Zu Gast in Portugals größtem D.O.C-Anbaugebiet, der Vinho Verde Region im äußersten Nordwesten des Landes. Die Begeisterung ist groß: atemberaubend schöne Landschaften, liebevoll restaurierte Quintas, eine vorzügliche Küche und begeisterte Winzer, die für einen herzlichen Empfang sorgen. Die einzige Enttäuschung ist der Vinho Verde: harmlose, mit Kohlensäure aufgepeppte Weine, gut gekühlt, aber limonadig-süß und ziemlich belanglos.
Leider keine einmalige Erfahrung auf der Reise, zu der die regionale Weinbaukommission Comissão de Viticultura da Região dos Vinhos Verdes, kurz: C.V.R.V.V., eine Handvoll Journalisten eingeladen hatte. Die Kommission ist dafür zuständig, die Produktion und die Vermarktung der Vinhos Verdes zu überwachen und dafür zu sorgen, dass die Stilistik erhalten bleibt: als unkomplizierter Leichtwein, der jung und gut gekühlt getrunken wird und so erfrischend wirkt wie eine Atlantikbrise im heißen portugiesischen Sommer.
Exportschlager für Portugals Weinwirtschaft
Diese Eigenschaften haben den Vinho Verde zu einem Exportschlager für Portugals Weinwirtschaft gemacht. Markenweine wie Casal Garcia, Gatão, Gazela und Casal Mendes sind in der ganzen Welt weit verbreitet. Wer keinen anspruchsvollen Wein, sondern etwas Unkompliziertes für die heiße Jahreszeit sucht, liegt mit einem dieser Vinhos Verdes möglicherweise richtig. Die Weine sind süffig, kosten wenig und machen keinen dicken Kopf. Allerdings muss man wissen, dass sie von einer Schorle nicht weit entfernt sind.
Auch in den Regalen deutscher Supermärkte sind diese Vinhos Verdes zu finden. Sie kosten unter fünf Euro und werden als natürliche, authentische Produkte des portugiesischen Weinbaus gefeiert. Authentisch? Natürlich? Ein Feigenblatt! Nach dem Motto „prickelnde Frische bei fruchtiger Süße“ wird auf die malolaktische Gärung, die den Vinhos Verdes einst auf natürliche Weise ihr Prickeln verliehen hat, verzichtet – um die Säure spritziger zu halten.
Mit Kohlensäure versetzt und gesüßt
Stattdessen werden die Weine nachträglich mit Kohlensäure versetzt. Ist der Säuregehalt dann immer noch zu hoch, werden sie einfach nachträglich gesüßt, um die Harmonie wieder herzustellen. Faktisch sind die meisten der Marken-Vinhos-Verdes eher lifestylige Getränke als ernstzunehmende Weine.
Die C.V.R.V.V. fechten solche Einwände freilich nicht an. Die Weinbaukommission ist stolz auf das, was sie geschaffen hat. Auf Medaillen und sonstige Anerkennungen legt sie wenig Wert. Die mögen die berühmten Portweine erringen. Die Vinho-Verde-Produzenten wollen Popularität. Und so wurden auf der von der C.V.R.V.V. organisierten Reise voller Stolz Kellereien vorgestellt, die sich durch eine große Produktion, aber wenig önologische Ambition auszeichneten.
Der „Garten Portugals“
Schade, denn das Anbaugebiet des Vinho Verde ist immer noch der „Garten Portugals“: eine faszinierende Landschaft mit prachtvoll restaurierten, übrigens meist auch für Touristen zugänglichen Weingütern, die das Potenzial für ebenso eigenwillige wie einzigartige Weine besäßen.
Ein typischer Vinho Verde besteht aus mehreren Rebsorten. Empfohlen sind sieben weiße (Alvarinho, Avesso, Batoca, Loureiro, Trajadura, Azal und Arinto) und acht rote Traubensorten (Alvarelhão, Amaral, Borraçal, Espadeiro, Vinhão, Pedral, Padeiro und Rabo-de-Anho).
Die D.O.C. Vinho Verde liegt im Nordwesten Portugals. Hier hat das kühle Atlantikklima mit heißen Sommern und regenreichen Wintern eine immergrüne Landschaft geschaffen, die sich zwischen den Flüssen Douro und Minho vom Atlantik bis an die Berge der spanischen Grenze erstreckt. Es ist das größte D.O.C-Anbaugebiet des Landes. In ihm wächst nicht nur eine Rebsorte, sondern Dutzende verschiedener Trauben, weiße wie rote.
Weiß-, Rosé- und Rotwein
Vinho Verde – wörtlich: der grüne Wein – gibt es daher nicht nur als Weiß-, sondern auch als Rosé- und Rotwein. Letzterer macht sogar ein Drittel der Produktion des Anbaugebiets aus. Allerdings wird dieser liladunkelrote, herb-saure Wein fast nur von den Einheimischen konsumiert. Schäumend und eisgekühlt trinken sie ihn aus großen Porzellanschalen, etwa zu den deftigen Nationalgerichten wie Bacalhau (Stockfisch) oder auch einfach nur gegen den Durst. Und manchmal amüsieren sie sich selbst über diesen urtümlichen Trunk, den außer ihnen niemand sonst als Rotwein versteht.
Gemeinsam ist allen Vinhos Verdes, dass die Trauben früh geerntet werden. Die Säure ist dann noch hoch, die Mostgewichte niedrig, so dass der Wein trotz Durchgärens am Ende nur einen Alkoholgehalt zwischen 8,5 und 11,5 Vol.% aufweist. Ausnahme sind nur die Weine aus der Alvarinho-Traube, der nobelsten Vinho-Verde-Sorte. Sie dürfen zwischen 11,5 und 13 Vol.% haben.
Köstliche Weine von kleinen Quintas
Außer den Großkellereien gibt es freilich zahlreiche kleine Quintas, aus denen individuelle, von den Granit- und Schieferböden geprägte Weine kommen, die mit ihrer kühlen Mineralität einen deutlichen Kontrast bilden zu den Massenweinen der Großkellereien. Diese handwerklich erzeugten Vinhos Verdes können köstliche Weine sein: spritzig, leicht, mit hoher, aber reifer Säure, nach frischer Grapefruit, Apfel, Stachelbeere schmeckend.
Es muss nicht erst ein großer Name wie der Dirk van der Niepoorts fallen, um sich solche Weine vorzustellen. Auch weniger bekannte Güter erzeugen solche authentischen, individuellen Weine. Ein solcher Familienbetrieb ist die Quinta Edmon Do Val. Sie durfte einen seiner Weine auf einer C.V.R.V.V.-Großverkostung während unserer Reise vorstellen. Er fiel allein dadurch auf, dass er so gar nicht dem süßlichen Frischedogma anderer Vinhos Verdes entsprach. Allerdings handelte es sich um einen Vinho Verde, der ausschließlich aus Alvarinho-Trauben gekeltert war – ohnehin die Königsklasse unter den Vinho-Verde-Weinen. Leider hat diese Edmon Do Val den Export nach Deutschland bisher noch nicht geschafft.
Inzwischen gibt schon über 200 solcher privater Quintas, die nicht nur Trauben anbauen, sondern auch einen eigenen Wein abfüllen. Nicht alle arbeiten auf dem Niveau der Quinta Edmon Do Val. Viele Besitzer solcher Quintas eifern den industriellen Vorbildern nach, um am Erfolg großer Weltmarken wie Casal von der Quinta da Aveleda oder Gazela von Sogrape teilzuhaben. Das Ergebnis: Marketingprodukte, die durch Nachbearbeitung im Keller genau auf die Bedürfnisse des Marktes hin getrimmt sind.
Hai !
Weiss nicht wieso dieser Wein ausgguckt wurde, Aldi wird wohl 40cent pro Liter bezahlen — nehme man doch rebsortenreine Weine aus Azal, Avesso, Arinto, Loureiro oder Alvarinho und/oder schaue im Fachandel im Bereich 4,90 bis 7,50 und/oder nehme Alvarinho von Soalheiro und/oder schreibe über billig-Prosecco……
Jammern können doch Andere, oder ???
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Love, Peace and RocknWein
Jörg Rekate
[…] weiß, der Vinho Verde aus dem gleichnamigen Anbaugebiet hat hier viele Fans. Ich gehöre nicht dazu. […]