Bulgarien

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    Das osteuropäische Land befindet sich seit dem Ende der sozialistischen Herrschaft in einem Transformationsprozess. Der Wegbruch der Märkte in den sozialistischen Nachbarländern hat in den 1990er Jahren zu großen Problemen für die Weinwirtschaft geführt. Die Umwandlung der Staatsbetriebe und Genossenschaften in Privatunternehmen ist noch nicht abgeschlossen, die Anpassung an marktwirtschaftliche Bedingungen nicht bruchlos vor sich gegangen. Obwohl ausländische Investoren große Kellereiprojekte in Bulgarien gestartet haben, fehlt es vielerorts am nötigen Kapital für Landkauf, die Anlage neuer Weinberge und die Nachrüstung der Kellereien. Insbesondere im klein- und mittelständischen Bereich mangelt es dadurch an Initiativen. So sind trotz des neuen Umfelds viele alte Strukturen erhalten geblieben, v. a. die Trennung von Traubenproduktion und Traubenverarbeitung. Tausenden von Kleinwinzern stehen nur wenige Kellereien gegenüber. Geblieben ist auch die Exportorientierung der bulgarischen Weinwirtschaft. Über die Hälfte der Produktion geht ins Ausland, teils als schlichter Fasswein, teils als süffiger Markenwein. Dabei besitzt Bulgarien gute Voraussetzungen für eine florierende Weinwirtschaft. Die klimatischen Verhältnisse sind in allen Landesteilen günstig. Auch späte Sorten können regelmäßig ausreifen. So kommt es, dass Cabernet Sauvignon in Bulgarien mehr denn je angebaut und Merlot stark nachgepflanzt wird. Selbst die schwierige Pinot Noir steht höher in der Gunst der bulgarischen Weinindustrie als manche der einheimischen Sorten. Durch die allmähliche Einführung der Temperaturkontrolle können in Bulgarien heute auch moderne Weiß- weine erzeugt werden. International leicht vermarktbare Sorten haben auch hier die größten Zuwachsraten, etwa Chardonnay und Sauvignon Blanc, während Traditionssorten wie Rkatziteli, Aligoté, Misket, Muskat-Ottonel, Riesling, Gewürztraminer oder Ugni Blanc stagnieren bzw. rückläufig sind. Insgesamt sind in Bulgarien 111 000 ha mit Reben bestockt. Die größten Rotweingebiete liegen in Thrakien zwischen dem Balkan-Gebirge und der griechischen Grenze bei Plovdiv, Stara Godora und Sliven. Dort wachsen auf fruchtbaren Böden und in warmem Klima große Mengen an Cabernet Sauvignon. Im weiter nördlich gelegenen Tal des Tundscha-Flusses, auch »Tal der Rosen« genannt und berühmt für sein Rosenöl, das für die Parfumindustrie produziert wird, befindet sich die Heimat der hellroten und der weißen Misket-Traube, einer einheimischen Kreuzungsrebe. Aus ihr wird ein aromatischer, traubig schmeckender Weißwein gewonnen, der entfernt an einen Muskateller erinnert. Karlovo, Banya, Sungurlare, Slavyantzi und Karnobat sind die Hauptanbaugebiete. Eines der besten Rotweinanbaugebiete im Süden Bulgariens ist Harsovo an der mazedonisch-griechischen Grenze. Dort werden aus den einheimischen Sorten Melnik (rot) und Keratzuda (weiß) gehobene, teilweise auch hochwertige Rotweine erzeugt. In den nördlich des Balkan-Gebirges liegenden Donauebenen (die Transdanubien heißen und hügelig sind) ist das Klima moderat warm. Dort wird in erster Linie die einheimische Gamza-Rebe angebaut, aus der leichte, unkomplizierte Rotweine gewonnen werden, sowie Chardonnay, Sauvignon Blanc und zunehmend auch Merlot und Cabernet Sauvignon. Die bekanntesten Weinbaustädte in dieser Gegend sind Rousse, Suhindol, Svishtov, Vidin, Telish, Magura und Novo Selo. Das größte Weißweinanbaugebiet liegt jedoch im hügeligen Hinterland der Stadt Varna am Schwarzen Meer. Von dort kommt etwa ein Viertel der bulgarischen Weinproduktion. Angebaut werden Chardonnay, Sauvignon Blanc, Ugni Blanc, Weißer Muskateller (Muscat Blanc à Petits Grains) sowie die einheimischen Weißweinreben Misket und Dimyat. Bekannte Großkellereien in Bulgarien sind Belvedere Bulgaria, Buket Telish, Damianitza, Magura, Pamidovo, Todo- roff, Vinex Slavyantsi, Vinivel, Vinzavod Assenovgrad, Rose Valley Winery, Wine Cellar Pulden.