Unter 10 Euro: toller Welschriesling von Herist

Dieter Herist Artikelbild
Kann Welschriesling ein guter Wein sein? Anne Krebiehl MW sagt ja. In London traf sie den österreichischen Jungwinzer Dieter Herist, der mit seinem Welsch alle gängigen Vorurteile widerlegt.

„Der Wein­berg ist das Gedächt­nis des Wein­guts“, sagt Jung­win­zer Die­ter Herist aus dem Süd­bur­gen­land und meint damit die Welschriesling-Reben, die noch aus der Zeit sei­ner Groß­el­tern stam­men. Sel­ten redet jemand so wie er von die­ser Aller­welts­sor­te, die Weiß­wein meist auf den kleins­ten gemein­sa­men Nen­ner her­un­ter­bricht. Mit 3.597 Hekt­ar Reb­flä­che bean­sprucht Welsch­ries­ling den zwei­ten Platz unter allen Weiß­wein­sor­ten Öster­reichs, obwohl zwi­schen ihr und den 15.517 Hekt­ar des Grü­nen Velt­li­ners, der häu­figs­ten öster­rei­chi­schen Sor­te, sich doch noch eine gro­ße Kluft auftut.

Den­noch: Gewöhn­lich ent­steht aus der Sor­te Welsch­ries­ling ein ein­fa­cher, neu­tra­ler Schop­pen­wein, der dann zum durst­lö­schen­den G’spritzten wird, „damit das Was­ser ned ganz so fad schmeckt“, wie es in Öster­reich heißt. Herists Welsch­ries­ling ist ganz anders. Er prunkt zwar auch mit Fri­sche und Unkom­pli­ziert­heit, aber im Gegen­satz zu dem Meer von wäss­ri­gen, geschmacks­neu­tra­len Wei­nen auch mit Ele­ganz, Tex­tur, einer gewis­sen Aro­m­en­tie­fe sowie mit pikan­ter Wür­ze, so als hät­te er dem Wein ein paar Trop­fen sal­zi­ge Soja­sauce zuge­ge­ben. Ein der­ar­ti­ger Welsch­ries­ling gehört nicht in den Offen­aus­schank, son­dern auf den Tisch. Zu einem Tafel­spitz­sülz­chen etwa, oder zu einem Vitel­lo ton­n­a­to, zu luft­ge­trock­ne­tem Schin­ken, zu Spa­ghet­ti alle vongole.

2014 Rechnitz Welschriesling
2014 Rech­nitz Welschriesling

„Nor­ma­ler­wei­se wird Welsch­ries­ling ein­fach zu früh geern­tet und zu kalt ver­go­ren“, ist Herist über­zeugt. „Dann hat er kei­ne Bukettrei­fe, die meis­ten schme­cken dann bereits im Som­mer nicht mehr.“ Sei­ne alten Welsch­ries­lin­gre­ben ste­hen auf Grau-, Blau- und Ton­schie­fer­bö­den, wer­den mit Lie­be gepflegt und erst bei vol­ler Rei­fe geern­tet. Bis zu 30 Stun­den Mai­sche­stand­zeit bedeu­ten, dass die in den Bee­ren­häu­ten ent­hal­te­nen Aro­men vor Beginn der Gärung aus­ge­laugt wer­den und in den Most über­ge­hen. Dann wer­den Most und Mai­sche gepresst, rela­tiv trüb in gro­ßen, gebrauch­ten Holz­fäs­sern von 600 bis 900 Litern ver­go­ren, spon­tan. Ein Jahr bleibt der Wein auf der Voll­he­fe. Herist kann sich das leis­ten, weil sein Lese­gut gesund ist. Mal fin­det der bio­lo­gi­sche Säu­re­ab­bau statt, mal nicht: „Der Wein wird, was er wer­den will.“

Auf dem Eti­kett des Weins steht groß nur sein Name und der des Ortes, wo sei­ne Wein­ber­ge lie­gen: Rech­nitz. Eine klei­ne Weiß­wein­in­sel im Süd­bur­gen­land. Dort regiert eigent­lich der Blau­frän­kisch. Aber Rech­nitz war immer Welschriesling-Land. Meist schreibt er den Namen der Sor­te des­halb gar nicht aufs Eti­kett. „Wer Rech­nitz sagt, meint Welschriesling.“

Sein 2014er Rech­nitz hat immer noch leicht reduk­ti­ve Gär­no­ten an der Nase. Was die Exqui­se die­ses Weins aus­macht, merkt man erst am Gau­men: die fei­nen mine­ra­li­schen Noten, die mil­de Säu­re, die stof­fi­ge Sub­stanz. Herist möch­te mit die­sem Wein den Stel­len­wert des Welsch­ries­lings in Öster­reich ver­än­dern, möch­te das Aschen­put­tel zu einer Prin­zes­sin machen. Das ist ihm selbst in einem schwie­ri­gen Jahr­gang wie 2014 gelungen.


2014 Rechnitz Welschriesling | Herist

Preis: € 9,81 (bei Abnah­me von 12 Flaschen)
Bezug: www.weinco.de
Ande­re Bezugs­quel­len: www.weinhalle.de


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