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Weingut Braunewell: Kalkige Böden, kühle Winde, kernige Weine

Das Selztal ist quasi ein Vorort von Mainz und doch kein prominenter Fleck. Die Braunewells sind überzeugt: „Unsere Heimat bietet herausragende Bedingungen für den Weinanbau. Tiefgründige, verspielte Böden und ein kühles Klima ermöglichen eine späte, optimale Traubenreife.“ Und sie treten Jahr für Jahr den Beweis an und produzieren „Weine mit Ecken und Kanten“.

Den Grundstein für den Familienbetrieb legte 1655 François Breiniville, ein aus Frankreich geflüchteter Hugenotte. Einen großen Schritt in eine neue Zeit machte Adam Braunewell in den 1960er Jahren. Er begann die eigene Abfüllung und Vermarktung, statt dem damals dominierenden Silvaner setzt er auf Grauburgunder und weitere Burgundersorten – eine wegweisende Entscheidung. Gerade die Grauburgunder sind heute die Paradestücke des Gutes. Axel und Ursula Braunewell entwickelten den Betrieb zu einem zu einem modernen Familienweingut weiter.

© Ines Barwig Fotografie

Mittlerweile sind die Söhne Christian und Stefan in die Betriebsleitung eingestiegen, nachdem sie Weinbau studiert und im Ausland Erfahrungen gesammelt hatten. Die Söhne haben sich vorgenommen, dem Betrieb und seinen Erzeugnissen ihren Stempel aufzudrücken. Sie forcieren mit der Mitgliedschaft bei Fair’n Green das nachhaltige Wirtschaften. Im kommenden Jahr wird die Erweiterung des Gutshauses um einen neuen Fasskeller und eine Vinothek abgeschlossen.

© Ines Barwig Fotografie

Das größte Kapital des Gutes sehen sie in den Einzellagen „Blume“ und „Teufelspfad“. Rund die Hälfte der 28 Hektar des Gutes sind mit Burgundersorten bestockt, ein Drittel gehört dem Riesling. Über den Hügeln weht oft ein kühler Wind. „Wir sind im Cool Climate, und können die Trauben lange reifen lassen“, erklärt Stefan Braunewell. Riesling wie Grauburgunder geraten hier straff und strukturiert. Die gehobenen Qualitäten vergären spontan und reifen überwiegend im Holz. Kalkig und kühl stehen auch die Chardonnay-Reben für den Winzersekt, der ebenfalls immer wieder für Aufmerksamkeit sorgt.

Als Mitglied von „Maxime Herkunft“ Rheinhessen, gliedern die Braunewells ihr Portfolio in trinkige Gutsweine, gehaltvolle Ortsweine und markante Lagenweine. Die Linie „Francois“ ist stilistisch international gehalten und eine Hommage an den Mann, mit dem alles begann.

© Ines Barwig Fotografie

Weingut Braunewell: Ausgewählte Weine

2019 Essenheim Kalkstein Grauer Burgunder trocken

Griffig, mineralisch-zupackend frisch. Ein Grauburgunder, der vom Gewohnten abweicht. Zu Fisch, hellem Fleisch mit Kräutern. Um 12 Euro.

2019 Essenheim Teufelspfad Grauer Burgunder trocken

Steht ganz am Anfang einer vielversprechenden Entwicklung. Viel Würze und Gripp von der Maischestandzeit, bei der aus den Traubenschalen feine Gerbstoffe in den Most übergingen. Zu geschmortem Fleisch, auch Gulasch oder Huhn aus dem Ofen, gerne mit ein paar Scheiben schwarzem Trüffel unter der Haut. Um 19 Euro

2019 Essenheim Kalkstein Riesling trocken

Dezente Frucht, schlank und mineralisch-straff. Zu Süßwasserfisch und zu feinen kalten Häppchen. Um 12 Euro

2019 Essenheim Teufelspfad Riesling trocken

Noch unnahbar jung. Mineralisch mit tiefer Struktur. In frühestens drei Jahren öffnen und zu gegrilltem Saibling oder Lachsforelle genießen. Um 19 Euro.

2017 Der kleine Francois Rotweincuvée trocken

Der kleine Francois ist schon recht groß; gekeltert aus St. Laurent, Spätburgunder und Merlot. Er hat Würze und Frucht und, dank Ausbau im Barrique, feine Tannine. Zu Pasta mit Fleischragout und herzhaften Gemüsegerichten. Um 10 Euro.

2016 Francois Rotweincuvée trocken

In dieser duftig-vollen Cuvée finden Syrah, Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc zusammen. Kraftvoll aber nicht fett schmeckt er zu dunklem Fleisch und Hartkäse. Um 15 Euro

2019 Der Rosé – Braunewell/Dinter

Dieser Rosé ist auf Auszeichnungen abonniert. Zuletzt wurde er vom Deutschen Weininstitut als „bester Rosé Deutschlands“ prämiert. Überwiegend von Spätburgundertrauben aus niedrigen Erträgen gekeltert, im Barrique ausgebaut und auf der Vollhefe gereift. Hat viel Substanz, Kraft und Schmelz. Hat klares Reifepotenzial. Zu gegrilltem Fisch und hellem Fleisch. Um 25 Euro.

Bezug bei folgenden Online-Shops:

www.vicampo.de

www.natuerlich-wein.de

www.deutsche-weine.com

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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