Wenn es stimmt, dass wahre Ehen im Himmel geschlossen werden, dann müsste die von Carolin und Jürgen Hofmann auf jeden Fall dazugehören. Beide aus Winzerfamilien stammend, beide Geisenheim-Absolventen, beide nicht nur in Liebe, sondern auch in Leidenschaft für den Wein miteinander verbunden. Und doch so verschieden: hier die sanfte, überlegte, immer kontrolliert wirkende Carolin, 33, geborene Willems, die aus einem kleinen Weingut in Oberemmel an der Saar stammt und auf Schieferböden groß geworden ist.
Dort der zupackende, leutselige, immer gut gelaunte Jürgen Hofmann, 40, dessen Familie im rheinhessischen Appenheim lebt und einige der feinsten Weine von den Muschelkalkböden dieser kleinen geologischen Insel erzeugt. Bekannt geworden ist Hofmann auch durch die Kreation des Perlweins „Fritz Müller“, der als milder Prickler beträchtliches Aufsehen in der Weinbranche erregt hat und mittlerweile Markenstatus besitzt.
Pendeln zwischen Appenheim und der Saar
Kennengelernt haben sich Carolin Willems und Jürgen Hofmann einst auf einer Jungweinprobe. 2006 heirateten sie und führen seitdem die beiden Güter ihrer Familien gemeinsam. Der Lebensmittelpunkt ist Appenheim geworden. Aber mehrmals im Monat setzen sie sich ins Auto und fahren an die Saar, wo Carolins Eltern noch immer selbst die Reben bearbeiten. „Anderthalb Autostunden – diese Distanz müssen viele Großstadtpendler jeden Tag machen“, winkt Jürgen Hofmann ab, wenn er gefragt wird, wie man es schafft, sich um zwei Weingüter zugleich zu kümmern. Ohne dass die Schwiegereltern die Reben bearbeiten, ginge es allerdings nicht. Das weiß er.
Nur 4,5 Hektar hat das Weingut, das Carolin mit in die Ehe gebracht hat. Da ihre beiden Elternteile, als sie heirateten, zufällig den gleichen Nachnamen trugen, heißt es Willems-Willems. Mit ihren Weinen von der Saar streben Jürgen und Carolin nicht nach Prädikaten. Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen und Eisweine überlassen sie anderen Betrieben. Willems-Willems ist bekannt für seine trockenen und feinherben Weine.
Mut, auch neue Wege zu beschreiten
Solche Weine an der Saar zu erzeugen, ist nicht immer leicht. Der Kampf um die physiologische Reife der Trauben, der Umgang mit der hohen Säure, das Fingerspitzengefühl für den richtigen Lesezeitpunkt – all das ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht, der an der Mosel und ihren Nebenflüssen Reben besitzt. Carolin, die schon lange vor der Heirat die Willems-Willems-Weine verantwortete, hat sich im Laufe der Jahre das nötige Fingerspitzengefühl erarbeitet: „Man muss eine Idee von seinem Wein haben und mutig sein, den Weg dahin konsequent zu gehen.“
In den 2011er Weinen von Willems-Willems möchte man sich suhlen. Der trockene Saarriesling, der Gutswein, ist feinst abgestimmt und lässt die charakteristischen Schiefernoten deutlich durchschimmern. Die Befürchtung einiger Hyperkritiker, dass die Säuren in 2011 zu niedrig seien, ist grundlos. Zumindest bei diesem Wein ist die Säure sehr präsent. Aber sie schmerzt nicht. Sie ist weinig und kitzelt. Sie macht, dass der Wein fast schwebt im Glas.
Mitglieder der „Moseljünger“
Und weil Willems-Willems nicht Mitglied des ehrwürdigen VDP ist, sondern die Hofmanns nur der Winzervereinigung „Moseljünger“ angehören, kostet dieser einfachste Wein im Sortiment deutlich weniger als die Gutsweine der renommierten VPD-Nachbarn – auch ein Argument.
Wer mehr Druck am Gaumen braucht und trotzdem im trockenen Bereich bleiben möchte, greift eine Schublade höher. Der Schiefer-Riesling ist das, was im VDP „Ortswein“ genannt wird. Er kommt von mindestens 30jährigen Reben aus dem Oberemmeler Rosenberg, jenem Steilhang, der parallel zum berühmten Scharzhofberg verläuft und die Form eines nach Süden gerichteten Parabolspiegels hat. Dieser Wein ist genauso trinkfreundlich, aber dichter und mineralischer als der Gutswein und kostet immer noch unter zehn Euro.
Ein Riesling, der süchtig machen kann
Selbst der feinherbe Riesling mit rund 20 Gramm Restzucker ist in 2011 der trockenen Geschmacksrichtung näher als der lieblichen: ein zarter Wein mit feinem Spiel, etwas extraktreicher als der Schiefer-Riesling und mit leicht höherer Säure. Er wächst in einem Weinberg mit bis zu 55 Jahre alten Reben, der wie ein französischer Clos von einer Mauer eingefasst ist. Da die Bezeichnung „Auf der Mauer“ geschützt ist, nennen die Hofmanns ihren Wein „Auf der Lauer“. Auf dem Etikett ist ein Fuchs zu sehen. Vielleicht will er sagen: Vorsicht! Dieser Riesling kann süchtig machen.
Übrigens: Das rote Dreieck auf den Etiketten ihrer Weine bedeutet, dass diese Ecken und Kanten haben können. Schließlich vergären Carolin und Jürgen Hofmann ihre Weine spontan. Da kann es sein, dass sie im Bouquet manchmal etwas unrund wirken. Nicht so in 2011: Da hätte ein Kreis auf dem Etikett die Weine besser charakterisiert.
Die Weine
Bezugsquellen erfahren Sie unter: www.schiefer-trifft-muschelkalk.de
[printWeinTabelle]
Liebe Saar-Rheinhessen-“Kollegen “,
ich stamme aus aus einem alten Weingut in Hatzenport/ Terrassenmosel. (daher “Kollegen”).
Bitte schickt mir eine aktuelle Preisliste.
Oder (ich wechsle zum Sie) senden Sie mir 12 Flaschen des von jens Prieve empfohlenen trockenen Saar-Rieslings “unter 10 Euro”.
Oder Ihr / Sie rufen mich an : 030 813 4464
Wir werden es schon hinkriegen
Carl-Heinz Moritz