Griechenland ist, was den Wein angeht, eine Welt für sich, und Kreta erst recht. Weil es so heiß und so trocken ist, wurden auf Kreta jahrelang nur Süßweine erzeugt. Inzwischen sind die Weinkellereien auf trockene Weine umgesattelt, der Touristen, vor allem aber auch der internationalen Märkte wegen, die nach leichten, frischen, preiswerten Weinen suchen. Selbst die Einheimischen können mit den likörhaft-süßen Tropfen immer weniger anfangen. Doch großen Lorbeer haben die Kreter auch mit den meisten ihrer trockenen Weine bisher selten errungen. Viele Weiße sind mager und dünn, der größte Teil der Roten ziemlich schlicht.
Nur eine knappe halbe Autostunde von Heraklion entfernt
Weinberge bei DafnesDoch das heißt nicht, dass Kreta weinmäßig nichts zu bieten hätte. Schon eine knappe halbe Autostunde südlich der Hauptstadt Heraklion befindet sich ein kleines Weingut, auf dessen Weine keine der Beschreibungen zutrifft. Es heißt Douloufakis, befindet sich bei dem 1500-Seelen-Dorf Dafnes und produziert ein Dutzend Weine, die teilweise höchst respektabel sind. Ihr Ruf ist so gut, dass sie inzwischen kein Geheimtipp mehr sind. Selbst Robert Parker, der amerikanische Weinkritiker, hat sie entdeckt und ausführlich beschrieben – sehr anerkennend übrigens. Jedenfalls gehört Douloufakis zu den wenigen Winzern Kretas, dessen Weine die Insel in alle Richtungen verlassen – auch in Richtung Deutschland.
„Massentauglich“ laut Parker
Der interessanteste Wein in Douloufakis’ Sortiment ist der Dafnios, ein Rotwein aus der einheimischen Liatiko-Traube. Ein knochentrockener, hell rubinroter Wein mit viel Frucht und zarter Würze, einem mildem Tannin und einer weichen Säure, der herrlich unkompliziert zu trinken ist und dabei den Mund aufs Angenehmste füllt. „Massentauglich“ hat Parker ihn genannt, was kein Vorwurf ist. Im Gegenteil: Der Dafnios ist ein gänzlich eigenständiger Wein, der keinen „internationalen Geschmack“ imitieren will, sondern sich eine gewisse Wildheit bewahrt hat. Wahrscheinlich bezieht sich das Adjektiv „massentauglich“ auf den Preis. Der liegt bei 7,95 Euro, sodass der Wein auch für jene, deren Portemonnaie nicht so prall gefüllt ist, erschwinglich ist.
Wichtig ist nur, dass man den Wein kühl trinkt, also mit 15 Grad Celsius etwa. Denn der Dafnios mag zwar leicht zu trinken sein, ist beileibe aber kein leichter Wein. Auf dem Etikett prunkt er mit 13,5 Vol.% Alkohol. Und das, obwohl die Lese für ihn schon Anfang August stattfindet. Eine längere Lagerung ist nicht anzuraten, und auch nicht nötig. Der Wein sollte konsumiert werden, so lange er frisch ist.
Im Piemont gearbeitet
Das Dorf Dafnes liegt am Fuß des Ida-Gebirges. Dessen höchster Gipfel ist fast so hoch wie der Schweizer Säntis, nämlich 2456 Meter. Die kretischen Winter sind zwar mild, aber der Berggipfel ist immer schneebedeckt. Eigentlich ist Dafnes berühmt für seine Süßweine. Doch Nikos Douloufakis, der jetzige Inhaber, hat die süßen Weine in seinem Sortiment auf ein Minimum reduziert. Der studierte Önologe hat eine Zeit lang im Piemont gearbeitet und von den Italienern gelernt, wie man zuckerreiche Moste durchgären lässt.
Und zuckerreich sind sie, die Säfte, die nach dem Pressen der Trauben in die Stahltanks fließen. Kreta ist der südlichste Punkt Europas. Die sommerlichen Tagestemperaturen klettern im östlichen Teil der Insel, wo Dafnes liegt, locker auf 40 Grad Celsius. Regen fällt in den drei Sommermonaten so gut wie gar nicht. Nur Oliven und Reben halten der Trockenheit stand, und Wildkräuter wie Thymian, Salbei, Minze und Diptam-Dost, die kretische Oregano-Spezies. Ihr Würzduft findet sich übrigens auch im Wein wieder.
Angesichts der sommerlichen Hitze ist Temperaturkontrolle bei der Gärung unerlässlich. Douloufakis ist diesbezüglich mit modernster Technik ausgerüstet. Ohne sie besäßen seine Weine nicht jene Frische und Klarheit, die diesen Wein von der heißen Peripherie Europas zum erfrischenden Genuss machen.
Der Wein
2013 Dafnios, Dafnes P.D.O. | Douloufakis
Preis: 7,95 Euro
Bezug: www.wineandnature.com
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Gern werde ich einige Ansichten, die im Artikel genannt wurden, etwas klarer fassen:
1. Die Zeiten, in denen überwiegend Süßweine auf Kreta gemacht wurden, sind schon Jahrzehnte vorbei und „nur“ ist sachlich total falsch!
2. Das „massentauglich“ von Parker bezieht sich selbstverständlich auf das außerordentlich gute Preis-Leistungsverhältnis des Weins. Das bedeutet im Klartext, dass der Tropfen locker international mithalten kann und daher auch entsprechend anerkannt sein sollte.
3.Gemäß Auskunft vieler anderer Experten soll man den Wein ganz und gar nicht so kühl trinken, wie Sie schreiben, sondern bei ganz normalen Rotwein-Temperaturen. Das Herunterkühlen lässt den Wein eher „unkompliziert“ erscheinen und unterdrückt die wunderbare Aromavielfalt des Dafnios Rot. Daher rate ich davon ab!
4. Dafnios Rot ist sicher nicht „der inter¬es¬san¬teste Wein“ des Winzers. Da Sie die anderen Weine des Weinguts laut eigener Auskunft gar nicht kennen, verstehe ich diese Schlussfolgerung nicht!
5. Die Weißweine von Douloufakis und von anderen Winzern sind alles andere, nur sicher nicht mager. Dass die Weißen von Kreta kaum “Lorbeeren” (Auszeichnungen etc.) gesammelt haben, ist falsch. Gerade Douloufakis beweist das genaue Gegenteil, wie man bei uns im Shop und auch auf der Homepage von Douloufakis auch erkennen wird.
6. Der Wein hat eine Lebensdauer von mindestens 5 Jahren … frisch kann er zwar genossen werden, man rät aber dazu, den Wein 2 bis 3 Jahre zu lagern, damit er eine gute Trinkreife hat.
VG
Ralph Urban
Wine & Nature