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Toller Wein für alle Fälle: Leiners Riesling aus der Literflasche

Collage Etikett Riesling und Winzer Sven Leiner

Wo gibt es das noch: einen Liter Riesling für 5 Euro? Und zwar richtig gut? Fruchtig-frisch, herzhaft, spannend und auch noch bio-dynamisch erzeugt? Sven Leiner aus Ilbesheim aus der Südpfalz hat so einen Wein im Keller – und keiner hat es gemerkt. Ulrich Sautter war der Wein in einer größeren Probe sofort aufgefallen. Er bekennt: Einen so guten Riesling in dieser Preiskategorie bekommt man als Weinjournalist nicht alle Tage ins Glas.

„Reintöniger Duft nach Pfirsichkern und Blattgrün, saftiger Auftakt, salziger Unterbau. Ausgewogene Proportionen, spannungsreich und frisch, lebendige (aber nicht aggressive) Säure und appetitlich klare Aromen” – diese Weinbeschreibung steht im excel-file der Verkostung, in der mir der Liter-Riesling des Weinguts Jürgen Leiner auffiel. Und solch ein Genuss für nur fünf Euro – kaum zu glauben.

Gekeltert hat diesen Wein der 32jährige Sven Leiner. Im Jahr 2000 trat er in den elterlichen Betrieb ein und begann, die Bewirtschaftung der 14 Hektar Reben nach und nach auf Bio umzustellen. „Anfangs war es gar nicht unbedingt ein definiertes Ziel, das Weingut auf Öko umzustellen“, berichtet der ambitionierte Winzer, „doch ich habe mit der Zeit einfach die Dinge unterlassen, die mir vom Bauchgefühl wiederstrebten: zuerst bei der Düngung und beim Herbizideinsatz. Dann habe ich auch den Pflanzenschutz umgestellt, so dass wir bereits 2003 die Richtlinien des Ökologischen Landbaus erfüllt haben.”

Biodynamischer Wein ohne Zertifizierung

Inzwischen geht Leiner noch einen Schritt weiter, und das fing kurios an: Schuld war ein besonders guter Kompost, den er im Jahr 2005 versuchsweise verwenden konnte. Dieser Kompost war nach biologisch-dynamischen Richtlinien erzeugt worden: „Der Unterschied dieses präparierten Komposts zum konventionellen war gigantisch.” Seither arbeitet Leiner nach denselben Prinzipien, wie sie für Demeter-Winzer vorgeschrieben sind. Eine Zertifizierung als biologisch-dynamisch wirtschaftender Betrieb strebt er trotzdem nicht an: „Als Anthroposophen würde ich mich nicht unbedingt bezeichnen.” So bleibt es beim normalen Öko-Zertifikat. Doch das Bodengetier, das so dekorativ über das Etikett seines Weins läuft, sagt mehr aus als alle Zertifikate zusammen.

Beim Liter-Riesling des Jahrgangs 2010 gibt es allerdings eine kleine Einschränkung: Da hat es in Leiners Weinbergen kräftig gehagelt. Er konnte nicht genug der eigenen, bio-dynamisch erzeugten Trauben lesen. So kaufte Leiner bei zertifizierten Bio-Winzern in der Nachbarschaft Trauben zu – und hat sie dann mit dem Rest des eigenen Ertrags zusammen gekeltert.

Wie bei allen Weinen, verzichtet Leiner ganz auf den Einsatz von Enzymen, künstlichen Hefenährstoffen und Schönungsmitteln. In der Flasche ist nichts als vergorener Traubensaft und die unverzichtbare Prise Schwefel zum Schutz vor Oxidation. Der einzige Unterschied dieses Liter-Rieslings zum Wein aus hundertprozentig eigenem Ertrag: Er heißt in 2010 nur schlicht Riesling, nicht Gutsriesling wie sonst.

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