Weinregion Südliche Rhône

Rotweine mit loderndem Feuer

Süd­lich von Valence wird die Land­schaft fla­cher und nimmt fast pro­ven­za­li­sche Züge an. Reben säu­men frei­lich erst ab Mon­tel­imar wie­der das Rhône-Ufer. Ab hier herrscht die Grenache-Traube vor, wenn­gleich sie kein sol­ches Mono­pol hat wie die Syrah im Nor­den. Sie bil­det in der Regel die Basis von Cuvées mit Syrah und Mour­vèd­re, die den Wei­nen Struk­tur, Wür­ze und Fines­se verleihen.

Côtes du Rhône und Côtes du Rhône Villages

Sommerschnitt an der Côtes du Rhône

Rie­si­ges Anbau­ge­biet, das fast das gesam­te Rhô­ne­tal umfaßt. Erzeugt wer­den zumeist ein­fa­che, aber schmack­haf­te Rot­wei­ne, die aus nahe­zu allen Sor­ten der Rhô­ne gewon­nen wer­den dür­fen, vor­wie­gend Gren­ache, Carignan, Mour­vèd­re, Cinsaut und Syrah, dazu eini­ge wei­ße Sor­ten. Die Wei­ne der Appel­la­ti­on Côtes du Rhône-Villages sind in der Regel anspruchs­vol­ler, ins­be­son­de­re, wenn sie als Côtes du Rhô­ne Vil­la­ges Com­munaux das Recht haben, auch den Her­kunfts­ort im Namen zu füh­ren: Cai­ran­ne, Chus­clan, Lau­dun, Mas­sif d’Uchaux, Plan de Dieu, Puy­mé­ras, Roaix, Roche­gu­de, Rous­set les Vignes, Sablet, Saint Ger­vais, Saint-Maurice, Saint-Pantaleon les Vignes, Ségu­ret, Sign­ar­gues, Val­ré­as und Visan. Hier kann man bis­wei­len sehr eigen­stän­di­ge, seriö­se und ele­gan­te Gewäch­se fin­den, die den Ver­gleich mit den „Crus“ nicht zu scheu­en brauchen

Grignan-Les Adhémar

Grignan-Les Adhémar

Die­ses gut 2500 ha gro­ße, bis 2010 als „Côteaux di Trist­cas­tin“ bekann­te Anbau­ge­biet liegt auf dem nord­öst­li­chen Rhô­neu­fer im Depar­te­ment Drô­me und reicht bis ins Hin­ter­land. Es war­tet mit ein­fa­che­ren, den Côtes du Rhô­ne ähn­li­chen Wei­nen auf, die oft etwas leich­ter und unter­schied­lich akzen­tu­iert sind. Nach län­ge­rem Still­stand wur­de das Gebiet als Wein­land erst seit den 60er Jah­ren durch alge­ri­sche Rück­wan­de­rer wie­der zum Leben erweckt. Neben den duf­ti­gen, manch­mal auch etwas kan­ti­ge­ren Rot­wei­nen wer­den dort auch Rosé­wei­ne und – mit Gren­ache blanc, Clai­ret­te und den aus dem Nor­den zuge­wan­der­ten Mar­san­ne, Rous­san­ne und Vio­gnier Weiß­wei­ne erzeugt, denen das ver­gleichs­wei­se etwas fri­sche­re Kli­ma zugu­te kommt.

Ventoux

Ventoux

Appel­la­ti­on um den namen­ge­ben­den, fast unver­mit­telt aus der Ebe­ne und den vor­ge­la­ger­ten Hügeln auf­stei­gen­den, fast 2000 m hohen „Gigan­ten der Pro­vence“. Frü­her vor allem der Mas­sen­pro­duk­ti­on leich­ter All­tags­wei­ne gewid­met, wur­de das Gebiet mit sei­nen rela­tiv gro­ßen, eine aus­ge­gli­che­ne Rei­fe der Trau­ben för­dern­den Tem­pe­ra­tur­un­ter­schie­den zwi­schen Tag und Nacht im Gefol­ge der Kli­ma­er­wär­mung zu einer Expe­ri­men­tier­stu­be für talen­tier­te Wein­ma­cher mit hoch­ge­steck­ten Qua­li­täts­an­sprü­chen. Auch kapi­tal­kräf­ti­ge Domä­nen aus Châteauneuf-du-Pape und Gigon­das haben sich hier vor­sorg­lich ein­ge­kauft und beför­dern durch das mit­ge­brach­te Know-how die durch­schnitt­li­che Qua­li­tät. Teil­wei­se gera­de­zu exzel­len­te Rotweine!

Luberon

Luberon

Sehens­wer­tes, nach den ent­schie­de­nen Anläu­fen der 80er Jah­re vino­lo­gisch ein klein wenig ins Hin­ter­tref­fen gera­te­nes, rund 4000 ha gro­ßes Wein­bau­ge­biet um die gleich­na­mi­ge Berg­ket­te öst­lich von Cavail­lon. Natur­schutz­ge­biet und Refu­gi­um d e r Pro­mi­nen­ten, die vom Rum­mel der Côte d’Azur die Nase voll haben. Die Rot­wei­ne, die zum größ­ten Teil von Koope­ra­ti­ven, zum Teil auch von ver­mö­gen­den „Aus­stei­gern“ pro­du­ziert wer­den, wel­che ihr Geld woan­ders gemacht haben, sind in der Regel nicht zu anspruchs­voll. Sie wer­den aber von den vie­len Tou­ris­ten, die das Land des Peter Mayle ken­nen­ler­nen wol­len, den­noch zu manch­mal recht stol­zen Prei­sen gekauft. Haupt­reb­sor­ten sind Gren­ache und Syrah, dane­ben Mour­vèd­re, Carignan und Cin­sault. Mit ca. 25 % ver­gleichs­wei­se hoher Weiß­wein­an­teil: meist ohne gro­ßen Anspruch, wenn die Ugni blanc domi­niert, ernst­haf­ter bei höhe­rem Anteil der Rolle/Vermentino, sowie der Rous­san­ne und der Mar­san­ne. Dane­ben, wie in allen süd­li­chen Urlaubs­ge­bie­ten, auch leicht trink­ba­re Rosés.

Costières de Nîmes

Ins­ge­samt 25000 ha gro­ßes, in der Typi­zi­tät seit 2004 offi­zi­ell dem Rhô­ne­tal zuge­rech­ne­tes Wein­bau­ge­biet des Depar­te­ments Gard im nord­öst­li­chen Langue­doc um die Stadt Nîmes, 4600 ha mit AOC-Status. Gut die Hälf­te der Pro­duk­ti­on ist Rot­wein, der Rest fast durch­wegs Rosé. Frü­he­res Mas­sen­wein­ge­biet mit eini­gen ent­schie­de­nen Qua­li­täts­pro­du­zen­ten, wie z.B. Ch. Mour­gues du Grès und Ch. Gran­de Cas­sa­gne. Auf­grund der meist mit Schot­ter bzw. Roll­kie­seln bedeck­ten Böden kein schlech­tes Poten­ti­al, aller­dings ver­langt die teil­wei­se fast afri­ka­ni­sche Hit­ze im Som­mer viel Auf­merk­sam­keit, wenn alko­hol­schwe­re „Brum­mer“ ver­mie­den wer­den sol­len. Ver­ein­zelt bemer­kens­wer­te Rosés.

Die Crus der südlichen Rhône:

Lirac

Knapp 750 ha gro­ße Appel­la­ti­on auf dem West­ufer der Rhô­ne zwi­schen Roque­mau­re und St.-Laurent-des-Arbres. Die mit 26 hl/ha sehr nied­ri­gen Durch­schnitts­er­trä­ge ermög­li­chen die Pro­duk­ti­on wür­zi­ger, stof­fi­ger Rot­wei­ne und aus­drucks­vol­ler Rosés, die in ihren bes­ten Exem­pla­ren den weit berühm­te­ren Rosés von Tavel nicht viel nach­ste­hen. Die Rot­wei­ne wer­den zum Teil von renom­mier­ten Erzeu­gern aus Châteauneuf-du-Pape pro­du­ziert, die hier ähn­li­che Böden vor­fin­den wie zuhause.

Tavel

Hier wächst auf knapp 1000 ha mit drei ter­ro­irs – Kalk­schot­ter, Roll­kie­sel und san­di­ge Kies­bö­den – der angeb­lich bes­te Rosé Frank­reichs. Aus­schließ­lich auf ihn bezieht sich auch die bereits 1936 aner­kann­te AOC. Zuge­las­sen sind die übli­chen Rhône-Sorten, dazu die aus Châteauneuf-du-Pape bekann­ten Bour­bou­lenc und Pic­poul sowie die sehr sel­te­ne Cali­tor. Die bes­ten Wei­ne bestechen durch ihre fei­nen, leicht man­de­li­gen Himbeer-, Erdbeer- und Kirschen-Noten, abge­run­det durch eine aus­ge­präg­te Mine­ra­li­tät. Sie beto­nen weni­ger die bedin­gungs­lo­se Fri­sche als die Aus­ge­wo­gen­heit und kön­nen – für Rosés unge­wöhn­lich – auf­grund ihrer Struk­tur sogar ein paar Jah­re lie­gen. Die Win­zer rüh­men sich, dass a l l e fran­zö­si­schen 3-Sterne-Restaurants auch einen Tavel auf der Wein­kar­te haben. Ob da jemand nach­ge­hol­fen hat?

Visobres

Als AOC aner­kannt seit 2005/6. Auf 450 ha wer­den süd­west­lich der Oliven-Metropole Nyons in Höhen­la­gen von 200 bis 450 m jähr­lich ca. 15 000 hl erzeugt, meist kräf­ti­ge, leb­haf­te Rot­wei­ne aus Gren­ache und Syrah mit guter Tann­in­struk­tur und schö­nem Biss, aber auch aro­ma­ti­sche Wei­ße, für die zuneh­mend die aro­ma­ti­schen Sor­ten Vio­gnier, Mar­san­ne und Rous­san­ne Ver­wen­dung fin­den. Die Par­zel­len für den Rot­wein, wur­den zum gro­ßen Teil nach der Frost­ka­ta­stro­phe von 1956 neu bestockt, sie haben mit­hin ein idea­les Pro­duk­ti­ons­al­ter. Die qua­li­ta­tiv sehr respek­ta­be Cave coope­ra­ti­ve „La Vins­obrai­se“, die auch einen fri­schen, aus­ge­wo­ge­nen Rosé erzeugt, kon­trol­liert mehr als zwei Drit­tel der Pro­duk­ti­on, den Rest tei­len sich knapp 20 Privatwinzer.

Beaumes-de-Venise

Beaumes-de-Venise

Beaumes-de-Venise, male­risch an den süd­li­chen Aus­läu­fern der Den­tel­les de Mont­mi­rail gele­gen, war über Jahr­zehn­te für sei­nen aus der Mus­cat à petits grains gewon­ne­nen hoch­aro­ma­ti­schen Süß­wein (AOC 1943) bekannt, seit 2005 ver­fügt es auch über eine AOC für sei­ne vor allem aus Gren­ache, Syrah und Mour­vèd­re erzeug­ten Roten. Sie prä­sen­tie­ren sich kraft­voll und stof­fig mit fei­nen, leicht pfeff­ri­gen Gewürz­no­ten und mar­kie­ren in ihrer aus­ge­präg­ten Nuan­cie­rung, vor allem, wenn sie aus höhe­ren Lagen kom­men, geschmack­lich den Über­gang von Vac­quey­ras zu Wei­nen des Ventoux.

Gigondas

Gigondas

Dorf im Hin­ter­land der Rhô­ne öst­lich von Oran­ge und berühm­te Gemeinde-Appellation am Fuß der pit­to­res­ken Den­tel­les de Mont­mi­rail. Sie erzeugt gehalt­vol­le, ent­wick­lungs­fä­hi­ge, nach 4-6 Jah­ren zuneh­mend dif­fe­ren­zier­te und geschmei­di­ge Wei­ne, die über­wie­gend aus Gren­ache mit klei­ne­ren Men­gen Syrah, Mour­vèd­re und Cin­sault gewon­nen wer­den. In der Spit­ze, vor allem, wenn auch Par­zel­len aus den in den letz­ten Jahr­zehn­ten aus­ge­bau­ten höhe­ren Lagen in den Den­tel­les ein­be­zo­gen wer­den, sind es bei aller Har­mo­nie aus­drucks­star­ke, geschmacks­in­ten­si­ve Gewäch­se mit viel Schmelz, erstaun­li­cher Ele­ganz und gutem Alte­rungs­ver­mö­gen. Emp­feh­lens­wer­te Erzeu­ger sind La Bouïs­siè­re, Brusset, Châ­teau St. Cos­me, Châ­teau de Mont­mi­rail, Moulin de la Gar­de­t­te, Raspail-Ay, Châ­teau Red­or­tier, San­ta Duc und La Tourade.

Vacqueyras

Nach­bar­dorf von Gigon­das mit eige­ner AOC. Die Rot­wei­ne ähneln teil­wei­se denen von Gigon­das, sind jedoch nicht sel­ten auf­grund des höhe­ren Syrah-Anteils etwas stren­ger und eben­falls alte­rungs­fä­hig. Gewäch­se aus den west­lich und süd­west­lich des Orts hin­zie­hen­den, teil­wei­se mit Roll­kie­seln bedeck­ten Gar­ri­gues sind oft kräu­ter­wür­zig und so kon­zen­triert, dass sie sich mit der hoch­prei­si­gen Kon­kur­renz aus den öst­li­chen Lagen von Châteauneuf-du-Pape durch­aus ver­glei­chen kön­nen, wäh­rend die Wei­ne von den Hän­gen und Ter­ras­sen im Umkreis der frü­he­ren Ther­mal­quel­len von Mont­mi­rail durch kraft­vol­le Nuan­ciert­heit bestechen.

Châteauneuf-du-Pape

altes Eichenholzfass

Feu­ri­ger, alko­hol­rei­cher Rot­wein, der meist auf eigen­ar­tig stei­ni­gen, mit gro­ßen Roll­kie­seln bedeck­ten Böden um das alte, gleich­na­mi­ge Städt­chen wächst, das als ehe­ma­li­ge Papst­re­si­denz berühmt ist. Angeb­lich haben die Stei­ne den Effekt, nachts die Wär­me zu reflek­tie­ren. Dabei ist es in der Gegend eigent­lich heiß genug – sonst wür­den es vie­le Wei­ne nicht auf 14,5 – 15,5 Vol.% brin­gen. Die bes­ten Châteauneuf-du-Pape sind zwei­fel­los majes­tä­ti­sche Wei­ne mit einem ihrem Alko­hol ange­mes­se­nen Kör­per­reich­tum, die in der Wein­welt ihres­glei­chen suchen. Gren­ache domi­niert in ihnen, zwölf wei­te­re Sor­ten sind erlaubt (wei­ße inklu­si­ve). Frei­lich nut­zen sie nicht alle Win­zer. Lei­der ist ein Teil der Wei­ne nur schwer, aber nicht son­der­lich fein.