Wenn der Wein gut und die Weintrinker nicht schwächlich sind, bleiben keine ungeleerten Flaschen auf dem Tisch zurück. Der Alltag von Singles beweist jedoch das Gegenteil. Auch wenn die Qualität des Weins und die Weintrinker nichts zu wünschen übrig lassen, kommt es vor, dass eine Flasche am Ende nur halb leer ist. Oder besser: halb voll. Ist der restliche Wein am nächsten Tag noch trinkbar? Was kann man tun, damit er sich hält?
Feind Sauerstoff
Ende einer Weinprobe. Abgerissene Kapseln. Herumliegende Korken. Angebrochene Flaschen. Darin wertvolle, edle Tropfen, die am Ende niemand mehr trinken konnte oder wollte. Der Wein ist seinem ärgsten Feind, dem Sauerstoff, voll ausgesetzt. Schon am nächsten Tag kann er abgestanden schmecken oder bereits vollständig oxydiert sein. Dann hieße sein Schicksal Ausguss.
Gegen dieses Schicksal sind junge Weine noch am ehesten gefeit. Sie besitzen noch viel freien Schwefel, der den Sauerstoff bindet. Auch Gerbstoff ist ein Element, das den Wein vor Oxydation schützt. Junge, tanninreiche Rotweine überstehen daher am besten einen Tag in der offenen Flasche, so zum Beispiel Bordeaux-Weine und andere Cabernet Sauvignons, Merlots, spanische Rotweine aus der Ribera del Duero, portugiesische Dãos und italienische Chianti. Junge Barolos und australische Shiraz sind am nächsten Tag sogar oft noch besser. Sie brauchen Luft. Filigrane, duftbetonte Weine mit zarten Aromen verlieren dagegen leicht an Feinheit, etwa rote Burgunder oder säurearme Weißweine aus Südeuropa. Alte Weine, die aufgrund der Lagerung bereits mit Sauerstoff gesättigt sind und keinen freien Schwefel mehr aufweisen, büßen nach dem Öffnen der Flasche am ehesten ihren Geschmack ein.
Saugpumpe:
Das nur in Fachgeschäften erhältliche Modell entzieht der Flasche Sauerstoff. Viele Weine bleiben dadurch länger frisch. Bei alten und empfindlichen Weinen funktioniert die Pumpe nicht. Der Unterdruck, der in der Flasche entsteht, schadet dem Wein.
Preserve:
Gassprays mit inerten (reaktionsträgen) Gasen konservieren den Wein in angebrochenen Flaschen am besten. Das Gas wird in drei kurzen Stößen durch den Flaschenhals geleitet. Der Spray wird nur in Weinfachhandlungen vertrieben, ist teuer, reicht aber für 80 Anwendungen.
»Sisi«-Methode:
Nach der österreichischen Kaiserin benannte Methode, um die Kohlensäure wenigstens eine Zeit lang zu erhalten. Ein silberner Teelöffel wird mit dem Stiel in die Flasche gehängt. Um das Metall bildet sich eine Kältebarriere, die den Austritt der Kohlensäure vermindern soll.
Bargas:
Der dem kaiserlichen Silberlöffel nachempfundene Edelstahlkeil wird in die offene Schaumweinflasche gehängt. Eine italienische Erfindung, die den Austritt der Kohlensäure und damit den Druckabfall in der Flasche verlangsamt. Der Keil darf keinen Kontakt mit der Flüssigkeit haben. Der beste Schutz ist aber immer noch ein Korken.
TIPPS & TRICKS: WEIN ZUM KOCHEN
Weine, die zum Trinken nicht mehr geeignet sind, lassen sich oft noch hervorragend zum Kochen verwenden. Aus Rotweinen, die durch das Offenstehen an Frische eingebüßt haben, lässt sich ein Coq-au-Vin zubereiten oder eine gute Rotweinbutter herstellen. Wenn der Wein bereits leicht oxydiert ist, kann er immer noch zum Montieren von Saucen verwendet werden. Beim stundenlangen Köcheln gehen die feinen Aromen sowieso verloren. Aus übrig gebliebenen Weißweinen können delikate Sülzen gezaubert werden. Süßweine ergeben herrliche Gelees zu Schweinefleisch und Lebergerichten. Und Champagner (oder Schaumwein) eignet sich bestens für ein Meeresfrüchte-Risotto. Weinreste lassen sich auch wunderbar einfrieren und bei Bedarf auftauen.