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Die Feinheiten des Weins zu erschmecken, ist keine angeborene Fähigkeit. Sie kann erlernt werden. 5 Schritte zur besseren Sensorik.
Beim Wein kommt es auf Nuancen an. Sie zu erschmecken, macht den Weinkenner aus. Wer seine Sensorik trainiert, entwickelt nicht nur ein tieferes Verständnis für die Qualität eines Weines, sondern hat auch mehr Freude am Genuss. In fünf Schritten lässt sich die eigene Wahrnehmung schulen – vom ersten Blick ins Glas bis zur finalen Bewertung.
Eine kleine Weinprobe zu Hause
Eine Weinprobe zu Hause ist eine gute Möglichkeit, die sensorischen Fähigkeiten zu schulen. Dazu werden beispielsweise drei bis sechs Weine gegenübergestellt. Man vergleicht Weine verschiedener Rebsorten, unterschiedlicher Jahrgänge oder unterschiedlicher Herkunftsregionen miteinander. Das hilft, um Unterschiede deutlicher wahrzunehmen. Auch thematische Proben helfen, den Fokus zu schärfen, etwa „Burgunder-Weine“ oder „Bordeaux-Weine“. Oder „Weißweine aus kühlen Regionen“. Oder „Best of Primitivo“. Entsprechende Weinpakete gibt es bereits fertig zusammengestellt zu den unterschiedlichsten Themen, Regionen, Jahrgängen, etc. Mit einem HAWESKO Gutschein kann ein passendes Paket für die Probe günstig erworben werden.
Vorbereitung der Weinprobe
Jede Weinprobe muss vorbereitet werden. Aber die Vorbereitungen sind einfach. Sie bestehen aus zwei Maßnahmen. Als erstes müssen die Weine temperiert werden. Die richtige Trinktemperatur ist wichtig, damit die Weine sich perfekt präsentieren: Ein zu kalter Wein wirkt verschlossen, ein zu warmer schnell alkoholisch und plump.
- Weißweine sollten kühl, aber nicht eiskalt serviert werden, meist zwischen 8 und 12 Grad Celsius.
- Rotweine wirken bei 16 bis 18 Grad am harmonischsten.
- Schaumweine dürfen kühler ins Glas kommen als Weißweine: mit etwa 6 bis 8 Grad.
Die zweite Maßnahme ist die Wahl des passenden Glases für den jeweiligen Wein. Das Glas beeinflusst die Wahrnehmung von Duft und Geschmack erheblich. Für eine Weinprobe eignen sich Gläser mit bauchiger Form, die sich nach oben leicht verjüngen. Dadurch konzentrieren sich die Aromen, und das Schwenken gelingt mühelos. Wichtig ist, für alle Weine identische Gläser zu verwenden. Transparante, geruchsfreie Kristallgläser ohne Dekor sind dabei oberstes Gebot. Sind diese beiden Voraussetzungen erfüllt, beginnt das eigentliche Sensorik-Training.
1. Sehen: Der optische Eindruck
Noch bevor die Nase oder der Gaumen ins Spiel kommen, verrät die Farbe des Weins viel über seine Herkunft, sein Alter und seine Beschaffenheit. Entscheidend ist, das Glas am Stiel oder am Fuß zu halten, damit die Handwärme den Wein nicht verfälscht. Beim Neigen des Glases und Betrachten des Weins vor einem weißen Hintergrund lassen sich schon mal Farbe, Klarheit und Brillanz zuverlässig beurteilen. Ein junges Rieslinggrün, ein Bernsteingelb für gereifte Weine oder ein tiefes Rubinrot: Jede Farbe hat ihre eigene Bedeutung. Zudem geben Schlieren oder „Kirchenfenster“ an der Glaswand Hinweise auf den Alkoholgehalt.
2. Schwenken: Aromen freisetzen
Dann wird das Glas geschwenkt, so dass der Wein zu kreisen beginnt. Ein kleiner Schwung genügt, um die Aromen des Weins zum Leben zu erwecken. Durch das vorsichtige Schwenken kommt der Wein mit mehr Sauerstoff in Berührung. Duftstoffe werden freigesetzt und steigen im Glas auf. Duftnuancen sind leichter wahrzunehmen. Durch das Schwenken öffnet sich der Wein und zeigt, was in ihm steckt, von feinen Fruchtnoten bis zu komplexen Holz- oder Würzaromen.
3. Riechen: Aromenvielfalt entdecken
Der Geruchssinn ist das wichtigste Instrument, um einen Wein zu erfassen. Dafür wird das Glas nah an die Nase gehalten und der Duft eingeatmet. Jetzt lassen sich einzelne Aromen bewusst herausfiltern: Zitrusfrüchte, Beeren, exotische Früchte, aber auch Holznoten, Vanille oder erdige Töne. Entscheidend ist nicht nur das Erkennen, sondern auch die Einschätzung von Intensität und Komplexität. Manche Weine wirken zurückhaltend, andere entfalten sofort ein ganzes Spektrum. Mit jeder Probe kann so die Fähigkeit geschult werden, Unterschiede zu erkennen.
4. Schmecken: den Gaumen prüfen
Nun ist der Moment gekommen, den Wein zu verkosten. Ein kleiner Schluck wird im Mund zirkuliert, sodass alle Geschmackszonen erreicht werden. Dabei richtet sich der Fokus auf die Balance der Grundelemente: Süße, Säure, Tannin und Alkohol. Ein harmonischer Wein wirkt rund, ausgewogen und zeigt Struktur. Auch die Textur spielt eine Rolle. Ist der Wein weich, seidig oder eher kantig? Mit diesem Schritt wird die Wahrnehmung für die innere Qualität des Weins geschult.
5. Genießen und Bewerten: das Gesamterlebnis
Die finale Beurteilung geht über die vier einzelnen Aspekte hinaus. Wie fügt sich der Wein zusammen? Ist er typisch für die Rebsorte, für seine Herkunft, für sein Alter? Entscheidend ist auch der Abgang, also der Eindruck, den der Wein nach dem Schlucken hinterlässt. So wächst mit jedem Glas Wein nicht nur Erfahrung. Es entwickelt sich auch ein persönlicher Maßstab für Qualität. Sensorik ist nämlich keine angeborene Fähigkeit, sie lässt sich trainieren. Wer bewusst sieht, schwenkt, riecht, schmeckt und bewertet, gewinnt Schritt für Schritt mehr Sicherheit im Umgang mit Wein. So verwandelt sich reiner Genuss in echtes Kennertum.









































































