Für hundert Euro kriegt man ein Opernticket bei den Salzburger Festspielen. Warum nicht einmal hundert Euro für eine Flasche guten Wein ausgeben? Dieser „Garrus“ist ein Natureignis, so mitreißend, so opulent, so speziell, wie er ist. Die englische Weinautorin Jancis Robinson nennt ihn den „besten Rosé der Welt“. Dabei hat er mit einem Rosé eigentlich nichts zu tun. Schon die Farbe ist anders: blasses Pink mit kupfergoldenen Reflexen. Außerdem wird er zu 100 Prozent in neuem Holz ausgebaut mit allem, was dazu gehört: zweimal wöchentlich Bâtonnage und malolaktische Gärung. Der Saft kommt zu 70 Prozent von den ältesten Grenache-Reben des Esclans-Besitzes. Am Ende wurde der Wein mit 30 Prozent Vermentino assembliert. Im Unterschied zum Les Clans ist er dichter und konzentrierter: in der Nase schwerer Blütenduft, vorherrschend Trockenblumen, am Gaumen Bittermandel, getrockenete Pfirsiche, Toffee. Wer Frische sucht, wird von diesem Wein enttäuscht. Dafür prunkt er mit Gewicht und breiten Schultern. Im Moment ist er allerdings uninteressant zu trinken. Sein Versprechen richtet sich in die Zukunft. Aber auch wenn seine Aromen in ein paar Jahren explodieren werden, wird er vermutlich nicht jedem schmecken. An mitteleuropäischen Weinen geschulte Zungen werden mit Sicherheit die Säure vermissen. Aber das gälte auch für weiße Hermitage, Rioja Blanco oder einige weiße Languedoc-Weine, die dennoch zu den größten Weißweinen der Welt gezählt werden. Sie kompensieren die mangelnde Säure mit mediterraner Aromenfülle. Sacha trinkt den „Garrus“ zu Austern, wie ich gelesen habe. Ich erlaube mir hinzuzufügen: nicht zu kühl und möglichst aus einem Burgunderglas.
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