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Wein und Gesundheit

Wie viel Wein verträgt der Mensch?

Wein besteht zu etwa 85 Prozent aus Wasser und zu 12 Prozent aus Alkohol. Vor allem der Alkohol hat den Wein ins Gerede gebracht. Trotzdem ist sich der größte Teil der Mediziner einig: Mäßiger Weingenuss ist gesünder als Abstinenz – nicht zuletzt wegen der restlichen drei Prozent Inhaltsstoffe, die im Wein sind.

Wein ist jahrhundertelang ein Lebensmittel gewesen – und ist es in einigen Teilen der Welt auch heute noch. Sein Wert für die Ernährung des Menschen und sein Beitrag zu dessen Gesundheit geraten angesichts der Diskussion über die Gefahren des Alkoholkonsums leicht in Vergessenheit. Wein ist zum Beispiel ein wichtiger Kalorienspender. Glyzerin und Säuren – die mengenmäßig bedeutendsten Bestandteile neben dem Alkohol – fördern den Stoffwechsel und stärken das Immunsystem. Außerdem enthält Wein Vitamine und Mineralien. Sie sind allerdings in so geringen Mengen in ihm enthalten, dass sie nur wenig zum Tagesbedarf eines Menschen beisteuern. Andere positive Auswirkungen auf die Gesundheit können nur vermutet werden: etwa die Vorbeugewirkung gegen Rheuma und Osteoporose. Die wichtigste Erkenntnis der letzten Jahre aber ist der Zusammenhang zwischen Weinkonsum und sinkendem Herzinfarktrisiko. Das „französische Paradoxon“ hat Schlagzeilen gemacht.

Wein – ein Problem der Menge

Die Menge des täglich ohne Bedenken zu konsumierenden Weins ist von Mensch zu Mensch verschieden. Sie hängt von der körperlichen Konstitution, dem Gewicht, dem Geschlecht und auch dem Training der Organe ab. Die männliche Leber kann durchschnittlich 30 Prozent mehr Alkohol verarbeiten als die weibliche. Allerdings spielen dabei das Alter des Weinliebhabers und sein Gesundheitszustand eine große Rolle. Amerikanische Ärztegremien sprechen vorsichtig von ein bis zwei Glas Wein (à 0,1 Liter) pro Tag, die der Gesundheit eines durchschnittlichen, mittelgewichtigen Menschen auf jeden Fall zuträglich sind.

Ein bis zwei Glas pro Tag?

Die britische Medizinische Gesellschaft gibt ebenfalls sehr zurückhaltende Ratschläge. Sie empfiehlt bestimmte Wochenrationen: 21 Einheiten Wein für Männer und 14 Einheiten für Frauen. Eine Einheit entspricht acht Gramm Alkohol (eine 0,75 Liter fassende Flasche mit einem Wein von 12 Vol.% enthält etwa 70 Gramm Alkohol). Das bedeutet: Ein wöchentlicher Weinkonsum von 2,5 Flaschen für Männer und 1,5 Flaschen für Frauen ist gesundheitlich unbedenklich und fördert das Wohlbefinden. Die Tagesration beträgt danach etwa anderthalb Glas Wein (à 0,1 Liter) für Frauen und zweieinhalb Glas (à 0,1 Liter) für Männer. Einig sind sich die Mediziner, dass Frauen während der Schwangerschaft keinen Wein trinken sollten.

Das französische Paradoxon

Am 17. November 1991 widmete die amerikanische Fernsehgesellschaft CBS ihren regelmäßigen News-Report „60 Minuten“ einem ungewöhnlichen Thema: dem Rotwein. Der Moderator Morley Safer hob ein Glas Rotwein in die Höhe und erklärte, möglicherweise liege der Grund für die niedrige Herzinfarktrate in Frankreich in dem Inhalt dieses Glases. Dann erläuterte er das, was er das French paradox nannte: dass die Franzosen zwar viel Butter, fette Käse, Gänsestopfleber und Sahnesaucen äßen, trotzdem aber statistisch eine viel niedrigere Herzinfarktrate aufwiesen als die Amerikaner oder andere westliche Nationen. Seine Erklärung: das tägliche Glas Rotwein, das die Franzosen zu sich nähmen. Die einstündige Sendung erschütterte das Weltbild der Amerikaner zutiefst, für die Alkohol bis dahin als schlimmste Geißel der Nation galt. Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsender stürzten sich auf das Thema. 1992 stieg der Rotweinkonsum der Amerikaner um 39 Prozent, nachdem er vorher jährlich um knapp fünf Prozent gefallen war.

Rotwein gegen Cholesterin

Inzwischen haben wissenschaftliche Studien in England, Amerika, Frankreich und Dänemark nachweisen können, dass ein Zusammenhang zwischen Rotweinkonsum und abnehmenden Koronarkrankheiten des Herzes besteht. Verantwortlich dafür ist die vor allem in Rotweinen vorkommende Gruppe der Phenole. Sie umfasst etwa hundert verschiedene Substanzen, zu denen auch das Tannin gehört. Ähnlich wie beim Wein haben die Phenole im Blut eine oxydationshemmende Wirkung: Sie verhindern die Oxydation des „bösartigen“ LDL-Lipoproteins, auch Cholesterin genannt. Ein hoher Cholesteringehalt kann zur langsamen Verengung der Arterien im Bereich der Herzkranzgefäße führen. Am Ende dieser Arteriosklerose stünde der Herzinfarkt. Laborversuche haben jedoch gezeigt, dass Rotwein (mehr noch als Alkohol) das Blut dünn flüssiger macht. Auf diese Weise wird etwaigen Blutgerinnseln vorbeugt.

Negative Auswirkung des Weingenusses

Ob Weingenuss positive oder negative Auswirkungen auf den Organismus hat, hängt entscheidend von der Menge des konsumierten Weins ab. Wer in kurzer Zeit große Mengen Wein trinkt, schädigt den Organismus. Aber auch bei moderatem Dauerkonsum ist es nötig, Leber, Nervensystem, Verdauungsapparat und andere Organe regelmäßig zu kontrollieren. Negative Begleiterscheinungen des Weingenusses können sein:

Benommenheit:

Eine Flasche Wein mit 12 Vol.% enthält gut 70 Gramm reinen Alkohol (Äthylalkohol). Die  menschliche Leber, die zu 90 Prozent für den Abbau des Alkohols zuständig ist, kann pro Stunde maximal zehn Gramm Alkohol verarbeiten. Die entsprechenden Übermengen zirkulieren als Acetaldehyd (einem Zwischenprodukt des Alkoholabbaus) solange im Blut, bis die Leber sie abbauen kann. Folge: eingeschränkte Reaktionsfähigkeit, Schädigung des Nervensystems. Schaumweine beschleunigen die Alkoholaufnahme noch.

Lebervergrößerung:

Kann der Alkohol von der Leber beziehungsweise von anderen Geweben (etwa der Muskulatur) nicht abgebaut werden, werden die Zwischenprodukte Acetaldehyd und Acetat zu Fett aufgebaut. Es entsteht die sogenannte Fettleber. Bei entsprechender Vergrößerung wird die Funktion dieses Organs und damit der gesamte Stoffwechsel erheblich beeinträchtigt.

Kopfschmerzen:

Sie sind fast immer eine Folge übermäßigen Alkoholkonsums. Dabei ist es weniger der reine Alkohol, als vielmehr die in jedem Wein enthaltenen Methylalkohole und Fuselöle, die Kopfschmerz- und Kreislaufbeschwerden hervorrufen (Kater). Allerdings beträgt der Anteil an Methylalkohol weniger als ein Prozent. Bei schweren Rotweinen liegt er höher als bei leichten Weißweinen.

Migräne:

Kopfschmerz und Übelkeit können bei manchen Menschen auch bei moderatem Alkoholkonsum auftreten, insbesondere nach dem Konsum von Rotwein. Schuld daran ist eine Reaktion der Nervenzellen mit den Phenolen, die sich in erhöhten Mengen im Rotwein befinden.

Allergie:

Wein kann im Einzelfall Hautjucken und Atembeschwerden bewirken. Ursache dafür kann eine Unverträglichkeit gegenüber der schwefligen Säure sein, die allen Weinen in geringen Mengen zur Konservierung zugesetzt wird. Aber auch Histamin kann Allergien verstärken. Histamin ist ein Eiweißbaustein, der nicht in allen, aber in bestimmten Rotweinen vorkommt – wenn auch in sehr geringen Mengen. Bei einer Histamin-Unverträglichkeit muss der Konsument auf andere Weine ausweichen.

Magenbeschwerden:

Bei Menschen mit empfindlichem Magen kann Wein zur Reizung der Magenschleimhaut führen. Das gilt insbesondere für Weißweine, die meistens eine höhere Säure aufweisen als Rotweine. Die Übersäuerung des Magens führt zu Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Sodbrennen.

Übermäßige Kalorienzufuhr:

Allein der Alkohol einer Flasche Wein (12 Vol.%) beträgt knapp 500 Kalorien. Mit jedem Gramm Restzucker, den der Wein aufweist, kommen zwölf Kalorien hinzu. Wein besitzt mithin einen hohen Nährwert. In Anbetracht seiner appetitanregenden Wirkung kann es so leicht zu einer erhöhten Kalorienzufuhr kommen.

Wie Lipoproteine wirken

Die Menge des Blutfettes hängt stark von der genetischen Konstitution des Menschen ab. Der Cholesterinspiegel ist jedoch auch direkt von der Ernährungsweise abhängig. Das heißt: Er steigt mit fettreicher Ernährung. Verantwortlich dafür ist vor allem die steigende Produktion von LDL. Dieses Low Density Lipoprotein setzt sich langfristig wie Wachs an den Wänden der Arterien ab und verengt diese, so dass der Durchlauf des Blutes erschwert wird. Schlimmer noch: LDL bindet Sauerstoff und entzieht es dem Blutstrom, so dass möglicherweise der Herzmuskel unterversorgt ist. Auf diese Weise steigt das Herzinfarktrisiko beträchtlich an. Bislang waren vor allem Substanzen wie Vitamin E und Betacarotin wegen ihrer antioxydativen Wirkung als Koronarschutz bekannt. Wesentlich wirksamer noch als Vitamin E und Betacarotin sind drei Phenole, die in jedem Rotwein enthalten sind, und zwar in um so größerer Menge, je tanninreicher der Wein ist:

Diese drei Phenole verhindern die Oxydation des LDL. Mehr noch: Sie sind es, die die Produktion des nützlichen HDLLipoproteins (High Density Lipoprotein) im Blut am stärksten ansteigen lassen. Ein hoher HDL-Wert ist daher der beste Schutz gegen Blutverfettung. Dieser Schluss muss zumindest aus einer 1990 in Frankreich veröffentlichten Studie gezogen werden. Dabei hatte je eine Versuchsgruppe puren, verdünnten Alkohol, Weißwein und Rot wein zu sich genommen. Die Rotweingruppe zeigte den höchsten HDL-Anstieg und zugleich die stärkste Senkung der LDL-Werte.

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