Unter den ausländischen Weinen, die die Deutschen trinken, ist Italien das mit Abstand häufigste Herkunftsland – vor allem dank Lugana und Primitivo. Insofern wundert es nicht, dass italienische Weine auch in dem Preisvergleichsportal idealo das größte Interesse der Besucher auf sich ziehen. Unter den Top 10 Rotweinen kommen 6 aus Italien, unter den Top 10 Weißweinen sind es sogar 8. Frankreich, die zweitwichtigste Herkunft, hat nicht einen einzigen Wein unter den Top 10.
Kein repräsentatives Bild, aber deutliche Trends
Idealo ist das größte deutsche Preisvergleichsportal für Ecommerce. Allein beim Wein sind knapp 300 000 Produkte gelistet. Die Zahlen, die jetzt veröffentlicht wurden, basieren auf einer Auswertung der Besuche auf der Plattform zwischen September 2022 und August 2024 – also über zwei Jahre. Ein repräsentatives Bild vom Weinkonsum in Deutschland stellt die idealo-Analyse allerdings nicht dar. Der Onlinehandel mit Wein und Sekt macht in Deutschland gerade mal 13 Prozent des Umsatzes aus. Der meiste Wein wird immer noch direkt in Supermärkten und bei Discountern gekauft. Gewisse Trends lassen sich an den idealo-Zahlen jedoch ablesen.
Lugana dominiert das Weißwein-Ranking
Bei den Top 10 der Weißweine ragt ein Wein heraus: der Lugana von Ca’dei Frati. Die Nachfrage nach ihm übersteigt bei weitem die aller anderen Weine. Auf Platz 2 landet der famose Sauvignon Blanc der Südtiroler Kellerei Terlan – ebenfalls ein Bestseller bei Weinhändlern und in der Gastronomie. Danach kommt wieder ein Lugana und auf Platz 8 ein weiterer – Beweis für die ungebrochene Popularität dieses trocken-fruchtigen Weins vom Gardasee. Auf Platz 4 landet der Cloudy Bay aus Neuseeland, der wohl berühmteste Sauvignon Blanc der Welt, der auch in Deutschland eine große Anhängerschaft hat. Die Nachfrage nach ihm übersteigt die zahllosen pfälzischen und rheinhessischen Sauvignon Blancs um ein Vielfaches. Der einzige Wein aus dieser Sorte, der gegenhalten kann, ist der Katui des Ellerstädter Winzers Markus Schneider. Er landet auf Platz 6. Es folgen der leichte sizilianische Dianthà, Argiolas Vermentino aus Sardinien und der blumige Leichtwein Brezza Bianca aus Umbrien auf den Plätzen.
Primitivo – der Amselfelder des 21. Jahrhunderts
Das Ranking der Rotweine dominieren die Primitivo-Weine. Allein 5 der Top 10 sind aus der gleichnamigen Sorte gekeltert. An der Spitze steht der Doppio Passo von Botter aus dem Salento, der in keinen Supermarktregal fehlt (die Markenrechte hat die Eltviller Rotkäppchen-Kellerei inne). Ein echter Primitivo ist er eigentlich nicht, sondern ein Primitivo-Derivat. Er wird nämlich – völlig untypisch für italienischen Primitivo – teils aus reifen, zum anderen Teil aus überreifen Trauben gewonnen, die vier Wochen später gelesen werden und ihm einen schokoladig-süßen Geschmack geben. Dazu kommen 16 Gramm Restzucker. Das gleiche gilt für den Doppio Passo aus Puglia, der auf Platz 10 landet. Sie sind die Amselfelder des 21. Jahrhunderts. Die Nummer 2 des Ranking, der Primitivo Sessantanni, stammt aus der apulischen Genossenaft San Marzano. Ihr Wein hat 17 Gramm Restzucker, wird aber auschließlich aus frischen Trauben hergestellt (dafür hat er 14,5 Vol.% Alkohol). Der Primitivo Uno der Masseria La Volpe ist zwar durchgegoren, hat aber kaum Säure (2,5 Gramm). Der Primitivo von Zolla auf Platz 6 gehört ebenfalls in die Kategorie der samtig-weichen Gaumenschmeichler, ist aber nur halb so süß (8,5 Gramm Restzucker). Überraschend tauchen auf Platz 3 und 4 zwei Weine von ganz anderem Zuschnitt auf: Antinoris Tignanello, der mit 150 Euro schon preislich das Gefüge sprengt, und der Chocolade Block vom Boekenverhoutskloof aus Südafrika, eine hochgelobte Rotweincuvee auf der Basis von Syrah. Ob sie auch über idealo gekauft oder nur verglichen werden, ist nicht festzustellen. Ein Bestseller ist (und war schon immer) die Rioja Reserva von Baron de Ley (Platz 7). Dass auch Markus Schneider mit seinen Rotwein-Cuvees Ursprung und Black Print in die Top 10 aufrückt, ist mehr als ein Achtungserfolg. Perfektes Marketing und eine auf ein hedonisches Publikum zugeschnittene Önologie – das sind die beiden Geheimnisse.
Frankreich und anderen fehlen die „Markenweine“
Frankreich als zweitwichtigstes Herkunftsland hat nur wenige Weine, die einen „Markencharakter“ haben wie Italien. Der Rosé Miraval von Angela Jolie und Brad Pitt gehört dazu, auch der populäre Rosé von Aix und die Rosés von Chateau d’Esclan. Und natürlich die Champagner. Sie werden bei idealo aber separat erfasst. An dritter Stelle liegt Portugal dank seiner Portweine. Es folgen Spanien, Australien und erst auf platz 6 Deutschland. Daran zeigt sich, dass idealo kein Spiegel der Konsumverhaltens ist, sondern lediglich eine Preisvergleichsplattform. Nach der Statistik des Deutschen Weininstituts ist Deutschland nämlich mit 44 Prozent die mit Abstand häufigste Herkunft des hierzulande konsumierten Weins. Dass er so wenig auf idealo gesucht wird, hat damit zu tun, dass deutscher Wein gern direkt beim Winzer und selten online gekauft wird. Außerdem haben Weinkonsumenten inzwischen gemerkt, dass die Unterschiede zwischen Händler- und Ab-Hof-Preisen nicht groß sind und ein Vergleich selten lohnt. Winzerbetriebe sind bei idealo nicht gelistet.