Destilliert vor fast 50 Jahren, stehen sich heute zwei 1965er Tomatin gegenüber, wie sie wieder unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Abfüllung von JWWW lagerte im Sherryfass und die von HB im Bourbonfass. Dass sich jedoch so eine kuriose Geschmacksachterbahn während des Tastings herauskristallisieren sollte, hätten wir niemals erwartet.
Zusätzliche Informationen zu der Brennerei findet ihr hier und weitere alte Abfüllungen von Tomatin hier.
Tasting Notes
Tomatin 41y 1965-2006 JWWW Cross Hill Sherry cask 82btl – 50.3%
Farbe: Rostrot – Amontilado Sherry
Nase: Lakritzbombe! Pistazieneis mit Krokant, Honig, Toffee und Aromen von abgestandener Cola. Leichter Sherry, rote Früchte/Beeren (Kirschen, Johannisbeeren, Erdbeeren) und erfrischende Kräuter-Minzbonbons. Dazu ein angenehmer Holzeinschlag. Klasse!
Geschmack: Sehr viel parfümiertes Holz, Beize, Holzpolitur, künstliches Pflegemittel, herbe grüne Nüsse, Pferdesatteltasche, medizinische Noten mit Eukalyptus unterlegt. Dazu ungesüßter schwarzer Holunder. Unendlich bitter, sauer und intensiv „unkonform“.
Finish: Sehr lang (hört leider nicht auf) – extrem bitterer Hustensaft mit Eukalyptusaromen und „Fischerman‘s Friend“-Pastillen. Nach Abklingen des bitteren Geschmacks tauchen dann Noten von Lakritze, Cola und Waldmeister auf. Man will jetzt wieder mehr davon haben! Leder und sogar leicht fruchtige Honigaromen sind wieder mit von der Partie.
Bemerkung: Das ist der „Dr. Jekyll & Mr. Hide“ unter den Malts. Einerseits furchtbar bitter, sauer und stellenweise ja schon „ekelig“ und andererseits herausfordernd, verlangend und ultrainteressant! Eigentlich in Punkten nicht definierbar, da sich Teile des Malts unter der 50-Punkte-Linie bewegen, andere dagegen im obersten Bereich. Was für ein verrückter Malt!
85 Punkte (Nase: 91 / Geschmack: 78 / Finish: 85)
Mit Dank an Marcus “Whiskycuse” Weber!
Tomatin 37y 1965-2003 Hart Brothers Finest Collection 1st fill Bourbon Cask – 47.2%
Farbe: Blasses Gold
Nase: Sherrylastiger, tropischer Fruchtgummi mit dezenten, medizinischen Noten; Eukalyptus, wachsartiger Hustensaft/Magenbitter und etwas Vanille. Eher einfach gestrickte Nase und nicht sonderlich gehaltvoll.
Geschmack: Dünn und recht flach zu Beginn. Dann würziger und immer besser in Form kommend mit Aromen von Äpfeln, viel Salz und Kräutern sowie süßem Honig. Jedoch bleibt eine herbe Rauchigkeit durchgehend erhalten.
Finish: Mittellang. Herb – süß – leichtes Holz! Das war‘s. Eigentlich recht langweilig und eindimensional.
84 Punkte (Nase: 84 / Geschmack: 86 / Finish: 82)