Auf Sand gebaut: das Reich der Merlot
Am nördlichen Ufer der Dordogne herrschen sandig durchmischte Kiesböden, teilweise auch schwere Lehmböden vor. Dort ist die Heimat der Merlot-Rebe. Die Weine, die aus ihr gewonnen werden, sind durchweg schwerer als die aus dem Médoc.
St-Emilion
In St-Emilion werden die Weine traditionell aus je einer Hälfte Merlot und Cabernet Franc gewonnen. Eigentlich stecken in der großen Appellation zwei Anbaugebiete: das Hochplateau mit feinem Kiessand und die Hänge (Côtes) um das gleichnamige Dorf, wo sandiger Kalkstein den Untergrund bildet. In diesem Teil liegen die meisten Châteaux. Ihre Weine sind üppig, würzig, oft mit „süßer“, zumindest sehr ausgeprägter Frucht, dafür nicht so lang- lebig wie die Weine aus dem Médoc. Château Ausone ist der einzige Premier Grand Cru der Klasse A in diesem Distrikt. Die Weine vom Hochplateau sind fester. Sie enthalten oft mehr Cabernet Franc, nicht selten sogar einen Anteil an Cabernet Sauvignon. Der einzige Premier Grand Cru A ist Château Cheval Blanc. Er enthält 66 Prozent Cabernet Franc; Figeac, eines der besten B-Châteaux, sogar 70 Prozent.
Pomerol
Die Grenze zwischen St-Emilion und Pomerol verläuft mitten durch die Weinberge. Das kleine Anbaugebiet, noch in den 1950er Jahren nahezu unbekannt, ist eine Verlängerung des Kiesplateaus von St-Emilion. Nach Libourne hin werden die Böden sandiger, nach Norden hin lehmiger. Der Anteil der Merlot an den Weinen Pomerols schwankt zwischen 50 und 90 Prozent. Mit 95 Prozent hat Château Pétrus – der Star unter den Gütern – den höchsten Merlot-Anteil. Den Rest macht Cabernet Franc aus. Cabernet Sauvignon ist dagegen selten anzutreffen. Pomerol-Weine sind die verschwenderischsten, schwersten Rotweine Bordeaux’ – und rar obendrein, denn das Anbaugebiet ist klein. Neben Pétrus werden Le Pin, Lafleur, Trotanoy und L’Evangile am höchsten gehandelt – eine heimliche Klassifikation der Weinliebhaber.
Andere Weinanbaugebiete
Lalande de Pomerol:
Im Norden an Pomerol anschließendes Gebiet mit guten, aber etwas rustikalen Weinen, die mit denen von Pomerol wenig bis nichts gemein haben – außer den Namen.
Fronsac:
Gebiet, in dem traditionell Merlot, Cabernet Franc und Malbec angebaut werden. Die Weine sind leichter als in St-Emilion.
Entre-Deux-Mers:
Weißweingebiet zwischen Garonne und Dordogne mit einfachen, aber schmackhaften und recht preiswürdigen Weinen aus Sauvignon Blanc, Sémillon, Muscadelle und Ugni Blanc. Auch einige gute Rotweine werden dort produziert.
Premières Côtes de Bordeaux:
Langgestrecktes, am rechten Garonne-Ufer gegenüber dem Graves liegendes Anbaugebiet, in dem sich in den letzten Jahren einige ehrgeizige Investoren niedergelassen haben. Auf kies- und kalkhaltigen Böden wachsen teilweise exzellente Rotweine vor allem aus Merlot.