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Italiens billigste, beste Riserva: 2008 Salice Salentino für 7,95 Euro

2008 Salice Salentino Riserva

Apulien ist derzeit unschlagbar: Keine andere Region bietet seine Weine so günstig an wie die Region am Stiefelabsatz Italiens. Und das Beste ist: Die Weine sind eigenständig, authentisch und ohne den (in der Toskana so häufig anzutreffenden) Drang mehr darzustellen, als sie sind. Die Salice Salentino Riserva ist für alle diejenigen gemacht, die ein bisschen mehr Wein wollen, ohne mehr auszugeben.

Rotwein an diesen sommerlich warmen Tagen? Warum nicht, wenn er fruchtig und leicht ist! Zu Spaghetti Bolognese, zu Bratwurst vom Grill, zu einer Pizza Quattro Stagioni – dieser süditalienische Rote könnte genau das Richtige für diejenigen sein, die Authentizität irgendwelchen hochfliegenden Qualitäten vorziehen: ein dunkelfarbener, gehaltvoller Wein, der völlig unkompliziert zu trinken ist und doch wesentlich mehr Druck am Gaumen macht als die meisten Rotweine seiner Preisklasse.

Zunächst einmal bietet dieser Salice Salentino viel Frucht: süße, reife Kirschen, ein bisschen Pflaume, auch Brombeeren. Aber Frucht allein wäre zu wenig für eine Riserva. Der Wein hat eine kräftige Tanninstruktur, ein erdige Wacholderwürze und einen leichten, ganz feinen Weihrauchduft, wie er für Weine aus der Sorte Negroamaro typisch ist.

Negroamaro ist die charakteristische Rotweintraube des Salento. Salento heißt der Süden Apuliens. Also die Gegend südlich von Brindisi – der Absatz des italienischen Stiefels. Dort befindet sich die Kleinstadt Salice Salentino, die eine eigene D.O.C. hat (also ein eigenes Anbaugebiet darstellt). Die Weine dieser D.O.C. werden zu 80 Prozent aus Negroamaro-Trauben gewonnen. 20 Prozent steuert die Malvasia Nera bei – ebenfalls eine einheimische Sorte.

Das Weingut Cantele liegt im Salento. Es ist ein modernes, strahlend weiß getünchtes Weingut inmitten grüner Reben, die nach der traditionellen Bäumchen-Erziehung (alberello) angepflanzt sind. Der Keller ist blitzsauber, die Büros modern, die 80 Hektar Reben penibel gepflegt.

Die den Süditalienern oft nachgesagte Unorganisiertheit – bei Cantele sucht man sie vergebens. Vielleicht liegt es daran, dass die Familie erst seit drei Generationen im Süden lebt. Sie stammt nämlich aus dem Veneto, wo Giovanni Battista, der Großvater, als Weinhändler arbeitete. Den Wein, den er damals an die Osterien und Trattorien im Veneto und im Friaul verkaufte, holte er aus Apulien. Mehrmals im Jahre reist er in den 1950er Jahren in den Süden, um Nachschub zu holen. Irgendwann entschloss er sich, im Süden zu bleiben. Er kaufte Land, pflanzte Reben, baute einen Keller und holte die Familie nach.

So begann die Geschichte der Canteles als Weinerzeuger. Heute leiten Giovanni Battistas Enkel das Gut – und zwar sehr erfolgreich. Ihre einfachen Weine sind knackig und fruchtbetont, die besseren Weine vielschichtig und aromentief, ohne in die überreife, „feurige“ Richtung zu gehen, die früher so vielen Weinliebhabern die süditalienischen Weine verleidete.

Bei aller Modernität, die schon die Etiketten ausstrahlen, sind die Canteles aber nie der Versuchung erlegen,  Weine im „internationalen Stil“ zu erzeugen. Die Salice Salentino Riserva hat zwar im Barrique gelegen, aber nur sechs Monate. Eine Barrique-Note ist nicht zu spüren. Dieser Salice Salentino ist ein handwerklich erzeugter, sauberer Wein, trocken, aber nicht herb und moderater im Alkohol als viele norditalienische Weine: 13 Vol.%.

Eine preiswertere Riserva in dieser Qualität gibt es in ganz Italien nicht.

 

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