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Verheerende Fröste in Frankreich: teilweise 100 Prozent der Triebe erfroren

Die Nacht vom 7. auf den 8. April 2021 war die schlimmste. Nachdem das Thermometer schon in an den beiden Nächten davor auf unter – 3°C gesunken war, zerstörte eine eiskalte Luftfront in vielen Teilen Frankreichs einen großen Teil der Reben. Betroffen sind nicht nur die Champagne und das Burgund, sondern auch der Süden und Südwesten des Landes. An der Rhône, in der Provence, in Teilen des Languedoc und Bordeaux’ wird bereits jetzt von Schäden bis zu 100 Prozent gesprochen. „Es handelt sich um das wahrscheinlich größte Desaster der Landwirtschaft im bisherigen Jahrhundert“, erklärte der französische Landwirtschaftsminister Julien Denormandie.

Die genaue Schadenshöhe ist noch nicht abzusehen. Erstens drohen weitere Spätfröste, und zweitens muss abgewartet werden, ob sich einige Reben von dem Kältschock erholen können – und wie viele. Am schlimmsten hat es wieder mal das Anbaugebiet von Chablis getroffen. Aufgrund der Kessellage konnte dort die kalte Luft nicht abfliessen, so dass dort in mehreren Bereichen von einer Schadensquote bis zu 100 Prozent ausgegangen wird. Gleiches gilt für Teile der Loire. Um Nantes herum beträgt die Schadensquote durchschnittlich 80 Prozent. Einzelne Weingüter melden 100 Prozent Ausfall. Fast ebenso heftig hat der Frost in Anjou und Saumur gewütet. Weiter landeinwärts in Sancerre und Pouilly Fumé sind „nur“ etwa 60 Prozent der Rebflächen betroffen. Schlimm sieht es auch in der Champagne aus. Dort wurde in der Nacht zum 8. April einen halben Meter über dem Boden – 8°C gemessen. Vor allem die Chardonnay-Reben hat es hart getroffen, die, weil sie als erste austreiben, schon weit entwickelt waren. Am wenigstens betroffen ist die Sorte Pinot Meunier, die am spätesten austreibt. Auch die Côte d’Or hat schwer gelitten. Dort fürchtet man, dass 50 Prozent aller Reben erfroren sein könnten. Aus dem Maconnais und dem Beaujolais werden ebenfalls hohe Frostschäden gemeldet. Auch im Jura sind die Rebberge großflächig zerstört.

Ungewöhnlich ist der extreme Kaltlufteinbruch für den Süden, wo im Frühjahr normalerweise ein mildes mediterranes Klima herrscht und Spätfröste weitgehend unbekannt sind. Schwere Verluste verzeichnet zum Beispiel die nördliche Rhône, wo die Vegetation schon ziemlich weit fortgeschritten war. Trotz Öfen, Feuerkerzen, Strohfeuern, Windmühlen und teilweise Helikoptern, die die ganze Nacht tief über den Reben kreisten, um die Luft zu verwirbeln, erlitten praktisch alle Appellationen dort bei Temperaturen von – 6°C schwere Verluste. Im Bereich von Hermitage schätzt man, dass 90 Prozent des Jahrgangs verloren ist – eine Katastrohe. Im Départment Var in der Provence sanken die Temperaturen zeitweise sogar auf – 9°C. Ebenso dramatisch sind die Schäden im Languedoc. In den Départments Gard, Hérault, Aude und Limoux rechnen die Experten ebenfalls mit extrem hohen Verlusten. Im Bereich um Lézignan-Corbières und Ouveillan berichten Winzer von 90 Prozent zerstörter Triebe. Etwas glimpflicher kamen das meernahe Fitou und das Roussillon davon.

Auch Bordeaux ist schwer betroffen. Die größten Schäden hat der Frost in Barsac, Sauternes und Graves sowie in Blaye angerichtet. Dort sind stellenweise 90 Prozent der Reben zerstört. Auch in St. Emilion und seinen Satelliten waren viele Winzer starr vor Entsetzen nach der Frostnacht. Die oft schon fünf Zentimeter langen Triebe sind braun und hängen schlaff nach unten. Der Grand Cru Château Grand Corbin-Despagne vermeldet beispielsweise, dass 90 Prozent seiner Weinberge vom Frost zerstört sind. Am linken Ufer der Gironde hat der Frost weniger stark gewütet. Aber auch im Médoc sind große Teile der Weinberge dem Spätfrost zum Opfer gefallen. Am schlimmsten hat es Listrac getroffen. Die nächsten vier Wochen werden zeigen, ob sich einzelne Reben erholen können, um die nach heutigem Stand verheerende Bilanz abmildern.

 

 

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