Vor einigen Monaten tobte ein Zickenkrieg unter Weinjournalisten. Es ging um die Frage, ob es für 5 Euro gute Qualitäten oder nur Kopfschmerzweine gibt. Ulrich Sautter hat einen filigranen, fruchtigen Mosel-Riesling von altem Schrot und Korn gefunden, der nicht nur gut, sondern sogar sehr gut ist und sogar weniger als 5 Euro kostet. Kopfschmerzen macht er trotz seiner Restsüße nicht. Er weist nämlich nur 9 Vol.% Alkohol auf.
Als passionierter Weintrinker muss man es beklagen: Der Kabinett gehört zu den vom Aussterben bedrohten Weinarten. In den letzten Jahren ging es dieser leichtesten aller Riesling-Gewichtsklassen gleich von mehreren Seiten an den Kragen: Zum einen begünstigt der Klimawandel höhere Reifegrade. Auch verkürzt er das Zeitfenster, innerhalb dessen man Trauben mit echter Kabinett-Reife lesen kann. Zum anderen streben aber auch die Winzer selbst gerne nach Höherem: zu Großen Gewächsen, oder zur Auslese, wenn es um fruchtige Weine geht.
Der Wein, der hier empfohlen wird, ist ein fruchtiger Mosel-Kabinett von altem Schrot und Korn: saftig und leicht, mit einer fordernden Säure (7,8 g/l) und einer diskreten Süße (42 g/l). Ein sehr stilsicher gemachter Kabinett, spielerisch, weder zu kräftig noch zu mager. Mit 9 Volumenprozent ist der Alkoholgehalt so niedrig, wie man es sich nur wünschen kann. Trotzdem fehlt dem Wein nichts: Er ist aromatisch präzise, dabei mineralisch, ausgewogen – und noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung.
Da reibt man sich die Augen angesichts des Preises: weniger als 5 Euro die Flasche. Doch ganz untypisch ist dieses attraktive Preisgefüge für viele kleinere Familienbetriebe an der Mosel nicht: In die preisliche Top-Liga (und zu internationalem Ruhm) gelangen nur wenige Erzeuger. Im Fall des hier empfohlenen Weins kommt noch hinzu, dass durch den Einstieg der jungen Generation in den Betrieb die Qualitäten schneller steigen als die Preise. Im Weingut Jakoby-Mathy arbeiten Erich Jakoby, 52, und seine beiden Söhne Peter, 27, und Stefan, 23, Hand in Hand, um das 4,5-Hektar-Weingut nach vorn zu bringen.
Im Weinberg kann das Trio auf gute Bedingungen zurückgreifen. Die Lage Kinheimer Rosenberg ist ein klassischer Mittelmosel-Steilhang auf Schieferverwitterung, gesteinsreich und eher mager in der Bodenauflage. Die Nachbarschaft hat es in sich: Nur drei, vier Kilometer flussaufwärts liegen Erdener Treppchen und Ürziger Würzgarten: zwei der allerbesten Lagen der Mittelmosel.
Kein Wunder, dass die beiden Junioren des Betriebes vor Ehrgeiz glühen. Peter Jakoby hat bereits das Bad Kreuznacher Diplom als Weinbautechniker in der Tasche, Stefan Jakoby hat eine Ausbildung als Großhandelskaufmann absolviert und möchte nun in Geisenheim studieren. Um den Stil, den früher bereits Vater Erich gepflegt hat, noch deutlicher aufs Etikett zu bringen, haben die beiden Youngster den Begriff “Jakobypur” für ihre Weine geprägt. Pures Vergnügen! Begleitet von purer Neugier, was aus diesem Betrieb noch werden kann.
Übrigens: Wer die trockene oder feinherbe Richtung vorzieht, kommt zum gleichen Preis ebenfalls zu seinem Recht und dem erwünschten Genuss.