Piemont – hochambitionierte Weinregion
Das Piemont ist eine ländliche, weinbaulich zugleich hochambitionierte Region Italiens. Berühmt für Barolo und Barbaresco, die in den 1980er Jahren eine glanzvolle Wiedergeburt erfuhren, nachdem sie schon einmal, nämlich bei der Gründung Italiens 1860, eine Glanzzeit erlebt hatten. In den 1990er Jahren sind auch der dunkelfarbene Barbera und einige bislang wenig bekannte andere Weine in den Mittelpunkt des Interesses gerückt.
Barolo und Barbaresco sind zwei der bedeutendsten Rotweine Italiens und gehören zu den wenigen in der Welt, die nur aus einer einzigen Rebsorte gewonnen werden: der Nebbiolo. Die Nebbiolo-Traube ist eine alte, einheimische Sorte, die wahrscheinlich aus dem Aosta-Tal stammt und heute praktisch nur im Piemont angebaut wird. Auf den kalk- und lehmhaltigen Verwitterungsböden der Langhe um die Stadt Alba bringt diese Sorte körperreiche, tanninstarke Weine mit einer unverwechselbaren Charakteristik hervor. In den ersten Jahren herb-fruchtig im Geschmack, entwickeln sie im Laufe der Jahre ein vielschichtiges, an welkende Blumen, Waldboden und süße Gewürznelken erinnerndes Bouquet. Die nicht sehr dunkle, eher kirsch- oder purpurrote Farbe darf nicht zu dem Schluß verleiten, es handle sich um leichte Weine. Tatsächlich können Barolo und Barbaresco in guten Jahren über 14 Vol.% Alkohol aufweisen.
Barolo
Barolo ist ein kleines Anbaugebiet. Es liegt südwestlich von Alba und umfaßt das Territorium von elf Dörfern. Die wichtigsten sind Serralunga, Monforte, Castiglione Falletto, La Morra und Barolo selbst. Die Rebkulturen ziehen sich bis auf Höhen von 500 Metern hin. Die Weine sind wuchtig und zart zugleich. Sie dürfen frühestens nach drei Jahren freigegeben werden und müssen davon mindestens zwei Jahre im Holzfaß reifen. Traditionell verbleiben sie wegen ihres Tanninreichtums sogar sehr viel länger im Holz, wobei stets große Fässer aus slawonischer Eiche verwendet wurden. In den letzten Jahren ist jedoch der Ausbau in kleineren Fudern und Barriques populär geworden. Während die Barolo-Weine früher oft als „Tanninpeitschen“ bezeichnet wurden, ist zumindest ein Teil von ihnen heute durch Konzentration auf gute Lagen, bessere Klonenwahl, sorgfältigere Vergärung und Mengenreduktion wesentlich feiner als in der Vergangenheit.
Barbaresco
Die Weinberge von Barbaresco beginnen schon an den nordöstlichen Ausläufern des Stadtgebiets von Alba und ziehen sich über das Gebiet von drei Gemeinden hin: Treiso, Neive und Barbaresco. Es ist ein noch kleine- res Anbaugebiet als das von Barolo. Mehr als 2,5 Millionen Flaschen werden praktisch nie erzeugt. Die Weinberge liegen etwas tiefer als die von Barolo und haben etwas leichtere, sandigere Böden. Dadurch fallen die Weine im Durchschnitt weniger üppig aus. Die meisten sind mehr durch Frucht als durch Tannin geprägt. In den Spitzenlagen entstehen allerdings Weine, die an Opulenz und Schwere dem Barolo nicht nachstehen. Auch die Bar- baresco-Weine werden traditionell in großen, alten Fässern aus slawonischer Eiche ausgebaut, in denen sie mindestens ein Jahr reifen müssen, bevor sie nach zwei Jahren verkauft werden dürfen. Trotz der geographischen Nähe zu Barolo sind die Winzer von Barbaresco konservativ geblieben. Spitzenniveau erreichen weit weniger Weine als in Barolo. Die besten können sich jedoch durchaus mit den größten Barolo-Weinen messen.
Barbera
Die Barbera-Traube ist die am weitesten verbreitete rote Sorte im Piemont. Vor allem in der Provinz Asti, aber auch um Alba ist sie stark vertreten. Der Barbera d’Alba ist eine Art Zweitwein vieler Barolo-Winzer: ein Wein von mittlerem Körper, tanninarm von Natur, dafür ausgesprochen fruchtig. Ihre besten Qualitäten bringt die Barbera-Traube im Monferrato, wie die mäßige Hügellandschaft nördlich und südlich um Asti genannt wird. Auf den sandig-kalkhaltigen Böden entstehen saftige, teilweise kräftig strukturierte Weine mit einem Alkoholgehalt zwischen 13 und 14 Vol.%. Traditionell werden sie in großen Holzfässern, seit einigen Jahren mit großem Erfolg auch in Barriques ausgebaut.
Andere Weinanbaugebiete des Piemont
Gattinara:
Kraftvoller Nebbiolo-Wein aus dem gleichnamigen Dorf bei Vercelli, jedoch ohne die Feinheit der meisten Barolo.
Ghemme:
Mächtiger, aber etwas rustikaler Nebbiolo-Wein aus dem Dorf Ghemme, in unmittelbarer Nachbarschaft von Gattinara.
Roero:
Aufstrebendes Anbaugebiet nördlich des Tanaro-Flusses bei Alba, berühmt für den delikaten, weißen Arneis und den roten Roero, einen Nebbiolo-Wein, der etwas leichter als Barolo und Barbaresco ausfällt, jedoch sehr fein sein kann.
Gavi:
Hügelige Weißweinzone südöstlich von Alessandria, in der die Cortese-Traube leichte, etwas säurehaltige Weine ergibt.
Moscato d’Asti:
Das gesamte südliche Monferrato umfassende Hügelgebiet, aus dem die süßen Schaumweine Asti und Moscato d’Asti kommen.