„Die schönste Zeit steht vor der Tür“ verheisst der Hard-Discounter Lidl in seinem Newsletter für Weinfreunde, der gestern versendet worden ist. Gemeint ist die Advents- und Weihnachtszeit. Der Discounter wartet darin mit einem Feuerwerk an Festtagsweinen auf. Das Besondere daran: Neben lieblichem spanischen Rotwein für 1,79 Euro die Flasche wartet Lidl auch mit vielen Hochkarätern auf, die man sonst nur in den Regalen spezialisierter Fachhändler findet – edle Bordeaux, feine Burgunder, hochklassige toskanische Rotweine. Sie werden natürlich nicht über Lidl-Filialen, sondern über den Lidl-Onlineshop vertrieben. Auf den ersten Blick mögen sich anspruchsvolle Weintrinker die Hände reiben. Leider sind, wie Eingeweihte längst wissen, die Lidl-Preise bei den meisten dieser berühmten Tropfen deutlich höher als im Wein-Fachhandel.
Da wird zum Beispiel Antinoris 2015er Chianti Classico Peppoli für 17,99 Euro angeboten. Billig? Mitnichten! Den gleichen Wein verschickt ronaldi.de bereits für 12,45 Euro. Kein Einzelfall. Der Mouton Cadet Réserve steht bei vinello.de mit 15,95 Euro in der Liste, bei Lidl mit 19,99 Euro. Der 2014er Jahrgang des toskanischen Rotweins Le Difese aus dem Sassicaia-Weingut Tenuta San Guido kostet bei la-cantina-italiana.de einen Euro weniger als bei dem Discounter (16,99 Euro). Für den 2011er Marquis de Mons aus Margaux verlangt vicampo.de 15,90 Euro, Lidl dagegen 17,99 Euro. Für eine Flasche 2013 Château Pape Clément aus Bordeaux stellt Lidl 99,99 Euro in Rechnung. Bei Mövenpick kostet der Wein nur 98 Euro, bei anderen Weinhändlern sogar noch weniger. Für den 2006er Château Giscours müssen Lidl-Kunden 69,99 Euro berappen. Beim Bordeaux-Spezialisten aux-fins-gourmet.de kostet der Wein nur 59,90 Euro. Am suggestivsten ist der Köder mit dem Dom Pérignon, Jahrgang 2009, mit dem Lidl zahlungskräftige Kundschaft über die Schwelle seines Onlineshops lotsen will. Für den Edel-Champagner werden 139 Euro ausgerufen. Im Onlineshop von Belvini.de würden die Kunden 10 Euro weniger für den gleichen Jahrgang zahlen.
Immerhin kriegen Lidl-Newsletter-Abonnenten einen Gutschein für frachtfreie Lieferung nach Hause. Ein Ausgleich für den teureren Einkauf ist der Gratisversand höchstens bei Kleinstmengen. Wer die Versandbedingungen anderer Anbieter studiert, wird schnell feststellen, dass auch sie fast immer ab einem Einkaufswert von 70 oder 100 Euro frachtfrei versenden.