Es gibt mehrere Gründe, warum die Weine Griechenlands erst in den letzten 20 Jahren international für Furore sorgen. Der moderne Weinkonsument ist heute offener dafür, was ihm der griechische Wein geben kann. Dies ist nicht nur eine Frage der Qualität der Weine.
Auch die Trends und die Dynamik im internationalen Weinmarkt spielen bei dieser Entwicklung eine Rolle. Griechenland ist heute in der Lage, einzigartige und wettbewerbsfähige Weine herzustellen. Weine, die auf die heutigen Bedürfnisse des Marktes zugeschnitten sind.
Belon-Auster mit Mandarine und Citrusfrucht-Schaum
2015 Santorini Assyrtiko (Santorini), Vassaltis
2016 Plano Malagousia (Makedonien), Wine Art Estate
Große Fortschritte gemacht
Die steigende Qualität, die verbesserten Produktionsstandards und das über drei Jahrzehnte angesammelte Know-How sind nur einige Faktoren, die den modernen griechischen Wein beeinflussen. Im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte haben eine ganze Reihe von zuvor kaum bekannten Ländern und Regionen eindrucksvolle Fortschritte im Weinbau erzielt.
Die Tatsache, das önologisches Wissen und technisches Know-How frei zugänglich sind, hat zur Folge, dass gute Qualität alleine nicht mehr ausreicht, um Erfolg zu haben. Noch in den 80er und 90er Jahren umschrieb der Begriff Qualitätsverbesserung das Ausmerzen von elementaren Fehlern in der Weinherstellung. Doch seither sind die Standards in der Herstellung, aber auch die Erwartungen der Verbraucher massiv gestiegen.
Riesengarnele mit Krabbentartar, gelben Linsen und Curry
2015 Akrotiri Santorini Assyrtiko (Santorini), Domaine Sigalas
2015 Malagousia Halkidiki (Chalkidike), Domaine Porto Carras
Qualität auf neue Höhen getrieben.
Diese Entwicklung hat eine zunehmende Gleichförmigkeit bei den Weinstilen bewirkt. Fachleute, aber auch Weinliebhaber, beklagen die wachsende Uniformität der Weine. In den Regalen der Weinhandlungen und auf den Weinkarten der Restaurants ist die Auswahl an Herkunftsländern und -gebieten zwar so groß wie nie zuvor, aber im Glas dominiert zunehmend Einförmigkeit.
Dies zeigt sich klar in der Vorherrschaft einiger weniger, international verbreiteter Rebsorten. Weinjournalisten und einflussreiche Sommeliers haben diese Entwicklung schon früh erkannt und fordern eine größere Vielfalt an eigenständigen Weinen, welche den Charakter der jeweiligen Rebsorte oder des betreffenden Gebiets klarer im Glas zum Ausdruck bringen. Griechenland besitzt eine einzigartige Fülle an einheimischen Sorten, mit denen es in den heutigen Wettbewerb eintreten kann. Die meisten dieser Sorten ergeben Weine mit individuellem Charakter.
Wolfsbarsch mit Jerusalem Artischocke und Nussbutter
2015 Ovilos White (Pangeon), Ktima Biblia Chora
2015 Chardonnay (Epanomi), Ktima Gerovassiliou
Wein muss kompatibel mit dem Essen sein
Eine wesentliche Eigenheit der griechischen Weine ist ihre vorzügliche Eignung als Essensbegleiter. Ein Grieche trinkt niemals Wein, ohne zumindest eine Kleinigkeit dazu zu essen. Gleichzeitig ist eine Mahlzeit ohne Wein kaum vorstellbar. Aber die griechischen Weine harmonieren nicht nur zu griechischen Gerichten, sondern zu fast allen Küchen und kulinarischen Stilen dieser Welt.
kompatibilität mit dem Essen, ein moderater Alkoholgehalt und Bekömmlichkeit – das sind heute wieder Eigenschaften, die von guten Weinen erwartet werden. Viele moderne Weinstile sind darauf angelegt, dass die Weine von sich aus imponieren. Sie stellen gewissermassen ein „Gericht für sich“ dar. Sie mögen beim ersten Schluck noch beeindruckend erscheinen, aber oft ist es schwer, ein zweites Glas zu genießen. Solche Weine findet man in Griechenland nicht.
Rinderbäckchen mit Maisplätzchen, weißen Karotten und Périgordtrüffel
2011 Amethystos Cava (Drama), Domaine Costa Lazaridi
2013 Gaia Estate Nemea (Nemea), Gaia Wines
Griechenland hat Terroirs
Ein anderes weiteres Kriterium, warum die griechische Weinkultur international an Bedeutung zulegt, ist die „Jagd nach dem Terroir“. Eine Rebsorte kann weltweit gepflanzt werden. Aber ein hochwertiger Wein ist per definitionem einmalig, mit anderen Worten: ein Unikat. Den großen Weinen des 21. Jahrhunderts muss man am Aroma und am Geschmack anmerken, dass sie von einem ganz bestimmten Ort stammen und nicht einfach von Irgendwoher. Griechenland hat solche Terroirs.
Der Weinbau findet seit jeher in kleinräumigen Strukturen statt. Die griechischen Winzer arbeiten handwerklich und stehen in einem permanenten Dialog mit ihrem Land. Sie kennen das Potenzial ihrer Böden und die Besonderheiten ihres Klima. Sie sind sich zunehmend bewusst, dass Terroir-dominierte Weine ihnen die Chance bieten, sich aus der Masse des internationalen Angebots abzuheben.
Poltinger Lammsattel mit weißen Bohnen
2013 Diaporos (Imathia), Ktima Kir-Yanni
2013 Xinomavro Reserve „Vielles Vignes“ (Amyndeon), Alpha Estate
Die Frage des Preises
Ein weiterer Faktor, der die Weine Griechenlands prägt, ist ihr attraktiver Preis. Sie sind zwar nicht so billig, dass sie am unteren Ende der Preisskala den Markt aufmischen können. Aber sie besitzen ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis. Würden griechische Weine zu ähnlichen Bedingungen in etablierten Weinländern produziert, würden sie das Doppelte oder Dreifache kosten.
Auch deshalb gewinnen die neuen griechischen Weine für Händler und Kenner an Bedeutung. Gleichzeitig wird Griechenland nie die Exportmärkte mit Millionen von Flaschen fluten können. Dafür wird Wein schlicht und einfach in zu geringen Mengen produziert.
Die beschränkte Verfügbarkeit in Kombination mit Qualität, Unverwechselbarkeit und Erschwinglichkeit ist die Basis für die wachsende Attraktivität des griechischen Weins. Und diese Basis ist tragfähig. Griechischer Wein wird für Liebhaber und Geniesser erzeugt, die nach Alterntiven suchen und außergewöhnliche Weinerfahrungen machen möchten. Ich lege Ihnen ans Herz, diese Chance nicht zu verpassen.