Website-Icon Weinkenner.de

WG Grantschen muß kooperieren

Krise bei den Genossenschaften in Württemberg: Die Weingärtnergenossenschaft Grantschen (148 Hektar) kooperiert ab 1. September 2013 mit der Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg (1290 Hektar). Damit bleiben die Grantschener zwar vorerst juristisch selbstständig. Doch die Heilbronner übernehmen die technische Leitung und operative Verantwortung. Nur Produktion und Barverkauf bleiben in Grantschen. 12 von 15 Mitarbeitern müssen gehen. Am Ende der Kooperation steht, darin sind sich Beobachter einig, die Fusion, gegen die sich die Grantschener bisher noch erfolgreich stemmen konnten. „Das ist nicht ausgeschlossen“, gibt selbst Michael Susset, der Grantschener Vorstandsprecher, in einem Interview mit der Heilbronner Stimme zu.

Nach dem Verkauf der benachbarten Jupiter-Weinkellerei in Hausen an die Privatkellerei Rolf Willy in Nordheim vor zwei Jahren ist die Grantschener Kooperation der nächste Beleg dafür, dass es in der Württemberger Genossenschaftsszene mächtig kriselt. Viele Genossenschaften verlieren an Fläche, weil immer mehr Wengerter austreten und Lieferverträge mit privaten Kellereien schließen. Der Kostendruck steigt, besonders für die kleinen Genossenschaften. Irgendwann kann die teure Infrastruktur nicht mehr finanziert werden.

Auch in Grantschen sind die Auszahlungspreise kontinuierlich zurückgegangen. Zuletzt haben sie die magische Marke von 10.000 Euro/Hektar unterschritten. Der Vorstand mußte handeln. Dabei wollten sich die Grantschener Wengerter ihre Selbstständigkeit unbedingt erhalten. Unter Kellermeister Fritz Herold (2009 in den Ruhestand gegangen) und Geschäftsführer Bruno Bolsinger hatten sie mit ihrer Schwarzen Serie, dem SM und der Topmarke Grandor zwar überregional Aufsehen erregt. Doch der Erfolg konnte nicht verdecken, dass es im umsatzträchtigen Standard-Sortiment mächtig klemmte. Als Bolsinger sich 2012 in den Ruhestand verabschiedete, sah er Grantschen noch als „gallisches Dorf“, das um seine Selbstständigkeit kämpfen wolle. Der von ihm fast zwei Jahre eingearbeitete Nachfolger Wolfgang Schnitker verfolgte dieselbe Strategie. Doch bereits wenige Wochen nach Bolsingers Abgang mußte er gehen. Danach wurde noch einmal versucht, das Ruder herumzureißen: bessere Qualität, mehr 0,75-Literflaschen, höhere Wertschöpfung, Stärkung des Verkaufs. Doch am Ende haperte es an den Auszahlungspreisen. Es blieb nur die Flucht nach vorn.

Die Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg, die jetzt den Vertrieb und die Logistik der Grantschener Weine übernimmt, ist in den letzten Jahren stark gewachsen. 2007 wurden die WGs Neckarsulm-Gundelsheim eingemeindet, 2011 Flein-Talheim, 2012 Lehrensteinsfeld und 2013 Unterheinried. Mit der jetzigen Kooperation tritt Grantschen auch wieder in die Württembergische Weingärtner-Zentralgenossenschaft in Möglingen ein, aus der sie in den 90er Jahren ausgetreten war.

Die mobile Version verlassen