Die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV), eine Art oberste Weltweinbehörde, konstatiert einen „dramatischen“ Rückgang des Weinkonsums im Jahre 2009. Doch was so erschreckend klingt, hat relativ wenig mit Krise und viel damit zu tun, dass die Menschen weniger, aber besseren Wein trinken. Eine erfreuliche Entwicklung also, die hoffentlich anhält.
Der globale Weinkonsum ist im Jahre 2009 um 6,8 Millionen Hektoliter gesunken. Das sind knapp 3 Prozent weniger als 2008. Schon in den Jahren zuvor zeichnete sich ab, dass die Menschen auf dem Erdball immer weniger Wein trinken, während die Weinproduktion gleich hoch bleibt oder sogar steigt. Beim Weintrinken besonders stark zurückgehalten haben sich die Europäer. Auf ihr Konto geht der größte Teil des Rückgangs. Angesichts des hohen Stellenwerts, den Wein in Europa genießt, mag diese Entwicklung verblüffen. Doch bei genauem Hinsehen zeigt sich, dass der reduzierte Weinkonsum vor allem auf veränderte Lebensgewohnheiten in Spanien, Italien und Frankreich zurückzuführen ist – jenen Nationen, in denen Wein teilweise noch Lebensmittel ist und bei der Landbevölkerung traditionell in großen Mengen getrunken wird. Der mittlere Pro-Kopf-Konsum dieser Länder pendelt um die 50 Liter im Jahr. Das ist doppelt so viel wie in Deutschland. Noch vor 15 Jahren tranken Franzosen und Italiener allerdings 100 Liter im Jahr. Die neuen Statusgetränke heißen auch in diesen Ländern Mineralwasser, Bier, Fruchtsäfte, Limonaden, Kaffee.
Anpassung des Lifestyles an die wirtschaftliche Lage
Das Länderranking zeigt denn auch deutlich, dass bei den großen Konsumentennationen überdurchschnittlich hohe Rückgänge zu verzeichnen sind:
Spanien | – 11,6 % |
Italien | – 6,4 % |
Frankreich | – 2,9 % |
Allerdings prägen diese Länder nicht allein den Trend. Niederländer ( – 8 %), Engländer ( – 6 %) und Belgier ( – 5 %) griffen ebenfalls weniger häufig zur Weinflasche als im Jahr zuvor. Da bei ihnen Wein ausschließlich ein Genussmittel ist, kann daraus der Schluss gezogen werden, dass sie aufgrund eines kleineren Budget ihren Lifestyle an die neue wirtschaftliche Lage anpassen mussten. Allerdings liegt die Menge des Weins, den sie genießen, weit unterhalb derjenigen der Franzosen und Italiener und fällt daher weniger ins Gewicht. Auch in Deutschland ist Weinkonsum in 2009 statistisch zurückgegangen: um genau 2,4 %. Auch hier spielen nach Ansicht der Experten wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Doch da die Direktkäufe der Deutschen bei den Weingütern statistisch nicht erfasst werden, könnte angesichts des immer größeren Zuspruchs heimischer Weine in Deutschland tatsächlich ein Plus vor dem Konsum stehen.