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Weinregion Toskana-Chianti

Toskana – mythische Kulturlandschaft

Das Land zwischen dem Apennin und dem Tyrrhenischen Meer ist eine der schönsten und besterhaltenen Kulturlandschaften Europas. Ein 200 Kilometer langer Hügelteppich breitet sich von der nördlichen zur südlichen Grenze aus, durchzogen von gewundenen Flüßchen, gesprenkelt mit mittelalterlichen Dörfern, überzogen mit immergrünen Krüppeleichenwäldern.

Weine der Region

Weinbau findet in der Hügelzone fast überall statt. Allerdings gibt es wenige zusammenhängende Rebflächen. Ein Drittel der Toskana bedeckt das Chianti. Es beherbergt zahlreiche Unterzonen wie das Chianti Classico, aber auch einige eigene Ursprungsgebiete wie das des Brunello di Montalcino oder des Vino Nobile di Montepulciano.

Großes Chianti

Das Chianti reicht von Pisa im Norden über Florenz und Siena bis nach Montalcino im Süden. Es ist in sieben Chianti-Unterzonen unterteilt, von denen freilich nur eine größeren Bekanntheitsgrad besitzt: das Chianti Classico zwischen Florenz und Siena. Die anderen Zonen heißen Chianti Rufina (um Pontassieve), Chianti Colline Pisane (Pisa), Chianti Montalbano (Carmignano), Chianti Colli Fiorentini (Florenz), Chianti Aretini (Arezzo) und Chianti Colli Senesi (südlich Siena). Die Chianti-Weine aller Unterzonen gehören in die höchste italienische Qualitätsweinkategorie, die DOCG, obwohl der größte Teil relativ einfache Rotweine hervorbringt. Das Chianti ist größer als die sieben Unterzonen. Deren Winzer können entscheiden, ob sie ihren Wein als einfachen Chianti oder als Chianti ihres Herkunftsgebiets auf den Markt bringen wollen. Für einfachen Chianti gelten flexiblere, für Chianti Classico strengste Qualitätsanforderungen. Gemeinsam ist allen Chianti-Weinen, daß sie ganz oder überwiegend aus Sangiovese-Trauben gewonnen werden müssen. In der Spitze ergeben sie konzentrierte Weine mit trockenem, adstringierenden Tannin und feinem Brombeeraroma – Weine von karger Eleganz.

Chianti Classico

Volpaia im Chianti Classico

Die Hügelzone zwischen Florenz und Siena gilt als Kerngebiet des Chianti. Sie setzt sich aus neun Gemeinden zusammen. Gemeinsam ist den Weinen, daß sie ausschließlich oder zu mindestens 85 Prozent aus Sangiovese-Trauben gewonnen werden. Die unlängst überarbeiteten Statuten für den Chianti sehen vor, daß der Rest (15 Prozent) aus Canaiolo, Malvasia Nera, Mammolo oder anderen einheimischen Sorten bestehen darf. Zudem sind 15 Prozent alternative Sorten wie Merlot und Cabernet Sauvignon zulässig. Weiße Sorten (vormals sechs Prozent) dürfen nicht mehr beigemischt werden. Die ehemalige Chianti-Formel wurde um 1860 erfunden, und die weißen Trauben dienten dazu, die Weine früher trinkbar zu machen.

Kein einheitliches Anbaugebiet

Das Chianti Classico ist kein einheitliches Anbaugebiet. Im Norden um San Casciano und Greve sind die Weine duftiger und mit feinerem Tannin ausgestattet als die Weine im Süden. Castellina, Gaiole, Radda und Castelnuovo Berardenga am südlichen Rand des Anbaugebiets liefern dagegen kräftigere, tanninstärkere, bisweilen auch rauhere Weine. Freilich unterscheiden sich die Weine auch dort je nach Höhenlage (bis 700 Meter) und Bodenformation deutlich. In tiefer gelegenen Gebieten finden sich sandige, feinschotterige Böden, auf denen elegante Weine wachsen. In höheren Lagen dominieren tonhaltige Letten (Galestro) und kalkhaltiger Sandstein (Alberese). Von dort kommen muskulösere Weine.

Die neuen Weine

Spätestens seit Beginn der 1980er Jahre ist die Qualität des Chianti Classico erheblich gestiegen. Kapitalkräftige Privatleute haben Weingut um Weingut aufgekauft und die darniederliegende Weinwirtschaft saniert. Sie haben die Erträge reduziert, die Sangiovese-Traube wieder vermehrt angepflanzt, zugleich aber auch mit alternativen Sorten experimentiert. Am Ende entsprachen ihre Weine nicht mehr den Produktionsvorschriften eines Chianti oder Chianti Classico. Die einen waren ausschließlich aus Sangiovese-Trauben gekeltert ohne Zusatz weißer (oder anderer roter) Trauben, was damals noch zwingend vorgeschrieben war. Die anderen enthielten Sorten, die in der Toskana bis zu diesem Zeitpunkt für die Erzeugung von Qualitätsweinen nicht vorgesehen waren: etwa Cabernet Sauvignon, Merlot oder andere internationale Varietäten. Diese neuen Weine waren zwar gut, teils sogar besser als die traditionellen Weine. Doch durften sie nicht den Namen Chianti auf dem Etikett tragen. Folglich verließen sie als schlichter Vino da tavola (Tafelwein) unter einem Phantasienamen das Weingut.

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