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Wein, Olivenöl und ein bisschen Literatur zu gewinnen

Sie haben kein Geld, kaum Arbeit, sind teilweise hoch verschuldet und haben wenig Hoffnung, dass sich in der nächsten Zeit rasch etwas ändert: die Menschen der krisengeschüttelten Mittelmeerländer. Aber diese Länder besitzen etwas, das wir Nord- und Mitteluropäer nicht haben und um das wir sie beneiden: Wein und Olivenöl. Diese beiden Produkte bildeten jahrhundertelang die Grundlage für die physische Existenz von Millionen von Menschen im Mittelmeerraum, bevor die Banken begannen, mit ihrem Geld zu spielen und die Regierungen zuschauten oder sogar mitspielten. Olivenöl und Wein waren buchstäblich „Überlebensmittel“ .

Carlos Falcó
Carlos Falcó

Vielleicht werden sie es wieder. Voraussetzung wäre, dass wir anderen Europäer Wein und Olivenöl den gebührenden Respekt entgegenbringen und als hochwertige, gesunde Genussmittel begreifen. Oder anders gesagt: als Luxus des Einfachen. Wir von weinkenner.de möchten einen Anfang machen und verlosen fünf Genusspakete. Sie enthalten eine Flasche Rotwein „Lesegut“, eine Flasche extra natives Olivenöl sowie das neue Buch von Carlos Falcó alias Marqués de Griñon. Es heißt „Oleum“, handelt von der Kultur des Olivenöls und ist gerade im Verlag Hoffmann und Campe auf Deutsch erschienen.

Weingut Dominio de Valdepusa
Weingut Dominio de Valdepusa

Sie, liebe User, müssen uns, um zu gewinnen, nur eine Frage beantworten: Wenn Sie auf eine einsame Insel verbannt würden und nur einen Gegenstand mitnehmen dürften, für welchen der drei würden Sie sich entscheiden? Das Buch? Den Wein? Das Olivenöl? Und warum? Die besten fünf Antworten hier in der Kommentarfunktion werden prämiert.

Der Wein

Etikett "Lesegut" Tinto

Carlos Falcó, bekannt als Marqués de Griñon, begann bereits 1994, auf seinem Weingut Dominio de Valdepusa in den Montes de Toledo südlich von Madrid internationale Reben zu pflanzen: zum Beispiel Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Petit Verdot. Mit Hilfe des berühmten französischen Önologen Michel Rolland gelang es ihm Weine zu schaffen, die euphorische Bewertungen bei Robert Parker und anderen Weinkritikern erhielten. Probleme hatte er nur mit den spanischen Behörden. Jahrelang musste er prozessieren, um eine Tröpfchenberegnung installieren zu dürfen, um die Genehmigung für den Anbau der „unspanischen“ Rebsorten zu erhalten, um den Pago-Status für seine Weine zu erlangen: die 2003 eingeführte höchste Qualitätsweinkategorie in Spanien. Für seinen deutschen Importeur komponiert er seit 2007 jährlich eine Cuvée aus Syrah, Petit Verdot und Cabernet Sauvignon, die unter dem Namen „Lesegut“ zu einem sehr günstigen Preis auf den Markt kommt. Die Trauben werden von Hand gelesen und kommen von durchschnittlich 20 Jahre alten Rebstöcken. Der Wein selbst reift zehn Monate in Barriques und präsentiert sich als dunkelfarbener, eleganter Wein mit reifem Brombeer- und Kirscharoma, seidigem Tannin, dazu eine feine Würznote von Nelken und Vanille sowie ein Hauch von Minze. Ein köstlicher, leicht verständlicher Tropfen, jetzt oder später zu genießen, hervorragend zu geschmorter Kalbsbrust oder einem Steak vom Grill.

2009 “Lesegut” Tinto – Pagos de Familia
Preis: 9,50 Euro
Bezug: Die Weinquelle


Das Olivenöl

Extra natives OlivenölDas extra native Olivenöl stammt ebenfalls aus dem Landgut des Marqués de Griñon bei Malpica de Tajo in der Provinz Toledo. Als Winzer hat er es bereits zu weltweiter Berühmheit gebracht. Nun zeigt er, dass er auch als Olivenölhersteller höchste Qualität produziert. In seiner Heimat, wo Olivenöl fast ausschließlich industriell hergestellt wird, hat er Olivenhaine gekauft und erzeugt nach modernsten handwerklichen Methoden ein Öl, „das auf dem Niveau großer toskanischer Olivenöle ist“, wie die spanische Gourmet-Presse schrieb. Sechs heimische 2- und 3-Sterne-Köche standen Schlange, als der Marqués sein Olivenöl das erste Mal in Spanien vorstellte. Dieses Aceite de Oliva Virgen Extra, wie es auf Spanisch heißt, heißt nicht nur extra nativ, es ist es auch. Es duftet nach grünen Tomaten und frischen Blättern, ist pikant, leicht pfeffrig und überhaupt nicht tranig. Die Oliven wurden grün geerntet, sofort zur Mühle gebracht und unter Sauerstoffabschluss gemahlen. Das Öl enthält so einen achtmal höheren Grad an Antioxidantien als Olivenöl aus einer traditionellen Olivenmühle.  Am besten schmeckt es auf geröstetem Weißbrot mit einer Prise Meersalz.

Oleum Artis Aceita de Oliva Virgen Extra – Pagos de Famila
Preis: 16,60 Euro (0,5 l)
Bezug: Die Weinquelle


Das Buch

Das Oleum-Buch von Carlos FalcóDer griechische Geschichtsschreiber Thukydides schrieb im 4. Jahrhundert vor Christus: „Die Völker des Mittelmeerraums entwickelten sich aus der Barbarei zu einem zivilisierten Volk, als sie lernten Oliven und Wein anzubauen.“ Dieses Zitat hat der spanische Winzer Carlos Falcò alias Marquès de Griñon seinem Buch vorangestellt. Es handelt nicht nur von der Kulturgeschichte des Olivenöls, sondern auch von der skandalösen Rolle, die die EU und die nationalen Regierungen bei der Regulierung des Olivenölmarktes spielen, um Verbraucher zu täuschen und zu verhindern, dass diese hochwertige von minderwertigen Ölen schon äußerlich unterscheiden können. Falcó erzählt zum Beispiel von den Kämpfen, die er mit spanischen Behörden ausgefochten hat, um das Öl, das seine Familie seit 700 Jahren in Spanien erzeugt, unter einer korrekten Herkunftsbezeichnung auf den Markt bringen zu können. Ein faszinierendes Buch, sehr persönlich geschrieben, eindringlich argumentierend, leicht verständlich und Lust aufs Weiterlesen machend.

Carlos Falcó: Oleum. Die Kultur des Olivenöls.
239 Seiten, illustriert.
Preis: 24,99 Euro
ISBN 978-3-455-50275-6
Bezug: Oleum: Die Kultur des Olivenöls

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35 Kommentare

  1. Gebe Brief und Siegel, daß ich nicht zu den Leuten gehöre, die den guten Geschmack von Olivenöl mit Salz vermengen. Habe auch noch nie in meinem Leben aromatisiertes Olivenöl mit Zitronengras, Holunderblüten, Rosenwasser oder so so’m Zeug gekauft.
    Das macht man einfach nicht.
    Also darf man mir das Öl ruhig anvertrauen.
    Wein habe ich selbst genug und auf der Insel wird Zeit genug sein, um das eigene Buch endlich mal in Form zu bringen.

  2. Die Antwort liegt auf der Hand: Das Olivenöl!

    Ich werde vermutlich ein paar Sachen zubereiten müssen, die normalerweise nicht auf meinem Speiseplan stehen, aber mit ein paar Tropfen hervorragenden Olivenöls schmeckt eigentlich alles.

    Das trifft zwar nach einer guten Flasche Wein zu – aber der Effekt ist vermutlich deutlich kürzer anhaltend als meine Verbannung.

  3. Natürlich würde ich den Wein „Lesegut“ mit auf die Insel nehmen. Hoffentlich lässt sich dann im „Strandgut“ noch ein vernünftiger Korkenzieher auftreiben, sonst würde mein handwerkliches Geschick doch auf eine harte Probe gestellt. Merke: Für eine einsame Insel bietet ein Schraubverschluss doch ungeahnte Vorteile!

  4. Da es auf der einsamen Insel ja nun wirklich ums nackte, brutale Überleben geht, muss man rational denken: und da ich wahrscheinlich nicht Mr. Bear Grylls an meiner Seite haben werde, muss ich mich fürs Olivenöl entscheiden. Das Buch hätte ich zu schnell ausgelesen, den Wein noch schneller runtergekippt in meiner Verzweiflung. Das Öl bietet mir wenigstens für längere Zeit mehrfach gesättigte Fettsäuren – also überlebensnotwendige Kalorien, ich kann damit Fische braten, selbstgebaute Gegenstände imprägnieren, meine Haare pflegen und eventuell mittels Fettbrand leichter feuer machen?! Und die leere Flasche wandert als Flaschenpost über die 7 Weltmeere…

  5. Getreu dem Motto: ‚Wine is the answer! But wait, what was the question?‘ würde ich natürlich den Wein mitnehmen. Der Wein hilft zudem in allen Lebenslagen und Situationen, ob zum Philosophieren, Entspannen oder auch ganz pragmatisch zum Durst stillen. Und wer weiß, falls sich doch noch jemand auf die Insel verirrt, was gibt es schöneres als ein gutes Schlückchen Wein mit Freunden!

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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