Botrytis cinerea

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    Schlauchpilz, der fast alle Pflanzen befällt, aber besonders im Weinbau präsent ist. Er überwintert als Mycel im Holz bzw. auf der Rebe. Im Frühjahr kann sich das Mycel bei entsprechender Witterung auf die ganze Rebe verbreiten. Der Pilz ist also während der gesamten Vegetationszeit mit seinen Sporen allgegenwärtig. Es existieren zwei Formen des Botrytis-cinerea-Befalls. 1. In Form der unerwünschten Graufäule. Befallen werden alle grünen Teile der Rebe, von den Knospen (während des Austriebs) über die Blätter, die Gescheine, die grünen, noch unreifen Beeren (bis etwa 50° Oechsle) bis hin zum Stielgerüst. Die betroffenen Pflanzenteile faulen und fallen ab. Auf diese Weise kann es zu großen Ertragsausfällen und Qualitätseinbußen kommen. Besonders groß ist die Ansteckungsgefahr bei feuchter Witterung mit warmen Temperaturen. In diesem Fall helfen nur Anti-Botrytis-Spritzungen. Im ökologischen Weinbau wird Botrytis cinerea über prophylaktische, abhärtende Maßnahmen bekämpft: Reduzierung der Stickstoffdüngung, Begrünung sowie Spritzen von silikathaltigen Pflanzenstärkungsmitteln, z. B. Wasserglas, Brennnessel- und Schachtelhalmaufbereitungen. 2. In Form der erwünschten Edelfäule. Im fortgeschrittenen Reifestadium (ab etwa 65° Oechsle) kann die Botrytis cinerea eine positive Wirkung haben, wenn sie die Beeren befällt. Die Schlauchsporen durchdringen die mittlerweile weiche Beerenhaut und fördern so die Verdunstung des Wassers in der Weinbeere. Dadurch kommt es zum Schrumpeln der Beeren und zu einer Konzentration von Zucker und Säure. Die Beeren trocknen langsam aus: Voraussetzung für hochwertige Beeren- und Trockenbeerenauslesen. Allerdings kommt es nur bei warmem, trockenem Tagesklima und feuchten Nächten zur Edelfäule, vorzugsweise bei Nebelbildung. Aus diesem Grund gibt es nur wenige Weinanbaugebiete der Welt, in denen die Edelfäule regelmäßig und großflächig auftritt.