Auf die Frage, wie die Weinflasche beim Einschenken zu halten sei, antwortete der englische Weinschriftsteller Cyril Ray schlicht und bestimmend: »fest«. Doch eine Weinflasche festzuhalten ist nicht immer einfach, vor allem wenn es darum geht, den ausfließenden Wein kontrolliert ins Glas zu dirigieren. Die Fehler und Verrenkungen, die manche Weintrinker machen, legen einen traurigen Beweis davon ab.
Stilvoll und sicher
Eine volle 0,75-Liter-Weinflasche wiegt zwischen 1,2 und 1,3 Kilogramm. Sie beim Einschenken richtig zu halten, ist daher nicht allein eine Frage der Etikette. Es geht auch darum, sie so sicher in der Hand zu balancieren, dass der Wein weder im Schwall noch zu spärlich ausfließt. Deshalb greift die Hand sie dort, wo der Schwerpunkt liegt. Das ist bei einer vollen Flasche die Mitte des Bauches. Die Kraftanstrengung ist so am geringsten, der Fluss des Weins lässt sich am leichtesten kontrollieren. Je leerer die Flasche wird, desto mehr verlagert sich der Schwerpunkt. Erfahrene Weintrinker und Sommeliers fassen sie intuitiv tiefer an. Übrigens: Das Etikett sollte beim Einschenken stets nach oben zeigen – es sei denn, der Gastgeber hat etwas zu verbergen.
Korrekt:
Magnumflaschen dürfen und müssen sogar manchmal mit beiden Händen gehalten werden, um den Wein sicher einzuschenken.
Korrekt:
Bocksbeutelflaschen werden beim Einschenken mit der flachen Seite nach oben gehalten. Der Daumen liegt auf dem Etikett.
Dilettantisch:
Die Bocksbeutelflasche hochkant zu halten, ist dilettantisch. Es erschwert die Kontrolle des ausfließenden Weins.
Ordinär:
Weinflaschen am Hals anzufassen, ist ordinär. Der Kraftaufwand ist höher und der Weinfluss schwerer zu kontrollieren als in normaler Haltung.
Stillos:
Dem Sitznachbarn nachzuschenken, ist ein Ausweis der Höflichkeit. Aber dabei die Flasche bitte nicht nach außen drehen!
Gestelzt:
Der Sommelier darf die Champagnerflasche in der Mulde am Fuß anfassen. In privatem Rahmen wirkt dieser Flaschengriff gestelzt.
Tipps & Tricks: Einschenkhilfe
Beim Einschenken geht häufig etwas daneben: unschön für den Gast, ärgerlich für die Hausfrau. Und selbst wenn nichts daneben geht, läuft der letzte Tropfen oft an der Flasche hinunter und hinterlässt einen roten Fleck auf dem Tischtuch. Die Lösung des Problems liegt in einer runden elastischen Folie namens »Drop Stop«. Sie wird mit den Fingern zu einer Tülle geformt und in den Flaschenmund eingesetzt. Anschließend lässt sich der Rotwein sicher einschenken. Herabrinnende Tropfen gibt es nicht mehr. Die Folie ist unbegrenzt verwendbar. Sie ist in gut sortierten Weinfachgeschäften erhältlich und kostet wenig mehr als ein Euro. Übrigens: Bei den meisten Weißweinen taucht das Problem herabrinnender Tropfen nicht auf, weil sie eine andere Viskosität als Rotweine haben.