Die Weine genießen einen Ruf wie Donnerhall in den Supermärkten des Lebensmittelhandels. Die bunten Etiketten fallen sofort auf, wobei jede Weinsorte eine andere Farbe hat. Der Schriftzug Yellow Tail ist in Klammern gesetzt, wie die brackets um das [at] in E-mail-Adressen. Schon das Outfit zeigt also, dass diese Weine für die Facebook-Generation gemacht sind, die mit Twitter und Smartphone so selbstverständlich umgehen wie Kleinkinder mit dem Schnuller.
Die Marke Yellow Tail ist erst zehn Jahre alt. Sie gehört keinem Getränke-Multi, sondern der Casella Family: Nachkommen italienischer Auswanderer, die jahrzehntelang ihren Wein offen an die Weinindustrie des Landes verkauften, bevor sie den Entschluss fassten, ihn selbst zu füllen. Heute gibt es insgesamt 20 verschiedene Yellow Tail-Weine bis hin zum Schaumwein. Insgesamt werden 150 Millionen Flaschen erzeugt. Das entspricht neun Prozent der australischen Weinproduktion und 15 Prozent der australischen Weinexporte.
Yellow Tail versteht sich als Lifestyle-Produkt. Die Weine sind nicht für Weinproben oder für die Gastronomie gedacht. Sie sollen gesellige Anlässe begleiten, die für Australier alltäglich sind: Barbecue Partys, gemeinsame Wettspiel-Abende, Sport-Ereignisse, Dinner for Two.
Nach Deutschland werden in der 4,99 Euro-Kategorie nur Pinot Grigio und Chardonnay als Weißweine importiert; Shiraz, Merlot, Cabernet Sauvignon als Rotweine. In der Reserve-Kategorie (7,99 Euro) gibt es einen Holzfass-Chardonnay und einen Shiraz. Top-Wein in der Premium-Kategorie (29,90 Euro) ist der Lagen-Shiraz Wrattonbully.
Weinkenner.de hat fünf Yellow Tail-Weine seinem Mitarbeiter Andreas Bühl überlassen. Er ist 28 Jahre alt, fit in allem, was mit Internet, Programmierung und Computersystemen zu tun hat, firm aber auch in Philosophie und Literatur. Beim Wein arbeitet er sich langsam hoch. Zusammen mit drei Freunden hat er die Weine an einem warmen Frühlingsabend im Garten zu japanischen Speisen getrunken. Lachs im Yuan-Stil, Tsukemono, das ist salzig eingelegtes Gemüse, Donburi und die obligatorische Miso-Suppe. Die Weine wurden in einer neutralen Flasche ausgeschenkt. Niemand ahnte, was er trank. Niemand wusste, wieviel die Weine kosten.
Jens Priewe, ein paar Jahrzehnte älter und weinerfahrener, hatte sich vorher heimlich einen kleinen Schluck abgefüllt, um die Weine nach seinen Kriterien zu beurteilen – ohne Speisen, ohne Party. Wir stellen die Kommentare der beiden „Parteien“ nebeneinander.
Hallo,
Wo kann ich den pink moscato im Raum Stuttgart kaufen?