Der Jahrgang 2011 hat in Kalifornien elegante Weine hervorgebracht, die insgesamt etwas leichter ausgefallen sind als in den Jahren zuvor. Das teilt das California Wine Institute in San Francisco in einer Pressemittelung mit. Nach einem relativ kühlen Sommer gingen die Trauben verspätet in die letzte Reifephase. Aufgrund des Regens, der am 3. Oktober einsetzte, mussten viele Weingüter dann früher als geplant mit der Lese beginnen. Die meisten Trauben konnten vollreif eingebracht werden, die Alkoholgehalte sind jedoch niedriger als normal. Die Weingüter sind deshalb nicht unglücklich. Im Gegenteil: „Wir sind echt begeistert über den Jahrgang“, bekennt Michael Silacci, Winemaker von Opus One.
Nicht nur in Napa Valley, auch im benachbarten Sonoma County sind die Weingüter zufrieden. „Die meisten Zinfandel, Chardonnays und Pinot Noir und wurden vor dem Regen geerntet“, berichtet Corey Beck von der Francis Ford Coppola Winery in Geyserville. „Die Weine sind elegant, balanciert und aromenreich bei niedrigeren Alkoholgehalten.“
Für David Lucas, Besitzer und seit 40 Jahren Winemaker der Lucas Winery in Lodi, ist 2011 sogar der vierte Spitzenjahrgang im letzten Jahrzehnt und der vierte Jahrgang in Folge mit kühlem Klima: „Wir haben die Vollreife abgewartet und zwei Tage vor dem Regen geerntet. Unsere Rotweine zeigen ein dunkle Farbe und Aromen von reifen Blaubeeren, Boysenbeeren, Himbeeren.“
Am besten scheinen Zinfandel und die Bordeaux-Sorten den widrigen Klimaverlauf weggesteckt zu haben. Für Pinot Noir und Chardonnay war das Zeitfenster dagegen zu klein, um den Reiferückstand aufzuholen. In den Chardonnay-Hochburgen von Sonoma County, Santa Barbara County und von Monterey spricht man von Weinen mit hoher Säure: „Ein biologischer Säureabbau wird dieses Jahr unerlässlich sein“, sagt John Clarke, Head Winemaker von Cupcake Vineyards.
Die Erträge liegen in Kalifornien in 2011 durchschnittlich neun Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt, in einzelnen Regionen sogar deutlich darunter. In Santa Barbara County erreicht die Lesemenge aufgrund von mehreren Spätfrösten nur 40 bis 60 Prozent einer Normalernte. Brook Williams, Präsident der Zaca Mesa Winery gibt zu: „Der Jahrgang war nicht unproblematisch. Die Natur hat unsere Erträge zwar drastisch reduziert, uns dann aber einen schönen Herbst und lange Hängezeiten beschert. Wir haben Moste mit niedrigen Zuckerwerten, hoher Säure und gleichzeitig tollen Aromen bekommen. Während die Menge die niedrigste ist, die wir je auf unserer Ranch geerntet haben, ist die Qualität phantastisch.“
Am Ende war der Jahrgang 2011 „gut für die Trauben, aber schlecht für die Nerven der winemaker“, fasst Matt Hughes von der Six Sigma Ranch in Lake County die Situation zusammen. Und Earl Ault, Besitzer der Cedar Mountain Winery im Livermore Valley, erinnern die sonnenarmen Monate Juli und August an den kühlen Sommer in Europa: „Herzlich willkommen europäische Klimaverhältnisse!“
Kalifornien ist der viertgrösste Weinerzeuger der Welt. 90 Prozent allen US-amerikanischen Weins kommen aus diesem Bundesstaat. Die weltweiten Exporte kalifornischen Weins erreichten 2010 mit 1,14 Mrd. Dollar eine neue Rekordmarke. Nähere Informationen, vor allem für Weintouristen, erhält man auf der Website des California Wine Institute www.wineinstitute.org.