Start WineHappens Unter zehn Euro Weingut Christian Reiterer: Schilcher Frizzante

Weingut Christian Reiterer: Schilcher Frizzante

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Wer in alte Weinbücher schaut, findet als Erklärung für den Schilcher oft den Ausdruck „Heckenklatscher“. So nannten Wiener Snobs diesen Wein früher, weil er, wie alle leichten Weine, zum übermäßigen Genuss animiert und manch Buschenschank- besucher nach Verlassen des Lokals gnadenlos in die Hecke klatschen ließ.

Mittlerweile ist der Schilcher besser beleumundet. Und daran ist maßgeblich Christian Reiterer Schuld. Der 48jährige Weingutsbesitzer aus Wies in der Weststeiermark hat, als alle schlecht oder gar nicht über den Schilcher redeten, die Sorte, aus der er gekeltert wird, nachgepflanzt statt gerodet. Heute, da die einst bettelarme Steiermark als neues Weinparadies gilt und autochthone Rebsorten wieder hoch im Kurs stehen, gilt Reiterer als erste Adresse im westlichen Teil der Steiermark. Seine Weine sind die Messlatte für das, was unter dem Namen Schilcher auf den Markt kommt. Vor allem hat er begriffen, dass der Schilcher nicht nur ein Stillwein ist, sondern sich auch zum Versekten eignet. So ist er auf den Frizzante gekommen.

Hohe Säure, aber gut gepuffert

Gekeltert wird der Schilcher aus der seltenen Blauen Wildbacher-Traube. Diese Rotweinsorte wächst praktisch nur in der Weststeiermark: eine verrückte, querulantische Traube, die keinen Wein ergibt, wie ihn der Kommerz sich wünscht. Zu Rotwein wird die Sorte daher nur selten verarbeitet. Zu hell in der Farbe und zu hoch in der Säure ist der Wein. Fast immer wird Rosé-Wein aus ihr gekeltert.

Reiterer erzeugt nur Schilcher. Trotzdem gilt auch für diesen Wein, dass, wer die Trauben nicht ausreifen lässt, einen Magenputzer und keinen Gaumenschmeichler bekommt. Gaumenschmeichler sind Reiterers Schilcher allerdings auch nicht, obwohl er seine Trauben lange hängen lässt. Die Säure ist auch für einen Schilcher hoch. Bei diesem Frizzante zum Beispiel 7 Gramm/Liter. Aber sie ist reif. Sie schmerzt weder am Gaumen noch im Magen.

Außerdem besitzt der Wein noch 7 Gramm Restzucker. Er puffert die Säure ab und macht, dass dieser leuchtend lachsfarbene Rosé mit dem Orange-Schimmer ein harmonischer, aber gleichzeitig herzhafter und unheimlich erfrischender Genuss ist. Er duftet nach Waldbeeren und Zitrusfrüchten, tänzelt leicht und beinahe schwerelos über die Zunge (11 Vol.%).

Nicht nur als Aperitif einsetzbar

Für die Frizzante-Version wird der Wein in großen Drucktanks versektet. Die Flaschen werden nach der Füllung mit einem schlichten Kronenkork verschlossen – vielleicht nicht die romantischste, aber sicher nicht die schlechteste Methode, einen moussierenden Wein zu verschließen (erinnern wir uns daran, dass alle Champagner während der Flaschengärung und des Hefelagers mit Kronenkork verschlossen sind).

Bei Reiterer selbst, dessen wunderschöner, alter Hof aus dem 17. Jahrhundert bei Wies zwischen Eibiswald und Deutschlandsberg liegt, wird der Schilcher Frizzante gut gekühlt als Aperitif gereicht. Aber zu Schinken, Salami, Mozzarella und Frischkäse passt er ebenso gut. Auch zu Graved Lachs und Thunfisch-Carpaccio schmeckt er. Selbst zu gegartem Fisch kann man ihn hervorragend trinken. Übrigens vergärt Reiterer seinen Schilcher nach der klassischen Methode auch in der Flasche. Dieser Schilcher-Sekt ist die verfeinerte Version des Frizzante. Er sprengt allerdings preislich die Grenzen dieser Rubrik.

 

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