2009 Lavradores de Feitoria, Douro Tinto

Jeder weiß, was ein Portwein ist – aber immer weniger Menschen trinken ihn. Deshalb gehen viele portugiesischen Winzer aus dem Douro-Tal dazu über, statt des süßen, gespriteten Ports einen trockenen Rotwein zu erzeugen. Dieser tolle Tinto ist so ein Wein: herrlich fruchtig, aber doch tanninbetont, moderat im Alkohol und noch moderater im Preis. Von Ulrich Sautter.

18 im Douro-Tal ansäs­si­ge Quin­tas (so nennt man in Por­tu­gal das, was in Frank­reich Domaine und in Deutsch­land Wein­gut hei­ßen wür­de) schlos­sen sich im Jah­re 2000 zusam­men, um gemein­sam Wein zu pro­du­zie­ren – roten über­wie­gend und Tisch­wein, der zum Essen getrun­ken wer­den kann. Die Reb­sor­ten, die auf ihren zusam­men 600 Hektaren Wein­berg wach­sen, sind die­sel­ben, die auch für Port­wein ver­wen­det wer­den: Tou­ri­ga nacio­nal, Tou­ri­ga Fran­ca, Tin­ta Roriz und Tin­ta Bar­ro­ca. Aber aus ihnen erzeu­gen sie kei­ne süßen, son­dern tro­cke­ne, unge­sprite­te Rot­wei­ne. Und als Bera­ter enga­gier­ten sie einen Star der Port­wein­zo­ne, der als Hans-Dampf-in-allen-Gassen auch hier­zu­lan­de ein Begriff ist: Dirk van der Niepoort.


Die Fas­zi­na­ti­on guten Port­weins liegt in sei­ner vibrie­ren­den Mine­ra­li­tät, die ihm selbst bei 20 Volu­men­pro­zent einen Anflug von Leich­tig­keit ver­leiht. Die­se Fas­zi­na­ti­on ist die Fol­ge der Schie­fer­bö­den im Dou­rot­al. Nicht von unge­fähr wur­den die Wein­ber­ge am por­tu­gie­si­schen Teil des Dou­ro frü­her als alle ande­ren klas­si­fi­ziert: Schon 1756 zog der Mar­quès de Pom­bal eine Gren­ze – genau dem Schie­fer ent­lang. Mit der Macht des abso­lu­tis­ti­schen Herr­schers ließ er alle Reb­stö­cke ver­nich­ten, die außer­halb der pri­vi­le­gier­ten Zone wuchsen.

Kein Wun­der also, dass sich die fili­gra­ne Mine­ra­li­tät des Schie­fers auch in die­sem Rot­wein wie­der fin­det: ein recht ele­gan­ter Roter, kno­chen­tro­cken und mit 13 Volu­men­pro­zent auch nicht über­mäch­tig im Alko­hol­ge­halt. Anders, als vie­le in die Prestige-Liga zie­len­de Rot­wei­ne berühm­ter Port­häu­ser über­treibt es der Lav­ra­do­res de Fei­toria auch nicht mit dem Tan­nin­reich­tum. Er wirkt schlank und seh­nig, und er strahlt eine ange­neh­me Fri­sche aus.

Durch sei­ne unbe­schwer­te, saf­ti­ge Art passt er zu Puten­ge­schnet­zel­tem eben­so gut wie zur Piz­za, beson­ders wenn die­se mit Sala­mi belegt ist. Die boden­stän­di­gen Por­tu­gie­sen trin­ken ihn auch zum Sonn­tags­bra­ten, obwohl er der ein­fachs­te Wein im Sor­ti­ment der Lav­ra­do­res de Fei­toria ist. Aber ein Sonn­tags­bra­ten besteht, zumin­dest auf dem Land, meist aus irgend­et­was Schwei­ner­nem, vor­zugs­wei­se vom Span­fer­kel. Und da der Wein kei­ne Frucht­bom­be ist, nimmt er dem Bra­ten nichts weg.

Die ver­ei­nig­ten “Bau­ern des Han­dels­hau­ses” (so die Über­set­zung von Lav­ra­do­res de Fei­toria) ver­fü­gen zwar schon über eine Trau­ben­müh­le und stamp­fen ihre Trau­ben nicht mehr mit den Füs­sen, wie es im Douro-Tal teil­wei­se noch immer üblich ist. Aber sie prak­ti­zie­ren trotz­dem die tra­di­tio­nel­le Form der Wein­be­rei­tung ohne tech­ni­sche Tricks und  Mätz­chen. So kann man die­sen rubin­ro­ten, saf­ti­gen Tin­to vor­be­halt­los zum Genuss emp­feh­len, jetzt und in den nächs­ten zwei bis drei Jahren.

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