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Der Wein zum Spargel – Mit diesen Kombinationen liegen Sie richtig

Frischer Spargel und Wein aus Deutschland gelten als Traumpaar. Damit es aber kein böses Erwachen aus dem Traum sollte man ein paar Punkte bedenken. Bei genauer Betrachtung hat diese Liaison nämlich ihre Tücken und manche Kombinationen sind schlicht Spaßbremsen. Die jungen Sprossen enthalten reichlich Oxalsäure und Bitterstoffe, die schnurstracks auf Kollisionskurs geht, wenn sie einem Wein mit allzu jugendlicher Säure oder Gerbstoffen begegnen.

Bei einer solchen Zwangsehe fahren beide Partner die Krallen aus, sehr zum Leidwesen unseres Gaumens. Aber keine Angst: So sorgen Sie für eine harmonische, manchmal auch spannende Beziehung.

Zu Spargelsalat

Achten Sie darauf, dass die Marinade nicht zu sauer gerät. Dann passt ein duftiger, aromatischer Weißwein ganz ausgezeichnet. Das kann ein trockener Muskateller sein, ein Müller-Thurgau vom Bodensee oder aus Franken mit feinen Blüten- und Muskataromen oder eine Scheurebe, die deutsche Antwort auf Sauvignon blanc.

Mein Tipp: 2020 Scheurebe tr, Jürgen Hofmann, Rheinhessen. Facettenreich und intensiv, dabei aber nicht zu aufdringlich im Duft. Mit einem Hauch Restsüße genau richtig zum kalten Spargel. Um 8 Euro.

Zu Spargel mit Butter und gekochtem Schinken

Zu dieser klassischen Zubereitungsart, bei der die Säure des Spargels in den Vordergrund tritt, sollte es ein Wein mit dezenter Säure, aber doch lebendiger Frische sein. Ein Gutedel aus dem Markgräflerland, ein Silvaner aus Franken oder aus Rheinhessen eignen sich da ganz besonders. Silvaner zeigt oft Aromen von grünen Gemüsen dazu erdig-mineralische Töne, was dem Spargel gut bekommt.

Mein Tipp: 2020 Silvaner Castell VDP.Gutswein, Franken Frisch und ausgewogen, ein  zuverlässiger Klassiker. Um 10 Euro.

Zu Spargelrisotto

Hier sind süßlich-karamellige Noten im Spiel, Butter und Reis mildern die Bitterstoffe und die Säure des Gemüses ein Stück weit ab  vor allem bei der Variante mit weißem Spargel. Ein ausgewogener Weißburgunder oder Grüner Veltliner drängen sich nicht auf und lassen den feinen Aromen des Gerichts den Vortritt.

Mein Tipp: 2020 Weißburgunder St. Lamprecht, VDP.Gutswein, Weingut Bergdolt, Pfalz. Sehr balancierter Wein mit feinen Nuss- und Zitrusaromen und zarter Extraktsüße. Um 9,50 Euro.

Zu in Butter gebratenem Spargel

Die feine Röstnoten und er buttrige Geschmack des sanft gebratenen Gemüses vertragen einen körperreichen Wein, der selbst auch buttrige Noten mitbringen kann: ein Chardonnay oder Grauburgunder aus Baden, der Pfalz oder auch aus Südafrika kämen da in Frage.

Mein Tipp: 2020 Grauburgunder „Alte Reben“ tr. Weingut Zimmerlin, Baden. Ein Hauch Kupfer in der Farbe, kraftvoll ohne zu fett zu sein, wenn noch ein Stück gebratener Fisch zum Spargel kommt – umso schöner. Um 12 Euro.

Zu grünem Spargel mit Garnelen

Wenn bei der Marinade auch noch Frucht und Asia-Kräuter im Spiel sind, darf auch ein stark aromatischer Wein ins Glas. Ein Sauvignon blanc aus Übersee duftet üppig nach tropischen Früchten, Kräutern und Blüten.

Mein Tipp: 2021 Sauvignon blanc fumé tr., Schlossgut Liebieg. Riesling ist schwierig, also ein Sauvignon blanc aus der Riesling-Region Mosel. Duftig und schmelzig mit dem richtigen Dosis Exotik ausgestattet. Um 18 Euro. 

Zu Spargel mit paniertem Schnitzel

Jetzt geht aus dem Teller richtig gehaltvoll zu, der Spargel steht nicht mehr allein im Mittelpunkt. Zum röstigen, buttrigen Schnitzel darf es nun ein kräftiger Weißwein sein, beispielsweise ein voluminöser Grüner Veltliner aus Österreich, ein gereifter Riesling mit einem Hauch Restsüße, oder ein leichter Rotwein mit wenig Säure und Gerbstoffen.

Mein Tipp: 2017 Erbacher „alte Reben“ Riesling trocken Schloss Reinhartshausen. Zeigt sanfte Kraft, viel Spiel und Eleganz. Um 15 Euro.

Zu Spargel und Steak

Jetzt wird’s besonders spannend: Wer gewinnt die Oberhand, das Gemüse oder das Fleisch? Eine sichere Wahl ist ein muskulöser, im Holz gereifter Rosé mit einer kleinen Portion Tanninen. Wenn das Steak mit viel Röstnoten und reichlich Bratensaft auf den Teller kommt, kann ein Rotwein mit reifen Gerbstoffen die passende Wahl sein.

Mein Tipp: 2018 Merlot „Emotion CG“ tr., Weingärtner Cleebronn-Güglingen, Württemberg. Hat Frucht und Würze und endet auf samtig weichen Tanninen. Um 22 Euro.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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