Segura Viudas produziert drei Basis-Schaumweine. Alle drei kosten um die zehn Euro und sind ihr Geld allemal wert: saubere, eher fruchtige denn mineralische Schaumweine, delikat im Geschmack, unkompliziert zu trinken. Sie werden aus den typischen Rebsorten Catalunyas gekeltert – wie die Region Penedès auf Katalanisch heißt: Macabeo, Parella, Xarel-lo, der Rosé aus Trepat und Garnacha.
Sicher, die Trauben für diese Basis-Cavas sind nicht handverlesen. Sie kommen von Hunderten kleiner Winzer, und die Ertragsbegrenzungen, denen sie unterliegen, sind nicht die strengsten. Natürlich werden die Cavas vorschriftsgemäß nach der traditionellen Methode, als per Flaschengärung, hergestellt. Doch von Hand gerüttelt werden sie nicht, sondern maschinell auf Gyro-Paletten entheft. Ansonsten könnte Segura Viudas seine Cavas nicht zu einem so günstigen Preis anbieten.
Doch am Ende sind die drei Schäumer in sich stimmig: perfekte Begleiter zu Iberico-Schinken, Oliven, rohem Fisch, gegrilltem Gemüse, Omelett oder einen der zahlreichen spanischen Ziegen- oder Schafskäse. Wenn die Dosage von 9 Gramm/Liter bei der traditionell niedrigen Säure die Cavas auch etwas gefällig erscheinen lässt, so dürfte dies den meisten Konsumenten eher entgegen kommen als stören.
Die Reserva Heredad
Das Flaggschiff von Segura Viudas ist die Reserva Heredad: Dieser Premium-Cava übersteigt die Qualität der Basisprodukte noch einmal deutlich: ein cremiger, auch nach vier bis fünf Jahren auf der Hefe noch ausgesprochen frischer Schaumwein, der elegant im Glas perlt und mit seinem leicht rauchigen, an Toast und reife Äpfel erinnernden Geschmack auch höhere (manche behaupten: höchste) Ansprüche befriedigen kann. Mit einem Preis zwischen 22 und 25 Euro ist er zwar nicht billig. Für Leute, die 30 Euro und mehr für mittelmäßige Markenchampagner auszugeben gewohnt sind, ist er hingegen ein Schnäppchen.
Zugegeben, die Flasche mit ihrem patinierten Zinnfuß und dem altspanischen Liliendekor am Korpus lässt Schlimmes ahnen. Doch der Inhalt der Flasche widerlegt das Äußere. Dieser Cava strahlt handwerkliche Präzision aus, auch wenn er aus dem größten Betrieb der spanischen Weinindustrie kommt.
Teil des Freixenet-Imperiums
Die Kellerei Segura Viudas gehört nämlich zum Freixenet-Imperium. Sie befindet sich in Sant Sadurni d’Anoia und wurde 1959 von der aus Barcelona stammenden Familie Ferrer erworben, den Hauptaktionären von Freixenet. Während Freixenet 200 Millionen Flaschen im Billigsegment produziert, füllt Segura Viudas „nur“ acht Millionen ab. Auf die Reserva Heredad entfallen davon wenige hunderttausend Flaschen.
Den Kommentaren vieler in- und ausländischer Weinkritiker zufolge gehört Seguras Viudas zu den unterbewertesten Schaumweinmarken der Welt. Auch wenn Papier geduldig ist: In vielen Proben haben sich seine Cavas, vor allem die Reserva Heredad, gegen teurere, bekanntere Schaumweine durchgesetzt.
Bis zu 60 Monate Hefelager
Die Trauben für den Premium-Cava kommen übrigens aus familieneigenen Weinbergen im Alt Penedès, also aus den höher gelegenen Teilen des Weinanbaugebiets südlich von Barcelona. Er wird nur aus Macabeo und Parellada gewonnen, den beiden höchstwertigen Cava-Sorten. Der Grundwein besteht ausschließlich aus dem Most der ersten Pressung.
Nach der ersten Gärung liegt der Wein bis zu 60 Monate auf der Hefe. Die Dosage ist mit 11 Gramm/Liter etwas höher als bei den Basis-Cava. Dennoch schmeckt die Reserva Heredad trockener, weil sie eine höhere Säure aufweist. Zu einem Cracker mit einem Würfel reifem spanischen Queso – herrlich!