Whisky meets Wine – eine harmonische Verbindung?

2011 hat der österreichische Abfüller Single Cask Collection einen Islay Whisky von Caol Ila auf den Markt gebracht, der in einem Süßweinfass vom österreichischen Spitzenwinzer Willi Opitz nachreifen durfte. Und bereits 2009 wurde bei Bruichladdich auf Islay ein Octomore mit einem Château Pétrus finish abgefüllt. Welchen Einfluss haben die Weinfässer auf den Whisky?

2011 hat der unab­hän­gi­ge, öster­rei­chi­sche Abfül­ler Sin­gle Cask Coll­ec­tion einen Islay Whis­ky von Caol Ila auf den Markt gebracht, der eine Nach­rei­fung in einem Süß­wein­fass (Homok Fass) vom öster­rei­chi­schen Spit­zen­win­zer Wil­li Opitz erfah­ren durf­te. Bereits 2009 wur­de bei Bruich­lad­dich auf Islay ein Octo­mo­re mit einem Châ­teau Pétrus finish abge­füllt. Wel­chen Ein­fluss haben die Wein­fäs­ser auf den Whisky?

Vie­le Destil­le­rien ver­su­chen, ange­reizt durch den Whis­ky­boom, neue Geschmacks­rich­tun­gen in ihren Whis­kys zu prä­sen­tie­ren. Tra­di­tio­nell reif­te Whis­ky in 500-Liter-Fässern aus euro­päi­scher Eiche, in denen zuvor Sher­ry lager­te. Da die­se vor­han­de­nen Sher­ry Butts mit der Zeit knapp wur­den, impor­tier­te man sehr viel preis­wer­te­re Bourbon-Fässer aus den USA.

In den letz­ten Jah­ren fin­det man immer häu­fi­ger Whis­ky im Fach­han­del, der zudem eine Nach­rei­fung in einem zwei­ten oder sogar drit­ten Fass, das soge­nann­te „Finish oder Finis­hing“, erhal­ten hat. Die­se Umla­ge­rung soll dem Whis­ky wei­te­re Aro­men ver­lei­hen und ihn so noch­mals verfeinern.

Chateau PetrusNor­ma­ler­wei­se dau­ert ein sol­ches Finish 6 bis 24 Mona­te, was von der Vor­rei­fe des Whis­kys abhängt. Die Fass­qua­li­tät und die Fass­grö­ße haben erheb­li­chen Ein­fluss auf die Rei­fung. Denn nur gute Fäs­ser mit gutem Destil­lat haben die Mög­lich­keit, guten Whis­ky her­vor zu brin­gen. Je grö­ßer das Fass ist, des­to klei­ner ist der Holz­kon­takt des Whis­kys und des­to län­ger dau­ert der Reifungsprozess.

Die belieb­tes­ten und gän­gigs­ten Fass­ty­pen für die Whis­ky­la­ge­rung sind das Bar­rel (ca. 200 Liter), das Hogs­head (ca. 250 Liter) und das Butt (ca. 500 Liter). Des Wei­te­ren ist ent­schei­dend, ob die Fäs­ser erst befüllt wer­den oder schon häu­fi­ger im Ein­satz waren. Bei die­sen soge­nann­ten Refill Fäs­sern ist das Holz weni­ger aktiv und die Abga­be der Aro­men fällt dezen­ter aus. Für die Nach­rei­fung kom­men häu­fig Portwein- oder Sher­ry­fäs­ser (Olo­ro­so, Fino, Pedro Xime­nez) zum Ein­satz. Aber auch Weis – und Rot­wein­fäs­ser fin­den ihre Bestim­mung, womit wir zum heu­ti­gen Tasting kom­men. Zwei rau­chi­ge, stark tor­fi­ge Islay Whis­kys aus dem Bour­bon cask mit einem „wine cask finish“.

Tasting Notes


Caol Ila 2000/2011 Single Cask Collection, 55,3%, Bourbon cask mit einem Willi Opitz Homok finish (limitiert auf 215 Flaschen)
88

Caol Ila Willi Opitz LabelFar­be: Bernstein
Nase: Fruch­tig, etwas Süße, tor­fig, wür­zig, ein wenig pfeff­rig, aus­ge­wo­gen – nicht aufdringlich
Geschmack: Tro­cken, wür­zig, tor­fig, wenig Frucht, Süße wirkt aufgesetzt
Mit Was­ser: rela­tiv iden­tisch, Torf wird intensiver
Finish: Lang, stark tor­fig, sehr tro­cke­ner Nach­klang, wie­der nur gerin­ge Frucht, Süße des Wein­fas­ses ist eher kurz­le­big, Domi­nanz des Bour­bon Fasses
Bewer­tung: Die­ser Whis­ky hat eine tol­le Nase, die voll­kom­men aus­ge­gli­chen ist. Im Geschmack wirkt die Süße vom Wein­fass auf­ge­setzt und kommt gegen den mäch­ti­gen Ein­fluss des Bour­bon Fas­ses nur schwer an. Ein sehr tro­cke­ner und tor­fi­ger Malt. 88 Punk­te, wobei mir hier­bei der tro­cke­ne Torf­ge­schmack sehr gut gefällt. Die­sen Whis­ky hät­te ich ger­ne ein­mal ohne Nach­rei­fung versucht.
Aktu­el­ler Preis: ab 65 Euro


Octomore Orpheus, 5 Jahre, 61,0%, Bourbon cask mit einem Château Pétrus cask finish (limitiert auf 15000 Flaschen)
89

Octomore Orpheus LabelFar­be: Zart gold-braun
Nase: Rau­chig, fruch­tig, gute ein­ge­bun­de­ne Wein­sü­ße vom Rot­wein­fass, torfig
Geschmack: Mäch­ti­ge, honig­ar­ti­ge Süße, rote Bee­ren, rau­chig, sal­zig, Torf, Pfef­fer, etwas Bit­ter­oran­ge; jun­ger Cha­rak­ter der durch den hohen Alko­hol­ge­halt etwas spri­tig ist, trotz­dem aber har­mo­nisch wirkt.
Mit Was­ser: Weni­ger spri­tig, run­der, mehr Frucht
Finish: Sehr lang und tor­fig, kräf­tig und kom­plex, fruch­tig, etwas bit­ter wer­dend auf der Zunge.
Bewer­tung: Ein Octo­mo­re aus der zwei­ten Auf­la­ge, der mit sei­nen 140 ppm sehr stark getorft ist.
Der star­ke Torf­ge­schmack wird jedoch zu Beginn von der Süße des Wein­fas­ses har­mo­nisch ein­ge­bun­den und vom Alko­hol etwas über­deckt. Erst spä­ter kommt er voll zu Gel­tung. Das Châ­teau Pétrus Fass und das Bour­bon Fass har­mo­nie­ren her­vor­ra­gend mit­ein­an­der. Für mich der etwas Bes­se­re von bei­den. 89 Punkte.
Aktu­el­ler Preis: ab 160,- Euro (Aus­ga­be­preis: 90-100,- Euro)