Samstag, September 21, 2024
8.6 C
München
spot_img

Zwei Bourbon Whiskeys: A.H. Hirsch 1974 & William Larue Weller 12y

Alle Welt spricht vom Scotch Whisky, doch der Markt bietet noch andere leckere Getreide-Destillate, wie zum Beispiel Bourbon Whiskey. Gibt es Unterschiede, abgesehen von der Schreibweise, oder sind sich Scotch und American Bourbon Whiskey doch recht ähnlich? Hier meine Tasting Notes von einem legendären Urgestein und einem jüngeren Wilden aus Kentucky.

Buffalo Trace DestillerieDer Bourbon Whiskey hat seine Wurzeln in Pennsylvania. Zu dieser Zeit wurde Whiskey überwiegend mit Roggen gebrannt. Erst später um das Jahr 1800 begann die Umstellung auf Mais, und die Lagerung in verkohlten Eichenholzfässern  wurde entdeckt. Damit war der Bourbon Whiskey geboren.

Heute muss ein Bourbon aus mindestens 51 Prozent Mais bestehen. Typisch für Bourbon Whiskey ist jedoch ein Anteil von 70 bis 75 Prozent. Das sekundäre Getreide ist in der Regel Roggen (etwa 15 bis 20 Prozent). Hinzu kommen noch etwa 10 bis 15 Prozent Malz.

Michter's DestillerieNur einige wenige Produzenten verwenden Weizen anstatt Roggen. Das entschärft den Whiskey und macht ihn weicher. Heaven Hill und die Buffalo Trace Destillerie sind die beiden Brennereien mit den meisten verschiedenen (Weizen)-Abfüllungen. Ein Vertreter ist heute auch im Tasting dabei. Mehr dazu später. Beginnen möchte ich mit einer anderen Abfüllung – und zwar mit einem 74er Hirsch.

Der Hirsch Bourbon ist ein klassischer Potstill Sour Mash Bourbon von der Michter’s Destillerie aus Pennsylvania. Dieser wurde noch in traditionellen Kupferkesseln gebrannt. Beim Sour-Mash-Verfahren enthält die Maische eine Mischung aus Getreide, Malz und Wasser und eine bestimmte Menge an verbrauchter Maische, die zuvor schon gegoren hat, aber noch immer lebende Hefekulturen besitzt.

Da die Brennerei bereits 1989 geschlossen wurde, ist dieser Whiskey sehr rar geworden. Die Abfüllung von 1974, erhältlich mit 16, 19 und 20 Jahren, wurde aus den letzten Fässern kreiert und zählt zur Liga der besten Bourbons.


A.H. Hirsch 16y 1974 Reserve Kentucky Bourbon - American Oak - 45.8%A.H. Hirsch 16y 1974 Reserve Kentucky Bourbon – American Oak – 45.8%
86

Farbe: Tiefes Gold
Nase: Süßer Honig, Roggen, Karamell, Vanille, zarter Rauch mit Röstaromen und Liebstöckel. Dazu Nuss und Holznoten –  jedoch keine bitteren Nuancen.
Geschmack: Durchgehend fein pfeffrig, etwas Salz, dunkle Früchte mit Vanille überzogen, dezente Parfüm-/Rumnote, kombiniert mit bitteren Fenchelaromen.
Finish: Würzig, schwarzer Tee (der zu lang gezogen hat) mit etwas Honig angereichert, wieder Vanille, Roggen und  trockener Rum. 86 Punkte
Preis: ca. 350 Euro


William Larue Weller wurde 1825 geboren und war ein Vorreiter der ersten Whiskeyproduzenten, die zur Herstellung von Straight Bourbon Weizen verwendeten. Dies ist einer der wenigen „Wheated Bourbons“ weltweit und wurde in der Buffalo Trace Destillerie in Kentucky hergestellt. 2010 wurde diese Abfüllung in die Buffalo Trace Antique Collection aufgenommen.


William Larue Weller 12y 1998 Kentucky Straight Bourbon - Barrel Proof - Limited Edition 126.6 Proof – 63.3%William Larue Weller 12y 1998 Kentucky Straight Bourbon – Barrel Proof – Limited Edition 126.6 Proof – 63.3%
86

Farbe: Bernstein
Nase: Sehr starker Alkohol, der einem da in die Nase steigt! Rosinen, Pflaumen, ein Hauch von Vanille/Kakao/Nuss; karamellisiertes Getreide mit Honig, Weinbrand/Trester – gradlinig, etwas später gesellt sich eine Gumminote hinzu.
Geschmack: Süßer Honig, Vanille und Karamell, malzig, zarter Rauch und Tabak mit etwas Salz und einer metallischen Note.
Finish: Lang, sehr, sehr trocken werdend – Nüsse, Mandeln, Karamell, Röstaromen mit Rauch, intensive Holznote, etwas salzig, wieder Gummi.
Mit Wasser:
Nase: Die Gumminote tritt stärker zum Vorschein!
Geschmack: Mehr Trestergeschmack, pfeffrig, nicht mehr so trocken, mehr dunkle Schokolade und Leder.
Bemerkung: Wenn der gummibehaftete Trestergeschmack nicht wäre … so 86 Punkte.
Preis: ca. 150 Euro


- Anzeige -spot_img
- Anzeige -spot_img

Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

Must know

- Anzeige -spot_img

Ähnliche Artikel

- Anzeige -spot_img