Unter 10 Euro: toller Bordeaux, auch für Mindestlöhner bezahlbar

Unter 10 Euro: Val de Roc
Unter 10 Euro: Val de Roc
Seit dem 1. Januar 2015 gilt in Deutschland ein Mindestlohn von 8,50 Euro – auch für junge Praktikanten. Das ist wenig, aber besser als gar nichts. Hier die Empfehlung eines tollen Bordeaux, für den ein Mindestlohn-Jobber nur etwas mehr als eine Stunde arbeiten müsste.

Sicher, die­ser Wein ist kein Hoch­ge­wächs. Aber er  kommt aus dem gro­ßen Jahr­gang 2010, der unge­heu­er dich­te Wei­ne mit rei­fem Tan­nin und schö­ner, sat­ter Frucht her­vor­ger­bacht hat. Einer der Vor­zü­ge die­ses Jahr­gangs ist, dass die Wei­ne jetzt schon mit gro­ßem Genuss getrun­ken wer­den kön­nen. Für Leu­te, die kei­nen Wein­kel­ler besit­zen und auch nicht den Ehr­geiz haben, Wei­ne lan­ge zu lagern, lohnt es sich also, zu so einem Wein zu greifen.

Nur ein Bordeaux Supérieur

Erst recht, wenn es sich um den Cha­teau Val de Roc han­delt: nur ein ein­fa­cher Bor­deaux Supé­ri­eur. Aber was für einer! Dun­kel, dicht, duf­tig mit Nuan­cen von roten Bee­ren, Min­ze, Zedern­wür­ze, Bit­ter­scho­ko­la­de, unge­heu­er tief, dabei straff gewo­ben und mit jenem staub­fei­nen Tan­nin, das es nur in gro­ßen Jah­ren gibt – und auch dann nur, wenn der (oder die) Wein­ma­cher etwas von seinem/ihrem Hand­werk verstehen.

Beim Châ­teau Val de Roc dürf­te die­se Vor­aus­set­zung erfüllt sein. Séveri­ne Gri­mal und Lau­rent Val­let arbei­ten bei­de auf Châ­teau Aus­o­ne, dem berühm­ten Grand Cru Clas­sé „A“ von Saint Emi­li­on. Val de Roc, Séver­i­nes 5,7 Hektar-Besitz, liegt in der Gar­ten­land­schaft nörd­lich von Libourne. Sie ist die Win­ze­rin. Lau­rent ist chef de cul­tu­re auf Ausone.

Der Wein­berg von Val de Roc ist mit 70 Pro­zent Mer­lot, 20 Pro­zent Caber­net Sau­vi­gnon und 10 Pro­zent Caber­net franc bestockt. Der Wein enspricht die­sem Mischungs­ver­hält­nis. Nur ein Drit­tel wur­de in Bar­ri­ques aus­ge­baut. Der gro­ße Rest reif­te im Edelstahl.

Erstmals auf Chateau Ausone präsentiert

Auch wenn es Sévé­ri­ne und Lau­rent noch an Geld fehlt, um ihr Châ­teau zu moder­ni­sie­ren, so zeigt ihr Val de Roc doch, dass auch außer­halb der bekann­ten Appel­la­tio­nen in Bor­deaux mit Hin­ga­be und Kön­nen groß­ar­ti­ge Wei­ne erzeugt wer­den kön­nen. Den 2010er durf­ten die bei­den übri­gens auf Châ­teau Aus­o­ne der Öffent­lich­keit vorstellen.

Die 9,90 Euro, die eine Fla­sche die­ses beein­dru­cken­den Bor­deaux kos­tet, sind zwar nicht wenig für einen Mindestlohn-Jobber, zumal es Bordeaux-Weine beim Dis­coun­ter  schon sehr viel bil­li­ger gibt. Aber der größ­te Teil des­sen, was da im „Abverkaufs-Regal“ steht, ist nichts als Res­te­ver­wer­tung. Der Val de Roc dage­gen ist der Grand Vin eines klei­nen Châ­teau. Ein Riesenunterschied.

Grand Vin eines kleinen Château

Bei den Bordeaux-Weinen unter 10 Euro, die der Dis­coun­ter Lidl zum Bei­spiel in sei­nem Online-Shop anbie­tet, steht noch nicht ein­mal der Name des Châ­teau in der Beschrei­bung. Der Kun­de liest nur „Côtes de Bor­deaux“ oder „St. Emi­li­on Grand Cru“. Er muss erst das Fla­schen­fo­to anschau­en und den Erzeuger-Namen auf dem Eti­kett dechif­frie­ren, um zu erfah­ren, wes Wein er trinkt.

Wer die Fla­schen­ab­bil­dun­gen ver­grö­ßert, wird außer­dem bemer­ken, dass der Jahr­gang fein säu­ber­lich weg­re­tu­schiert wur­de. War­um wohl? Wahr­schein­lich han­delt es sich um die klei­nen Jahr­gän­ge 2011, 2012 und 2013, die da ange­bo­ten wer­den. Auch in den Beschrei­bun­gen, zu denen man wei­ter­kli­cken kann, taucht der Jahr­gang nicht auf. Ver­hält sich so ein seriö­ser Weinhändler?

Trotz­dem gibt es, wenn man nicht gera­de in die 2,99-Euro-Schublade greift, manch ordent­li­chen Wein bei den Dis­coun­tern. Nur kos­ten die fast immer auch soviel wie im Fach­han­del. Qua­li­tät wird nicht nachgeschmissen.


2010 Château Val de Roc

Preis: 9,90 Euro
Bewer­tung: 89/100 Punkte


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