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Weingut Fritz Waßmer: Weiße Spitzen

Als Fritz Waßmer in den elterlichen Hof im Markgräflerland hineingeboren wird, ist dieser ein gemischter Betrieb mit Land- und Viehwirtschafts sowie Weinbau. So macht Waßmer seinen Landwirtschaftsmeister bevor er den Hof übernimmt. Seine Begeisterung für Wein, genauer gesagt Spitzengewächse aus dem Burgund, ist da bereits entfacht. Seit seiner Jugend war er in den ruhigen Wintermonaten viel gereist und hatte eine ganze Reihe führender Weinpersönlichkeiten kennengelernt. „Ich habe gesehen, wie sich Spitzenweingüter am Burgund orientieren.“, erzählt er. Im Burgund selbst fasziniert ihn, wie die Winzer das Thema Wein leben. Besonders prägend ist zweifellos ein Aufenthalt auf der legendären Domaine De la Romanée-Conti.

In den 1990er Jahren gehen die Auszahlungspreise von Kellereien und Genossenschaften spürbar zurück, viele Landwirte mit gemischten Betrieben geben die Reben auf. Fritz Waßmer steigt ein und kauft Rebfläche – nur in sehr guten und besten Lagen. „Es war ein Glücksfall, an diese Filetstücke heranzukommen“, sagt er heute zurückblickend, „alte Rebstöcke auf nicht flurbereinigten Weinbergen“. Eine fabelhafte Basis für Spitzenweine, die aber viel (Hand-)Arbeit erfordert, die Waßmer nicht scheut. Von einem Aufenthalt im Burgund bringt er zudem unterschiedliche Pinot-Noir-Stecklinge mit, die er in eine Parzelle pflanzt –zunächst mehr aus Neugier.

FritzWassmer
© Weingut Fritz Waßmer

1998 gründet er offiziell sein Weingut, das er – für eine Branche, die in Generationen denkt – mit atemberaubender Geschwindigkeit zu Spitzenleistungen führt. Schon die ersten Weine zeugen vom tiefen Eindruck, die die burgundische Wein-Philosophie bei Waßmer hinterlassen hat: Tiefgründig und kraftvoll mit der Suche nach Finesse sind sie von Anfang an gebaut.

Die Rebfläche wächst über die Jahre um zusätzliche Lagen im Markgräflerland (Staufener Schlossberg), im Breisgau (Herbolzheimer Kaiserberg, Kenzinger Roter Berg, Bombacher Sommerhalde) und am Kaiserstuhl (Achkarrer Schlossberg). Mit großem Gespür rekultiviert Waßmer auch aufgegebene Lagen, bestockt sie wie alle seine Weinberge möglichst dicht, um die Reben zu fordern, tief zu wurzeln, was sie widerstandsfähiger gegen heiße und trockene Sommer macht.

Fritz Wassmer
© Weingut Fritz Waßmer

Fritz Waßmer: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig.“

Die einzelnen Lagen werden auf die Sorte abgestimmt bearbeitet, so dass neben dem anspruchsvollen Spätburgunder auch Weißburgunder, Grauburgunder sowie Chardonnay bereits im Weinberg optimal wachsen und werden können. „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“, dieses oft für die Kellerarbeit verkündete Credo gilt bei Waßmer bereits im Weinberg. „Jede Lage, jeder Boden, jede Sorte und jede mikroklimatische Bedingung unterscheidet sich von der anderen. Diese Unterschiede wollen wir schmeck- und erlebbar machen“, so Fritz Waßmer. „Unser Ziel ist es, den ureigenen Charakter jeder Lage und jeder Rebsorte zu bewahren und damit individuelle Weine von herausragender Qualität entstehen zu lassen.“

Wenn Fritz Waßmer „unser Ziel“ sagt, meint er damit auch die nächste Generation, der er seine Leidenschaft für Wein mitgegeben hat. Tochter Lisa, studierte Betriebswirtschaftlerin und Sohn Felix, bei Joachim Heger ausgebildeter Winzer, sind seit einigen Jahren auf dem Gut aktiv.

Schlossberg Staufen Pulverhäuschen
© Weingut Fritz Waßmer

Weingut Fritz Waßmer: Ausgewählte Weine

2019 Weißburgunder
Feiner Apfelduft, nussige Anklänge, lebendige Ansprache. Dieser badische Klassiker schmeckt zu leichter Küche mit Salaten und Gemüse. 8,38 Euro.

2017 Grauer Burgunder „R“
Breitschultriger aber nicht fett gebauter Wein. Würzig in der Nase, mineralisch mit feinen Vanillenoten vom Ausbau im Barrique. Weich am Gaumen, dabei doch zupackend – eine Faust im Samthandschuh. Zu Fisch und Geflügel. 17,06 Euro.

2017 Staufener Schlossberg Chardonnay
Wächst auf exponierten Steinterrassen im Staufener Schlossberg, wohl einer der prominentesten Lagen im Markgräflerland. Kühle Luftströme gleichen  die starke Sonneneinstrahlung aus und sorgen für ausgeprägte Aromatik. Dezente Frucht verbindet sich mit mineralischen Noten und zarten Röstnoten vom Ausbau im kleinen Holz. Großartiger Begleiter zu Fisch und Meeresfrüchten sowie Fleisch mit heller Sauce. 46,97 Euro.

Zu bestellen bei www.weingutfritzwassmer.de

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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