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Wuchtig, aber gutmütig: Cabernet Sauvignon aus Washington State

Dieser Wein ist eine Wucht. Reich wie ein Korb frischer Waldbeeren, opulent wie ein frugales Mahl, süß wie Bitterschokolade und schwer wie ein ausgewachsener Braunbär aus den endlosen Weiten Nordamerikas. Der Vergleich hinkt, ich weiß. Aber dieser Cabernet Sauvignon kommt aus Washington State. Das ist der nördlichste Bundesstaat im Westen der USA, geprägt von endlosen Wäldern der Cascade Range (Kaskadengebirge) und der menschenleeren Halbwüsten dahinter. Dicht besiedelt ist die Gegend nur mit Vierbeinern, und der größte und stärkste ist nun mal der Braunbär.

Ein Monolith von Wein, der sich ganz easy trinkt

Seven Falls Cellars heißt das Weingut, das diesen Monolith erzeugt. Ein Wein, wie die Amerikaner ihn lieben und immer mehr Deutsche auch: expressiv fruchtig mit Kirsch- und Cassisaromen, samtigem Tannin, kaum merklichem Toast und einer milden, weichen Säure. So einen Tropfen trinkt man gern aus einem großen Schwenker, und wer keinen Kamin hat, stellt sich einfach vor, ihn vor dem lodernden Feuer Schluck für Schluck langsam zu genießen. Ein saftiges Steak ginge natürlich auch. Es muss ja nicht vom Braunbär sein.

Wahluke Slope mit dem Columbia River

Übrigens trinkt sich dieser Cabernet Sauvignon trotz seiner Wucht leicht und easy. Er ist gutmütig und stellt den Gaumen vor keine unlösbaren Aufgaben. Die reife, süßliche Beerenfrucht macht, dass er wie Öl den Schlund hinunter läuft. Eher schon wird die Leber gefordert. Denn der Wein hat 14,5 Vol.% Alkohol. Aber wer sagt, dass man gleich eine ganze Flasche trinken soll?

Wärmstes Anbaugebiet in Washington State

Ein typischer US-Cabernet also? Falsch. In Washington State ist es viel wärmer als in den meisten Teilen Kaliforniens. Der Bundesstaat liegt zwar weiter nördlich. Aber durch die Cascade Range ist das Landesinnere vor kalten pazifischen Winden geschützt. Und das Anbaugebiet Wahluke Slope, aus dem dieser Wein kommt, ist der wärmste Teil des Columbia Valley, des größten Anbaugebiets in Washington State. Es liegt im Regenschatten der Berge. Entsprechend trocken und heiß ist das Klima dort. Im Sommer werden locker 100° Fahrenheit erreicht. Das entspricht rund 37° Celsius. Ohne Bewässerung wächst in dieser Gegend kein Strauch, geschweige denn ein Rebstock. Im Winter kann es allerdings bitterkalt werden.

Dieses Klima sowie die Sand- und Lehmböden geben dem Wein seine Fülle, seine reife Frucht, sein softes Tannin. Rotweintrinker, die das Ausladende, ja Barocke lieben, würden in diesem Wein am liebsten baden.


Der Wein


2012 Seven Falls Cabernet Sauvignon | Seven Falls Cellars
Preis: 15,50 Euro
Bezug: www.vinexus.de


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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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