit frühester Kindheit eingebläut. Und doch achten wir häufig auf Äußerlichkeiten, auch beim Wein. Oder besser gesagt, besonders beim Wein. Wir wissen, dass Glas für gut ein Drittel des CO2-Fußabdrucks von Wein verantwortlich ist. Dass der Transport und die Herstellung von Glasflaschen mehr als die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen eines Weinproduzenten ausmachen. Wir wissen, dass etwa der Wechsel von Glas zu alternativen Verpackungsformaten bis zu 750 Millionen Kilogramm CO2-Emissionen pro Jahr allein in England einsparen könnte – und doch hängen wir an dem 400 Jahre alten Irrglauben, dass Wein in Glasflaschen gehört.
Wenn schon Glas, dann bitte leicht
Interessanterweise sind es nicht die alternativen Verpackungsmethoden, die im Laufe des vergangenen Jahres am meisten Aufmerksamkeit erhielten, sondern eine alternative Herangehensweise an traditionelle Verpackungsformen. Das Stichwort hier ist: leicht.
Gegen Ende des vergangenen Jahres verkündete die europäische Glasmanufaktur Verallia, die leichteste Bordeaux-Flasche der Welt entworfen zu haben, mit nur 300 Gramm Gewicht. Der Glas-Standard lag bisher bei knapp 400 Gramm. Eine durchschnittliche 0,75 Liter-Weinflasche wiegt etwa 575 Gramm, einige Schwergewichte bringen sogar 900 Gramm auf die Waage. Die Produktion der Bordelaise Air 300G wird noch in diesem Jahr beginnen. Darüber hinaus testete Verallia im März letzten Jahres die leichteste Champagner-Flasche, die nochmal 35 Gramm leichter ist und damit noch einmal 4 Prozent weniger CO2 ausstößt. Die Champagne war übrigens die erste Weinregion, die sich bereits vor über zehn Jahren mit diesem Thema beschäftigte.
Alois Lageder liess eine Burgunder-Leichtflasche entwickeln
Der italienische Bio-Produzent Alois Lageder hat vor kurzem eine leichte Flasche im Burgunder-Stil angeboten, entwickelt zusammen mit der Schweizer Glasmanufaktur Vertropack. So konnte der jährliche Glasverbrauch des Produzenten um 17 Prozent (beziehungsweise um 87 Tonnen) reduziert werden. Für Lageder erstreckt sich der Wille zur Veränderung sogar über die eigenen Grenzen hinaus: Lageder entschied, die 450 Gramm leichte Flasche mit Namen „Summa“ nicht patentieren zu lassen, in der Hoffnung, dass dies andere Produzenten animieren wird, ebenfalls auf „leicht“ umzustellen.
Auch der VDP setzt auf eine leichtere Flasche für die GG
In der Branche steigt der Druck auf die Produzenten, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) berichtet, dass im vergangenen Jahr 45 seiner 200 Verbandsmitglieder die leichten Glasflaschen mit der Prägung des GG-Signets für ihre Großen Gewächse verwendeten. Diese speziell gestalteten Flaschen wiegen 580 Gramm, statt vorher 750 Gramm. Weitere Beispiele sind auf der gesamten Lieferkette zu finden. Die britische Weinkritikerin Jancis Robinson, eine lautstarke Verfechterin leichter Glasflaschen, gibt neuerdings auch das Flaschengewicht in ihren Punktbewertungen auf https://jancisrobinson.com an. Und das staatliche schwedische Unternehmen Systembolaget, das über ein Monopol auf den Einzelhandel mit alkoholischen Getränken verfügt, hat für Still- und Schaumwein-Einwegflaschen eine strenge Gewichtsbeschränkung zum 1. März 2024 eingeführt.
Fortsetzung nächste Woche: Alternativen zur Glasflasche für Wein
AUTOREN:
Paula Redes Sidore ist eine US amerikanische Weinjournalistin, die seit vielen Jahren in Deutschland lebt und für die Weinplattform Purple Pages von Jancis Robinson schreibt. Sie ist eine IHK-geprüfte Sommelière, Inhaberin der Wein-Übersetzungsagentur „Weinstory“ und Co-Gründerin des englischsprachigen Internet Magazins „Trink“, das sich mit deutschen, österreichischen, Südtiroler und Schweizer Weinen beschäftigt.
Stuart Piggott, 1960 in London geboren, ist Weinkritiker, Buchautor und einer der weltweit besten Kenner des deutschen Weins. Er lebt seit vielen Jahren in Deutschland und schreibt Tasting Reports für die internationale Weinplattform von James Suckling.
Die Maison Bollinger in Ay hat den Jahrgang 2015 ihrer teuersten Cuvée präsentiert: La Grande Année und La Grande Année Rosé. Beide Champagner sind Ausdruck des traditionellen Bollinger-Stils – und eines Jahrgangs, der klimatisch zu schwierigeren gehört. Schon der April zeichnete sich durch eine hohe Sonnenscheindauer aus. Es folgte ein heißer, niederschlagsarmer Sommer, der viel Trockenstress für die Reben mitbrachte.
Qualität dank niedriger Erträge
Durch die niedrigen Erträge, die typisch für Bollingers Spitzencuvée sind, haben die Rebstöcke die Trockenheit jedoch gut überstanden. Die Lese begann am 11. September und endete am 27. September. Eingebracht wurden kerngesunde, reife Trauben, aus denen ein vollmundiger, ja großzügiger Wein entstand, der vorne Noten von Steinfrüchten (reifem Apfel und Pflaumen) aufweist und hinten mit Mirabellenkonfitüre und einem Hauch von heller Schokolade endet. Die 2015er Grande Année besteht zu 60 Prozent aus Pinot Noir und zu 40 Prozent aus Chardonnay.
2015 La Grande Année Rosé
Die Rosé-Version der 2015er Grande Année besteht aus 62 Prozent Pinot Noir und 38 Prozent Chardonnay, ist ebenfalls reich, zugleich aber seidig am Gaumen und bei aller Fülle sehr präzis. Das Bouquet ist von Zitrusfrüchten geprägt mit einem Hauch von frischen Erdbeeren. Auf der Zunge präsentiert sich der Rosé-Champagner mit Mandarine- und Butterbrioche-Noten.
Tradition wird groß geschrieben
Bei der Verarbeitung der Trauben setzt Bollinger auf traditionelle Methoden. Die Weine werden in Betongefäßen vergoren und reifen in neuen und zweitbefüllten Eichenfässern sowie in Amphoren. Das Holz für die Fässer stammt aus dem hauseigenen Wald in Cuis, die Küferei beschäftigt einen eigenen Handwerker für die Herstellung und Pflege der Fässer. Nach fast acht Jahren auf der Hefe besitzen beide Grande Année-Champagner eine hohe geschmackliche Komplexität und eine überragende Cremigkeit, die einerseits ein langes Leben voraussagen lässt, aber auch jetzt schon höchstem Genuss garantiert.
Übrigens: Trotz der Ertragsbegrenzung in den Weinbergen ist der 2015er Jahrgang mit 45 Hektolitern/Hektar der mengenmäßig größte seit 2010.
Die Champagner
2015 La Grande Année, Champagne Bollinger
2015 La Grande Année Rosé, Champagne Bollinger
Zum siebten Mal findet auf Mauritius das La Paulée-Festival statt: Treffpunkt für Weinliebhaber und Sommeliers.
Highlight im Kalender von Weinliebhabern und Sommeliers ist das „La Paulée“-Festival in den Constance Hotels & Resorts auf Mauritius. Das jährlich wiederkehrende Event erinnert an das gleichnamige Fest im Burgund, mit dem jedes Jahr die Weinlese gefeiert wird. Weinlieber und Winzer kommen im Schloss von Meursault zusammen, um gemeinsam zu essen und zu trinken. Jeder bringt seinen besten Wein mit und teilt ihn mit seinen Tischnachbarn. 40 Köche bereiten ein siebengängiges Galamenu zu, das den Anwesenden serviert wird. Die Schwesterhotels Constance Prince Maurice und Constance Belle Mare Plage greifen diese Tradition fernab vom Burgund auf und feiern vom 13. bis 18. Mai 2024 ihre eigene Version der „La Paulée“. Im Mittelpunkt des Ereignisses stehen erlesene Weine, exquisite Küche, gute Gesellschaft und neue Entdeckungen.
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Renommierte Winzer und Weingüter sind auch da
Eingebettet in die spektakuläre Kulisse der Resorts teilen zahlreiche passionierte Weinkenner im Rahmen des Festivals ihre Begeisterung und ihr Fachwissen. Wie schon in den vergangenen Jahren werden bei der Wein- und Kulinarikwoche „La Paulée“ auch dieses Jahr wieder namhafte Winzer zu Gast sein, darunter Jonathan Pabiot (Domaine Pabiot), Bernhard Ott (Domaine Ott), Bernard Bouvier (Domaine Bouvier), Peter-Allan Finlayson (Crystallum) und Matthew Day (Klein & Constantia). Das Herzstück dieses außergewöhnlichen Treffens ist die starke Betonung von Fachwissen, Interaktion und Austausch. Dies bietet eine einzigartige Gelegenheit für die Sommeliers der Constance Hotels & Resorts, an wertvollen, lehrreichen Schulungen teilzunehmen. Darüber hinaus werden die renommierten Köche der Luxushotelgruppe im Indischen Ozean eine Reihe von exquisiten Abendessen zubereiten, bei denen die besten Weine serviert werden. Das erste Dinner entführt die Gäste in die Weinwelt Südafrikas, beim zweiten Abend tauchen sie in die Weinwelt Frankreichs ein. Am Freitag findet im Constance Belle Mare Plage der Wettbewerb „Bester Sommelier von La Paulée“ statt: ein Galaabend mit Aperitif, Weinverkostung und Gourmet-Menü bildet den krönenden Abschluss der Genießerwoche. Tagsüber können die Gäste golfen, wandern oder im azurblauen Meer tauchen.
Roséweine sind populär, besonders in dieser Jahreszeit. Es ist Sommer. Die Menschen wollen etwas Kühles trinken, etwas Leichtes, Erfrischendes. Es soll aber gleichzeitig viel Geschmack bieten und nicht traurig hinter den Papillen verrinnen wie Mineralwasser. Für solche Menschen ist der Pink Flamingo gedacht. Ein leichter, unkompliziert zu trinkender Roséwein, der zwar blass in der Farbe ist, aber blumig im Duft und mild-fruchtig im Geschmack mit subtilen Pfirsich- und Zitrusaromen. Er erhebt nicht den Anspruch, mehr zu sein als ein leckerer Sommerwein, wie man ihn gern zu einer Gemüse-Bowl, einem Salat mit Putenfleischstreifen, zu Scampis mit einer Aioli-Mayonnaise, zu Thunfisch-Tataki, zu Frischkäse auf Bauernbrot oder, wie die Franzosen, zu einer Baguette mit Leberpaté trinkt.
Herkunft Camargue
Der Pink Flamingo kommt aus Südfrankreich, der Heimat des Rosé. Genauer gesagt: aus dem Naturschutzreservat Camargue im Flussdelta der Rhone, wo noch große Herden von Wildpferden leben und ganze Kolonien von Flamingos. Letztere sind der Namenspate des Weins. Dort besitzt die Domaine Royale de Jarras 600 Hektar Reben, die wegen des Schutzstatus des Gebiets biologisch bewirtschaftet werden müssen. Die Domaine gehört zum Vranken Pommery-Konzern, der mit diesem Wein beweist, dass er nicht nur etwas von Bläschen versteht, sondern auch von Stillweinen. Natürlich, es gibt Tausende anderer Roséweine auf der Welt, darunter viele gute, aber auch viele verkrampfte, monotone, karge und noch mehr dünne, die bei genauem Hinschmecken nicht mehr als koloriertes Wasser sind. Was den Pink Flamingo auszeichnet, ist die Sauberkeit seiner Aromen und die Klarheit des Stils, die macht, dass er delikat ist, ohne schwer zu sein.
Offiziell kein Rosé, sondern ein Gris
Übrigens ist der Pink Flamingo offiziell gar kein Rosé. Die Appellation d’Origine Protegée „Sable de Camargue“ sieht nur einen Gris vor, keinen Rosé. Gris-Weine dürfen, anders als in anderen Roséwein-Anbaugebieten, auch aus weißen Trauben gekeltert sein, etwa aus der Grenache Blanc oder der Rolle. Das Rückgrat der „Sandweine“ aber machen natürlich rote Sorten aus, in diesem Fall Grenache Noir und Cinsault. Deren Schalen haben nur während des Pressvorgangs Kontakt mit dem Most, so dass am Ende nur eine minimale Farbextraktion stattfindet – daher die hell-lachsrote Farbe. Die Franzosen nennen solche Weine Vin Gris. Oder einfach Gris.
In Deutschland ist der Pink Flamingo im Lebensmitteleinzelhandel gut distribuiert, etwa bei REWE. Wer ihn online kaufen will, kann zu Hawesko gehen (www.hawesko.de, € 9,95).
Der Online-Shop Svinando ist die erste Adresse für Spitzenweine im Internet. Bei Weinliebhabern ist Svinando nicht nur beliebt, weil Kunden hier die Möglichkeit haben, Weine mit Rabatten von bis zu 50 Prozent des empfohlenen Preises zu kaufen. Das Sortiment von Qualitätsweinen, das von den Sommeliers bei Svinando mit größter Sorgfalt zusammengestellt wird, bietet immer auch eine Kombination von erstklassiger Qualität und Bestellkomfort. Beeindruckend sind der reichhaltige Produktkatalog und die wettbewerbsfähigen Preise, die Svinando aufruft. Der Online-Anbieter kauft nämlich direkt beim Produzenten ein und kommt ohne Zwischenhändler aus.
Die üppige Auswahl an Weinen
Hier eine kleine Auswahl an Svinando-Weinen, die einen Vorgeschmack darauf geben, was man bei diesem italienischen Online-Anbieter alles entdecken kann. Das Angebot reicht von Rotweinen über Weißweine und Roséweine bis hin zu Schaumweinen. Und passend dazu gibt es noch eine große Auswahl an Köstlichkeiten wie Gewürze, Naschereien, Öle, Pasta und Reis. Alles für ein perfektes Dinner finden Sie bei Svinando. Fangen wir mal mit der tollen Auswahl an Rotweinen an, die Svinando bietet. Einer der Klassiker ist der Cabernet Sauvignon. Ursprünglich stammt die Rebsorte aus Frankreich und wird heute unter anderem auch in der Toskana angebaut. Der Cabernet Sauvignon ist vollmundig und intensiv im Charakter. Sein Bouquet besticht durch kräftige Noten von Brombeeren, schwarzen Johannisbeeren, Heidelbeeren und Kirschen mit einem würzig-pfeffrigen Unterton. Der Cabernet Sauvignon eignet sich zum Beispiel für gefüllte Pasta oder als Begleiter für Käse.
Ein weiterer Klassiker ist der in der Toskana angebaute Chianti. Er wird hauptsächlich aus der Sangiovese-Traube hergestellt, die für seinen charakteristischen Geschmack sorgt. Fruchtige Aromen von Kirschen und roten Beeren, gepaart mit einer angenehmen Säure und seidigen Tanninen sorgen für ein weiches breites Geschmackserlebnis, das sich hervorragend zu schweren Fleischgerichten und kräftigem Käse kombinieren lässt.
Weißweine soweit das Auge reicht
Der Fiano ist ein Weißwein aus Kampanien, der durch seine Intensität besticht und als Geheimtipp gelten kann. Er zeichnet sich durch eine leuchtende, strohgelbe Farbe aus und hat ein intensives Bouquet, gespickt mit Kräutern und einer Ladung weißer Früchte. Im Geschmack ist er frisch sowie würzig und passt damit herrlich zu Aperitifs, Vorspeisen mit Fisch, Hauptgerichten mit Fisch, Frischkäse und Milchprodukten.
Als nächstes reisen wir nach Sardinien. Nicht nur ein wunderschöner Urlaubsort, sondern auch die Heimat des Vermentino. Sein frischer und feiner Charakter macht ihn besonders harmonisch und angenehm. In der Nase entfalten sich feine Noten von gelben Früchten, Weißdorn und Zitrusfrüchten. Seine mineralischen Nuancen zeigen einen frischen und raffinierten Charakter. Der Vermentino besticht durch seine Einfachheit und Eleganz und ist ein hervorragender Aperitif, passt aber auch zu Fischgerichten, Frischkäse und gegrilltem Gemüse.
Nur eine Insel weiter ist der sizilianische Grillo zuhause. Strohgelb mit typisch mediterranen Aromen wie frischen Zitrusfrüchten, dazu Nuancen von Mandeln und Melonen. Der komplexe Wein eignet sich wunderbar als Aperitif.
Schaumweine für festliche Gelegenheiten
Zu den beliebtesten Schaumweinen im Angebot von Svinando gehören die Schaumweine Asti, Prosecco und Franciacorta.
Der Prosecco hat ein leicht blumiges Bouquet, das sich durch Noten von frischen Früchten wie Apfel, Birne und Pfirsich auszeichnet. Er stammt aus Venetien und eignet sich hervorragend als Aperitif. Aber auch zu leichten Gerichten wie Salaten oder Meeresfrüchten passt er gut.
Der Asti ist für Weintrinker mit einer Vorliebe für Süßes der perfekte Schäumer. Der im Piemont hergestellte Schaumwein ist berühmt für seine honigsüßen Noten von Pfirsich und Aprikose und ist damit der passende Begleiter für Desserts wie fruchtige Torten, Panna Cotta oder andere süße Cremes.
Der Franciacorta ist ein besonders raffinierter Schaumwein aus der gleichnamigen Region Franciacorta in der Lombardei. Bei seiner Herstellung nach der klassischen Methode bringt die zweite Gärung in der Flasche feine Noten von Hefe, Toastbrot und Trockenfrüchten und eine besonders feine und anhaltende Perlage hervor. Er passt perfekt zu kräftigen Speisen wie gereiftem Käse und Tartar vom Fisch.
Das alles sind nur ein paar Highlights aus dem großen Weinkeller von Svinando. Sie verschaffen dem Weintrinker einen kleinen Eindruck davon, was im Keller dieses Intershops liegt.