Chablis und das unbekannte Burgund
Burgund ist mehr als nur die Côte d’Or. Außerhalb dieses berühmtesten Anbaugebiets wachsen einige ausgezeichnete Rot- und Weißweine. Die meisten sind relativ unbekannt. Nur einer ist der Anonymität entronnen: der Chablis.
Der Chablis wächst nahe der Stadt Auxerre rund 180 Kilometer südlich von Paris. Benannt ist er nach dem gleichnamigen verträumten Städtchen, das knapp 3000 Einwohner zählt und am Fluß Serein liegt, der eigentlich nur ein größerer Bach ist. Die feinsten Chablis sind kraftvoll (jedoch nie so schwer wie die weißen Burgunder der Côte de Beaune) und besitzen ein raffiniertes, mineralisches Bouquet mit Anklängen an Feuerstein und Blütenduft. Ihre Alterungsfähigkeit wird meist überschätzt. Selbst beste Chablis sollten nach fünf bis zehn Jahren getrunken werden, wenn sie süße, leicht nussige Aromen anzunehmen beginnen. Einfache Chablis, die die Masse der Weine dieser Appellation ausmachen, spielen ihren Charme dagegen schon in den ersten drei Jahren aus.
Chablis und das Holzfaß
Der Chablis wird aus Chardonnay-Trauben gewonnen. In Anbetracht der relativ nördlichen Lage erreichen die Trauben nicht dieselbe hohe Reife wie die Meuraults und Puligny Montrachets. Außerdem ist es in Chablis oft bis ins Frühjahr hinein kühl. Nicht selten treten Nachtfröste noch im April und Mai auf (diese Fröste sind übrigens die größte Gefahr für den Weinbau in Chablis). Dafür ist der Chablis stahliger und säurebetonter als die Weine des südlichen Burgund. Das liegt freilich auch an den Böden. Sie bestehen aus stark kalkhaltigem Ton und betonen mehr die mineralische Würze als die schiere Wucht. Der Chablis ist der einzige Chardonnay-Wein, der traditionell in der Betonzisterne oder im Stahltank reift. Inzwischen glauben einige Erzeuger, daß er besser im kleinen Holzfaß vergoren und ausgebaut werden sollte. Befürworter wie Dauvissat und Raveneau stehen Traditionalisten wie Durup und Michel gegenüber. Ihrer aller Weine gehören zu den besten der Appellation.
Immer mehr Chablis
Insgesamt stehen in Chablis 5300 Hektar unter Reben, Tendenz zunehmend. Ein nicht geringer Teil des Weins wächst in Lagen, in denen vor 25 Jahren noch Rinder weideten. Er kommt als Petit Chablis in den Handel – schmeichelhaft für einen Wein, der mit dem echten Chablis wenig zu tun hat. Der echte Chablis AC macht 75 Prozent des Weins des Anbaugebiets aus und kann durchaus vorzüglich schmecken. Dem Papier nach besser sind die Premiers Crus (739 Hektar). Leider rechtfertigt ihre Qualität aufgrund ausgeweiteter Rebflächen nicht immer den höheren Preis. Chablis in Vollendung liefern die sieben Grands Crus (97 Hektar), die alle auf dem breiten Hügelrücken gegenüber dem Städtchen Chablis liegen.
Côte Chalonnaise
Im südlichen Burgund liegendes Weinanbaugebiet nahe der Stadt Chalon, von dem zwar nicht der Glanz der Côte d’Or ausgeht, das aber einige bemerkenswerte Weine hervorbringt. Der wichtigste ist der rote Mercurey, benannt nach dem Dorf südlich von Chagny. Dieser Pinot-Noir-Wein mag etwas derber als die weiter nördlich wachsenden Burgunder sein, ist dafür aber auch körperreicher und kräftiger. Ähnlich gut kann der Rote aus dem benachbarten Dorf Givry sein. Der Ort Rully, nur wenige Kilometer südlich von Chagny, ist vor allem für seine Weißweine aus Chardonnay-Trauben bekannt. Sie sind fruchtiger und wesentlich leichter als die von Chassagne- Montrachet. Ein großer Teil der im südlichen Burgund wachsenden Weißweine wird zu Crémant de Bourgogne verarbeitet.
Mâconnais
Weinbaubereich um die Stadt Mâcon an der Saône, bekannt für saftige Weißweine aus der Chardonnay-Rebe. Sie kommen als Mâcon Blanc oder Mâcon-Villages in den Handel und besitzen weder die Feinheit noch die Fülle der weißen Burgunder von der Côte de Beaune. Dafür sind sie recht preiswert. Die besten Qualitäten wachsen auf den Kalksteinhügeln im Süden des Mâconnais um das Dörfchen Pouilly-Fuissé. Auch Pouilly-Vinzelles und St-Véran liefern gute Qualitäten. Neben Chardonnay wird ein wenig Gamay angebaut. Der Wein heißt Mâcon Rouge und ist einer der wenigen Rotweine, in dem die Tradition der einstmals im gesamten Burgund weitverbreiteten Gamay-Traube noch fortlebt.
Aligoté de Bourgogne
Stoffiger Weißwein aus der Aligoté-Traube, die vor allem im südlichen Burgund wächst. Der beste Aligoté kommt aus dem Dorf Bouzéron mit eigener AC: ein delikater, ziemlich körperreicher und weithin unterschätzter Weißwein.
Bourgogne Rouge, Bourgogne Blanc:
Der Rotwein ist ein einfacher Pinot-Noir-Wein, der aus Trauben des gesamten Burgund erzeugt werden darf und mal rauh, mal samtig-weich ausfällt – je nach Erzeuger. Entsprechendes gilt für den Bourgogne Blanc aus Chardonnay-Trauben.
Bourgogne Passetoutgrain:
Im gesamten Burgund erzeugter, herzhaft einfacher, jung zu trinkender Rotwein aus Gamay- und Pinot-Noir-Trauben (mindestens 33 Prozent).