Weingüter-Ranking: Die hundert Besten Deutschlands

Collage Schriftzüge Handelsblatt und Vinum
Das Handelsblatt hat zum 25. Mal seine Liste der 100 besten Weingüter Deutschlands vorgelegt, zum zweiten Mal zusammen mit der Zeitschrift Vinum. Während es am Anfang schwierig war, überhaupt hundert „beste“ Weingüter zu finden, seien heute, so die Jury, hundert eigentlich zu wenig. Umso interessanter zu sehen, wer drin ist - und wer rausgeflogen ist. Jens Priewe kommentiert das Ranking.

Über die meis­ten der 100 Wein­gü­ter gab es in der Jury kei­ne lan­ge Dis­kus­si­on. „Wenn min­des­tens fünf der sechs Jury­mit­glie­der sich über Leis­tung eines Wein­guts einig sind, ist es gesetzt“, sagt der Köl­ner Jour­na­list Pit Fal­ken­stein, der das Ran­king seit 25 Jah­ren feder­füh­rend betreut (ursprüng­lich für die inzwi­schen ein­ge­stell­te Zeit­schrift DM, danach für Handelsblatt).

Tat­säch­lich fin­den sich 12 Güter unter den hun­dert Bes­ten, die schon von Beginn an dabei sind (sie­he Tabel­le unten). Und an der Kom­pe­tenz der Jury ist nicht zu zwei­feln. Sie besteht neben Fal­ken­stein aus Joel Pay­ne (Gault Mil­lau Deutsch­land), Rudi Knoll und Brit­ta Wie­gel­mann (bei­de Vinum), Chris­ti­na Fischer (Fischers Wein- und Tafel­freu­den in Köln) und Cars­ten Henn (Weinkrimi-Autor, zur Gault Millau-Equipe gehö­rend). Wenn zwei der Juro­ren ein von der Mehr­heit abwei­chen­des Votum abge­ben, wird eine reprä­sen­ta­ti­ve Aus­wahl von Wei­nen des betref­fen­den Gutes ange­for­dert und gemein­sam blind pro­biert. So lau­tet die Regel. Die­se Pro­be ent­schei­det über Auf­nah­me oder Ableh­nung des Gutes.

In 2010 sind fünf Wein­gü­ter raus­ge­flo­gen und sechs dazu gekom­men. Die neu auf­ge­nom­me­nen sind:

Aus dem Ran­king raus­ge­flo­gen sind gegen­über 2009 fünf Güter:
Pau­lins­hof und Karls­müh­le von der Mosel, Die­din­ger vom Mit­tel­rhein, die Win­zer­ge­nos­sen­schaft Mayschoss-Altenahr von der Ahr und Berg­dolt aus der Pfalz.

Der größ­te Teil des Ran­kings dürf­te unstrit­tig sein. Trotz­dem gibt es jedes Jahr Über­ra­schun­gen. In Baden hält sich ein boden­stän­di­ger Win­zer wie Josef Michel, der von ande­ren Füh­rern gern über­se­hen wird, beharr­lich unter den Bes­ten, wäh­rend Wein­gü­ter mit gro­ßer Publi­zi­tät wie Frei­herr zu Glei­chen­stein und Franz Kel­ler den Sprung in die Bes­ten­lis­te nicht geschafft haben. In Würt­tem­berg sind die Gra­fen Adel­mann und Neip­perg durchs Ras­ter gefal­len. Da Beeren- und Tro­cken­bee­ren­aus­le­sen bei der Bewer­tung nicht zäh­len, hat Gun­der­loch in Rhein­hes­sen nicht den Sprung in die Tops geschafft. Im Rhein­gau wer­den Wege­ler, J.B. Becker, Lang­werth von Sim­mern und jetzt Schloß Johan­nis­berg deut­lich höher bewer­tet als der Johan­nis­hof und Schloss Rein­harts­hau­sen mit sei­nem beein­dru­cken­den Lagen­be­sitz. Und was die Pfalz angeht: Fal­len die Wei­ne von Reichs­rat von Buhl tat­säch­lich so stark ab, dass die Dart­ing, Münz­berg und Biffar an die­sem Renom­mier­gut vorbei- und in die Bes­ten­lis­te einziehen?

Die Jury, bestä­tigt Fal­ken­stein, habe durch­aus kon­tro­vers debat­tiert. Und wenn am Ende ein Juror sei­nen Lieb­ling oder Erz­feind nicht durch­set­zen bezie­hungs­wei­se ver­hin­dern kann, so bedeu­tet dies einen Schritt in Rich­tung grö­ße­rer Objek­ti­vi­tät, weg von den im Wein­jour­na­lis­mus so weit ver­brei­ten Zufalls- und Beliebigkeitsurteilen.

Trotz­dem stellt der Leser bei der Lek­tü­re des Ran­kings Fra­gen: Sind in der Sil­va­ner­hoch­burg Fran­ken wirk­lich nur vier Betrie­be es wert, in die Bes­ten­lis­te auf­ge­nom­men zu wer­den? Der Zehnt­hof Luckert, so heißt es, habe die Auf­nah­me in den Wein­olymp nur haar­scharf ver­passt, Cas­tell sowie das Bürger- und das Juli­us­spi­tal dage­gen deut­lich. An der Mosel, die mit 26 Plät­zen über ein Vier­tel der Bes­ten­lis­te aus­macht, ist zum Bei­spiel Zil­li­ken nicht ver­tre­ten. Ein­fach ver­ges­sen? Oder gibt es einen Hintergrund?

Das Schö­nen an Ran­kings ist, das sie kei­ne Begrün­dun­gen mit­lie­fern. Es darf also gerät­selt werden.

Die 100 besten Weingüter Deutschlands

Wein­re­gi­onWein­gutOrtAnteil tro­cke­ner Wei­ne in %Preis­klas­se
AhrJ.J. Ade­neu­erAhr­wei­ler95C
AhrDeut­zer­hofMay­schoss95C
AhrH.J. Kreuz­bergDer­n­au85C
AhrMeyer-NäkelDer­n­au100C
AhrNel­lesHei­mers­heim90B
AhrJean Stod­denRech95C
BadenDui­jnKap­pel­wind­eck100C
BadenDr. HegerIhrin­gen95C
BadenBern­hard HuberMal­ter­din­gen95C
BadenAndre­as LaibleDur­bach85C
BadenJosef MichelAch­kar­ren98A
BadenSchloss Neuwei­erBaden-Baden95C
BadenSalw­eyOber­rot­weil99A
BadenRein­hold Schneider Endingen100C
BadenSee­ger Leimen100C
Fran­kenRudolf Fürst Bürgstadt95C
Fran­kenHorst Sau­er Escherndorf80C
Fran­kenRai­ner Sauer Escherndorf95A
Fran­kenHans Wir­sching Iphofen90A
Mit­tel­rheinToni Jost Hahnenhof Bacharach70A
Mit­tel­rheinMat­thi­as Müller Spay65A
Mit­tel­rheinRat­zen­ber­ger Bacharach-Steeg50B
Mit­tel­rheinWein­gart Spay60A
Mosel-Saar-RuwerCle­mens Busch Pünderich50C
Mosel-Saar-RuwerErnst Clüs­se­rath Trittenheim50A
Mosel-Saar-RuwerClüsserath-Weiler Trittenheim65C
Mosel-Saar-RuwerGrans-Fassian Leiwen50C
Mosel-Saar-RuwerFritz Haag Brauneberg45C
Mosel-Saar-RuwerRein­hold Haart Piesport20C
Mosel-Saar-RuwerHeymann-Löwenstein Winningen80C
Mosel-Saar-Ruwervon Hövel Oberemmel5C
Mosel-Saar-RuwerKart­häu­ser­hof Tyrell Trier-Eitelsbach50C
Mosel-Saar-RuwerKees-Kieren Graach60A
Mosel-Saar-RuwerBern­hard Kirsten Klüsserath60C
Mosel-Saar-RuwerR. und B. Knebel Winningen60C
Mosel-Saar-RuwerSchloss Lie­ser Lieser35C
Mosel-Saar-RuwerDr. Loo­sen Bernkastel15C
Mosel-Saar-RuwerMönchhof-Christoffel Ürzig30C
Mosel-Saar-RuwerMar­kus Molitor Wehlen40C
Mosel-Saar-RuwerEgon Müller-Scharzhof Wiltingen0C
Mosel-Saar-RuwerJoh. Jos. Prüm Wehlen3C
Mosel-Saar-RuwerJosef Rosch Leiwen60C
Mosel-Saar-RuwerSchloss Saar­stein Serrig50C
Mosel-Saar-RuwerC. von Schu­bert (wie­der) Mertesdorf55C
Mosel-Saar-RuwerSankt Urbans-Hof Leiwen5C
Mosel-Saar-RuwerWil­li Schaefer Graach15C
Mosel-Saar-RuwerSelbach-Oster Zeltingen30C
Mosel-Saar-RuwerVol­lenwei­der Traben-Trarbach20C
Mosel-Saar-Ruwervan Vol­xem Wiltingen60C
Mosel-Saar-RuwerDr. Weins-Prüm Wehlen15A
NaheDr. Cru­si­us Traisen80B
NaheSchloss­gut Diel Burg Layen70C
NaheHer­mann Dönnhoff Oberhausen60C
NaheEmrich-Schönleber Monzingen75C
NaheGöt­tel­mann Münster-Sarmsheim70A
NaheKor­rell Johanneshof Bosenheim80A
NaheSchäfer-Fröhlich Bockenau70C
PfalzBassermann-Jordan Deidesheim90C
PfalzFried­rich Becker Schweigen95C
PfalzJosef Biffar Deidesheim85A
PfalzDr. Bürklin-Wolf Wachenheim99C
PfalzA. Christ­mann Gimmeldingen95C
PfalzDart­ing Bad Dürkheim70A
PfalzVon Winning-Dr. Deinhard Deidesheim90A
PfalzFau­bel Ullrichshof Maikammer75A
PfalzFuhr­mann Eymael Bad Dürkheim80C
PfalzKnip­ser Laumersheim95C
PfalzKoehler-Ruprecht Kallstadt80B
PfalzPhil­ipp Kuhn Laumersheim99C
PfalzTheo Min­ges Flemlingen90B
PfalzGeorg Mos­ba­cher Forst90A
PfalzMüller-Catoir Haardt80C
PfalzMünz­berg Godramstein98C
PfalzÖko­no­mie­rat Rebholz Siebeldingen95C
PfalzDr. Wehr­heim Birkweiler95C
Rhein­gauJ.B. Becker Walluf70C
Rhein­gauGeorg Breu­er Rüdesheim85C
Rhein­gauJohan­nis­hof Eser Johannisberg60C
Rhein­gauAugust Kes­se­ler Assmannshausen70C
Rhein­gauFranz Künst­ler (wie­der) Hoch­heim / Main90C
Rhein­gauJosef Leitz Rüdesheim60C
Rhein­gauPrinz Hallgarten60C
Rhein­gauLang­werth v. Simmern Eltville70B
Rhein­gauJosef Spreit­zer Oestrich-Winkel60A
Rhein­gauSchloss Voll­rads Oestrich-Winkel75C
Rhein­gauSchloss Johan­nis­berg (wie­der) Johanniberg80C
Rhein­gauSchloss Schön­born (neu) Hattenheim70C
Rhein­gauWein­gü­ter Wegeler * Oestrich-Winkel80C
Rhein­gauRobert Weil Kiedrich70C
Rhein­hes­senBattenfeld-Spanier im Verbund Hohen-Sülzen99C
Rhein­hes­senmit Kühling-Gillot (neu) Bodenheim90C
Rhein­hes­senDrei­ßig­acker (neu) Bechtheim95C
Rhein­hes­senKel­ler Flörsheim-Dalsheim70C
Rhein­hes­senWagner-Stempel Siefersheim98C
Rhein­hes­senWitt­mann Westhofen95C
Sach­senSchloss Pro­schwitz Zadel über Meißen95C
Würt­tem­bergGer­hard Aldinger Fellbach98C
Würt­tem­bergErnst Daut­el Bönnigheim96C
Würt­tem­bergJ. Ell­wan­ger Winterbach70C
Würt­tem­bergKarl Haid­le Kernen-Stetten90C
Würt­tem­bergRai­ner Schnaitmann Fellbach95C

* zusam­men mit Schwes­tern­wein­gut in Bernkastel
Preiskategorien:
A – Die meis­ten Wei­ne lie­gen unter zehn Euro
B – Die Wei­ne unter und über zehn Euro hal­ten sich in etwa die Waage
C – Der größ­te Teil des Ange­bots liegt über 10 Euro

Quel­le: Handelsblatt/Vinum

 

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