„Weltklasse“ aus Österreich: Ebner-Ebenauers Blanc des Blancs

Manfred und Marion Ebner-Ebenauer Artikelbild
Die Ebner-Ebenauers aus dem Weinviertel haben einen Sekt herausgebracht, der in Österreich mit Roederers Cristal und Dom Pérignon verglichen wird.

Die Fla­sche ist mit schwar­zem Wachs ver­sie­gelt und steckt in einem schwar­zen Lei­nen­beu­tel. Das Eti­kett besteht nur aus einer Hals­krau­se, die eben­falls schwarz und mit glän­zen­den Lack­ele­men­ten ver­ziert ist. Dar­auf ste­hen die Wor­te „Blanc des Blancs“ und „Vin­ta­ge 2008“. Mehr nicht. Guter Wein macht nicht vie­le Wor­te. Und gut ist, was sich in der Fla­sche befindet.

Hals­krau­se Blanc de Blancs

„Neues Baby“ des jungen Winzer-Ehepaars

Es ist eine Gro­ße Reser­ve (nach der neu­en öster­rei­chi­schen Sekt-Qualitätspyramide), die Man­fred und Mari­on Ebner-Ebenauer, das jun­ge Winzer-Ehepaar aus dem Wein­vier­tel, da auf den Markt gebracht haben, zu hun­dert Pro­zent aus Chardonnay-Trauben gekel­tert, völ­lig unge­schwe­felt, sie­ben Jah­re auf der Hefe gelagert.

Marion und Manfred Ebner-Ebenauer | © Christof Wagner
Mari­on und Man­fred Ebner-Ebenauer

Der 2008er ist der drit­te Jahr­gang, den sie lan­cie­ren, und er ist der bis­her bes­te: farb­lich ins Gold­gelb ten­die­rend, gut struk­tu­riert, kräf­tig gebaut, cremig-weich, trotz­dem von einer bis­si­gen Säu­re durch­zo­gen, in der Nase viel Zitro­nentar­te und Kara­mell sowie ein Hauch von Nou­gat und wei­ßer Scho­ko­la­de. Die US-amerikanische Wein­fach­zeit­schrift Wine Enthu­si­ast ver­leiht ihm 95 Punk­te. Wein & Co., Öster­reichs größ­te Wein­la­den­ket­te, stellt ihn in eine Rei­he mit Dom Péri­gnon und Roe­de­rers Cris­tal. Und Wil­li Klin­ger, Chef der Öster­rei­chi­schen Wein­mar­ke­ting Gesell­schaft, beschei­nigt ihm „Welt­klas­se“.

Letz­te­rem ist nicht zu wider­spre­chen. Öster­reich hat zwar bereits exzel­len­te Sek­te (Wil­li Bründl­may­er, Stei­nin­ger, Schlum­ber­ger, Han­nes Har­kamp, Stift Gött­weig, Malat u. a.), aber die­ser setzt Maß­stä­be, sti­lis­tisch und preis­lich (50 bis 60 Euro). Vie­le Métho­de Classique-Schaumweine sprin­gen nicht über die Mess­lat­te, die die bei­den mit ihrem „neu­en Baby“, wie sie es nen­nen, gelegt haben, auch inter­na­tio­nal nicht.

Eher Essensbegleiter als Aperitif

2008 Blanc de Blanc­sAl­ler­dings ver­wen­den Man­fred und Mari­on Ebner-Ebenauer nicht den bie­de­ren Aus­druck „Sekt“ für das Baby. Sie nen­nen es – sie­he oben – Blanc des Blancs. Die Wort­wahl zeigt, wel­che Nähe sie suchen. Mit Bil­lig­pro­duk­ten, die aus wild zusam­men­ge­kauf­ten Säf­ten erzeugt und gera­de mal neun Mona­te auf der Hefe gele­gen haben, hat ihr Schaum­wein nichts zu tun. Zum Ansto­ßen zu Sil­ves­ter eig­net er sich nicht, als Ape­ri­tif ist er zu scha­de. Die­ser Blanc des Blancs ist ein Essens­be­glei­ter für die fei­ne Küche. Er ist ohne Dosa­ge abge­füllt wor­den, also kno­chen­tro­cken und passt bes­ser zu einem Geflügel-Cassoulet oder – um in Öster­reich zu blei­ben – zu einem Kalbsta­fel­spitz als zu irgend­wel­chen Cra­ckern oder Lachsröllchen.

Spontan vergoren

Die Trau­ben für ihn kom­men von den kalk­hal­ti­gen Löss­bö­den um Poy­s­dorf, einem Städt­chen, das eine knap­pe Auto­stun­de von Wien und nur ein paar Kilo­me­ter von der tsche­chi­schen Gren­ze ent­fernt liegt. Dort befin­det sich das Wein­gut Ebner-Ebenauer. Bekannt ist Poy­s­dorf vor allem für sei­nen Grü­nen Velt­li­ner, den nahe­zu jeder im Ort, der ein Stück Land besitzt, anbaut. Das küh­le Kli­ma, das die Gegend aus­zeich­net, macht, dass die Wei­ne von dort ver­gleichs­wei­se leicht sind und jenes „Pfef­ferl“ besit­zen, das die Öster­rei­cher am Grü­nen Velt­li­ner so lieben.

Char­don­nay ist eigent­lich kei­ne Sor­te, die im Wein­vier­tel zu Hau­se ist. Sie braucht wär­me­re Stand­or­te, um aus­rei­fen zu kön­nen. Wer die Chardonnay-Trauben aber nutzt, um Sekt zu erzeu­gen, könn­te mit die­ser Sor­te einen guten Griff getan haben. Der Grund­wein wur­de übri­gens spon­tan ver­go­ren, wie es bei allen Wei­nen der Ebner-Ebenauers die Regel ist.


„Ohne Nutten-Restzucker“

Ver­sie­gel­te Agraf­fe­Die Ent­schei­dung für eine Zero Dosa­ge hat­te lan­ge gedau­ert. Von den ers­ten bei­den Jahr­gän­gen 2006 und 2007 wur­den Teil­par­tien ver­suchs­wei­se noch mit drei bezie­hungs­wei­se sechs Gramm Füll­do­sa­ge ver­se­hen. Nicht, dass das Ergeb­nis ent­täusch­te. Aber die Ebner-Ebenauers woll­ten die här­te­re Gang­art: „Wer braucht schon den Nutten-Restzucker bei rich­tig gut gela­ger­tem Zeug auf der Hefe?“, hat Mari­on unge­niert der Pres­se in den Block dik­tiert. Fast tau­send Fla­schen haben die bei­den durch die Fülldosage-Experimente ver­lo­ren – bei rund zwei­tau­send Fla­schen, die pro Jahr­gang erzeugt wer­den, kei­ne klei­ne Men­ge. Aber die Ent­schei­dung war rich­tig: Bei lan­ge gereif­ten Schaum­wei­nen erüb­rigt sich die Dosage.

Warum sieben Jahre auf der Hefe?

Logo Ebner-EbenauerApropos Dom Péri­gnon, Roe­de­rer Cris­tal und ande­re Jahrgangs-Champagner: Der­ar­ti­ge Ver­glei­che sind barer Unsinn. Außer den Bläs­chen hat Ebner-Ebenauers Blanc des Blancs nichts mit den fran­zö­si­schen Edel­schäu­mern gemein. Und bei allem Respekt: Ich habe mich beim Ver­kos­ten manch­mal gefragt, ob die­ser Sekt unbe­dingt sie­ben Jah­re auf der Hefe lie­gen muss. Viel­leicht ist der Grund­wein nicht immer stark genug, um so lan­ge zu rei­fen. Viel­leicht hät­ten vier oder fünf Jah­re genügt. Zwar prä­sen­tiert sich das „Zeug“ hefe­frisch. Aber Ter­ti­är­aro­men wie Nou­gat, wei­ße Scho­ko­la­de und Kara­mell sind stark aus­ge­prägt – viel aus­ge­präg­ter als bei ver­gleich­ba­ren Cham­pa­gnern glei­chen Alters. Leich­te Oxy­da­ti­ons­no­ten sind eben­falls nicht zu leug­nen – geschul­det viel­leicht der schwe­fel­frei­en Behand­lung? Kurz: Man könn­te sich durch­aus vor­stel­len, dass noch an eini­gen Stell­schrau­ben gedreht wird.

Der Wein


2008 Blanc des Blancs „Zero Dosa­ge“ | Wein­gut Ebner-Ebenauer
Bezug: www.broeding.de (57 Euro), www.meinlamgraben.at (69,90 Euro)


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