Wenn die kühlen Nebel kommen
Napa ist das Herz des kalifornischen Weinbaus, aber weder die erste noch die einzige bedeutende Weinregion Amerikas. Zumindest in Sonoma wurden früher Reben angebaut. Sonoma besteht aus mehreren Unterzonen – und ebenso vielen Weinen.
Die hübsche Kleinstadt Sonoma ist von San Francisco aus über die Golden Gate Bridge und den Highway 101 in weniger als einer Autostunde zu erreichen. Der Weinbau ist dort wesentlich älter als im nahegelegenen Napa Valley. Dennoch steht Sonoma im Schatten des berühmten Nachbarn. Es ist ein großes Anbaugebiet mit unterschiedlichen Klimata und ebenso vielen unterschiedlichen Rebsorten. Die bekanntesten sind Russian River Valley, Alexander Valley und Dry Creek Valley. Die historische Kernzone ist jedoch das Sonoma Valley. Es reicht von Sonoma bis nach Santa Rosa. Dort hat das alte Agoston-Haraszthy-Weingut Bartholomew Park seinen Sitz, die gigantische Sebastiani-Kellerei, der Zinfandel-Spezialist Ravenswood, Château St-Jean mit hervorragenden Weißweinen sowie die kleine Matanzas Creek Winery mit ihren berühmten Merlots. Ihre Trauben wachsen jedoch teilweise nicht im Sonoma Valley.
Russian River Valley
Meere von Reben bestimmen die Landschaft des Russian River Valley zwischen Santa Rosa und Healdsburg. Zum weitaus größten Teil sind es Chardonnay-Reben. Nur auf den kieselsteinhaltigen Schwemmlandböden an den Ufern des Russian River, der sich durch das Rebland schlängelt, wächst Pinot Noir. Die besondere Eignung für die Burgunderrebe und die Weißweine rührt von den Nebeln, die vom Pazifik her über die Berge kommen, aber auch von der feuchten, kühlen Luft, die vom Süden her in das offene Tal eindringt. Russian River ist die kühlste Unterzone Sonomas. Viele Napa-Winerys haben dort Chardonnay- oder Pinot-Noir-Weinberge, andere kaufen ihre Trauben dort, auch Schaumweinkellereien in Carneros.
Dry Creek Valley
Das Tal des trockenen Baches verläuft parallel zum Highway 101 in westlicher Richtung. Der Talboden ist an vielen Stellen mit alten, knorrigen Zinfandel- Reben bestockt – ein Indiz dafür, daß in dieser Zone schon lange vor dem Cabernet-Boom Wein angebaut wurde. Im 19. Jahrhundert waren es die Italiener, die als erste im Dry Creek Valley Reben anbauten. Noch heute zeugen viele Namen vom italienischen Stammbaum ihrer Eigentümer: das Show-Weingut Ferrari- Carrano, die Farmer-Winery Pedroncelli (mit guten Zinfandel-Weinen), die riesige Simi-Winery und die noch größere Kellerei der Brüder Gallo. Inzwischen werden im beschaulichen Dry Creek Valley auch viel Cabernet Sauvignon, ein wenig Syrah und Cinsaut und im Süden häufig Sauvignon und Chardonnay angebaut.
Alexander Valley
Das Tal liegt im Norden Sonomas zwischen Healdburg und Cloverdale und ist die wärmste Unterzone der gesamten Appellation. Früher ein Massenweingebiet, hat auch dort seit den 1970er Jahren der Qualitätsweinbau Fuß gefaßt. Die Sortenvielfalt ist zwar immer noch groß und die Qualitäten oft schillernd. Doch gedeihen auf den lehmigen, wasserspeichernden Böden unstrittig volle, fleischige Cabernet Sauvignons und Merlots, teilweise auch sehr gute Zinfandel, während Weißweine nur noch in einigen Nischen erzeugt werden.
Mendocino County
Auch der warme Norden Kaliforniens hat sich als Weinbaugebiet einen Namen gemacht. Mendocino County ist nach der kleinen Künstlerstadt am Pazifischen Ozean benannt, die freilich weit entfernt von den Weinbergen ist, die im Anderson Valley, am oberen Russian River und am Clear Lake liegen. Nur knapp zwei Dutzend Winerys verteilen sich auf den Distrikt. Früher wurde in der Gegend viel Hopfen an- gebaut. Heute reifen an den terrassierten Hängen des Anderson Valley vor allem Chardonnay, Gewürztraminer und Pinot Noir. Das Tal ist über den Navarro River offen zum Pazifischen Ozean hin, so daß die sommerliche Hitze immer wieder durch kühle Meeresluft gemildert wird. Die Schaumweinherstellung spielt im Anderson Valley eine große Rolle. Das Champagnerhaus Roederer hat dort seine amerikanische Filiale eingerichtet. Im oberen Russian River Valley um Ukiah liegen die Temperaturen weitaus höher. Dort werden würzige Zinfandel und muskulöse Cabernet Sauvignons erzeugt. Auch kleine Mengen Petite Syrah werden angebaut, obgleich diese eher ein Relikt aus jener Zeit ist, als aus Mendocino County Massen namenloser Konsumweine kamen. Das beste Weingut der Gegend ist Fetzer in Hopeland, das sich dem ökologischen Weinbau widmet.